Sport/Fußball-EM

Ronaldo führt Portugal ins EM-Finale

Was wird sich Ruby May Ridgeway jetzt denken? Die junge Dame ist die Verlobte von Joe Ledley, dem Mittelfeldspieler der Waliser. Eigentlich hätten die beiden am Samstag in Ibiza heiraten sollen. Doch nach dem Sieg im Viertelfinale gegen Belgien sagte Ledley die Trauung ab. Voreilig, wie sich am Mittwoch herausstellte. Denn Ledley hat am kommenden Samstag nun doch Zeit.

Wales ist aus dieser Europameisterschaft ausgeschieden. Portugal steht nach dem 2:0-Sieg im Finale. Im Stade de France ist am Sonntag Frankreich oder Deutschland der Gegner.

Vorsichtiger Beginn

Die Partie begann, wie man es erwartet hatte: Beide Teams hatten spürbar Angst vor einem Gegentor. Beide Abwehrreihen ließen kaum Chancen zu. Bei den Portugiesen musste Pepe verletzungsbedingt passen, für ihn begann in der Innenverteidigung Bruno Alves. Der 34-Jährige spielte seine erste Partie nach einem Kung-Fu-Foul mit anschließendem Ausschluss im Freundschaftsspiel gegen England am 2. Juni. Auf Seiten der Waliser ließ die massive Dreier-Abwehrkette Chester – CollinsWilliams kaum echte Chancen zu.

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Besonders der grimmige James Collins von West Ham hatte Portugals Superstar Cristiano Ronaldo im Griff. Sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Denn einmal legte der 32-Jährige seinen Arm über Ronaldo, der Real-Stürmerstar ging zu Boden – man hätte durchaus Elfmeter pfeifen können.

Portugal hatte leichte Vorteile, nach einem Doppelpass mit Ronaldo schoss João Mário am langen Eck vorbei (16.). Wales beschränkte sich aber nicht nur darauf, den Ball wegzuschlagen, sondern wollte auch mitspielen. Bale kam nach einem flach aufgespielten Eckball zur ersten Chance (19.). Vier Minuten später kam er wieder zum Schuss – Tormann Rui Patricio hatte keine Probleme. Torlos ging es in die Halbzeit.

Wilder Wiederbeginn

Nach Seitenwechsel kamen die 58.000 Zuschauer in Lyon dann auf ihre Rechnung. Nach einem Eckball schraubte sich Ronaldo in die Luft, mit einem Kopfball wie ein Schuss aus sieben Metern ließ er Tormann Wayne Hennessey keine Chance (50.).

Es war das neunte Tor für Ronaldo bei Europameisterschaften, damit zog der 31-Jährige mit Michel Platini gleich. Der Franzose benötigte dafür aber nur eine EM, jene 1984. Ronaldo spielt mittlerweile seine vierte Europameisterschaft.

Der dreifache Weltfußballer des Jahres war es auch, der beim 2:0 seine Beine im Spiel hatte. Seine scharfe Vorlage spitzelte Nani im Rutschen ins Tor. Der 29-Jährige, der knapp nicht im Abseits stand, erzielte damit seinen dritten Treffer im sechsten Spiel dieser EM (53.).

Plötzlich hatten es die Waliser eilig, sie versuchten das Spiel zu machen, und für die erleichtert aufspielenden Portugiesen eröffneten sich Räume. Einen Freistoß schoss Ronaldo knapp drüber (63.), einen Fehler von Hennessey konnte Nani nicht ausnützen (65.) und kurz vor Schluss schoss Ronaldo nach einem Solo ins Außennetz. Auf der anderen Seite zeigte Tormann Rui Patricio seine Klasse bei einem gefährlichen Schuss von Gareth Bale.

Das 2:0 war der erste Sieg von Österreichs Gruppengegner Portugal nach regulärer Spielzeit. Und es war der erste Pflichtspielsieg seit Oktober 2013 mit mehr als einem Tor Differenz.

Cristiano Ronaldo: "Wir wussten, dass es ein langer und harter Weg wird, aber wir wussten immer, dass wir es schaffen können. Ich hoffe, dass ihr mich am Sonntag Tränen der Freude weinen seht. Ich bin jetzt 13 Jahre auf dem Niveau, die Statistiken lügen nicht."

Cedric (Portugal): "Ich bin sehr glücklich. Das war fantastisch. Wales ist eine sehr gute Mannschaft. Wir haben etwas gewartet, in der zweiten Halbzeit ist uns das Tor gelungen. Deutschland und Frankreich sind sehr gut, Wir werden uns vorbereiten. Im Finale kann alles passieren."

Jose Fonte (Portugal): "Wales hat eine super Mannschaft. Sie haben es uns schwer gemacht. Unser Plan war es, die erste Halbzeit gut rumzukriegen und irgendwann zuzuschlagen. Das hat in der zweiten Halbzeit sehr gut geklappt. Wir haben hinten sehr gut gestanden und kaum etwas zugelassen. Uns wird nachgesagt, dass wir nicht attraktiven Fußball spielen können, aber wir haben uns sehr gut durchgesetzt. Frankreich und Deutschland sind tolle Mannschaften. Das wird hart, egal wen wir bekommen."