Sport/Formel-1

Spielberg: Krieg der Sterne und Zuschauerschwund

Der dritte Formel-1-Grand-Prix auf dem Red-Bull-Ring war aus sportlicher Sicht der beste, allerdings sahen ihn in Spielberg so wenige Leute wie noch nie. Ein Resümee:

Das Positive

Die Rennaction. Die Kollision der Mercedes-Piloten in der letzten Runde wird Konsequenzen haben. Der erboste Teamchef Toto Wolff schließt erstmals auch eine Stallorder nicht aus: "Vielleicht muss man unpopuläre Entscheidungen treffen und sie einfach nicht mehr gegeneinander fahren lassen." Der Wiener wird Überzeugungsarbeit leisten müssen, vor allem bei Spielberg-Sieger Lewis Hamilton: "Ich will Rennen fahren, deshalb bin ich hier. Als Rennfahrer willst du keine Teamorder.", Der WM-Führende Nico Rosberg würde so eine Entscheidung hingegen "akzeptieren, wenn sie das wollen". Die Zeit drängt: Bereits am Sonntag steht das Rennen in Silverstone auf dem Programm.

Das Programm. Gratis-Konzerte nationaler und internationaler Bands, ein Rennen der Motorsport-Legenden, eine Flugshow mit Hannes Arch, Public-Viewing der Spiele der Fußball-EM, Autogrammstunden mit allen (!) Fahrern der Formel 1 und ein Fan, der die Zielflagge schwenken darf. Das ist einzigartig im WM-Zirkus. Die Veranstalter haben auch beim dritten Formel-1-Rennen auf dem Red-Bull-Ring fast alles richtig gemacht.

Das Verkehrskonzept. Wenn 50.000 Menschen in einer 5000-Einwohner-Gemeinde ankommen, muss es irgendwo zu Engpässen kommen. Doch die Veranstalter haben aus den vergangenen Jahren gelernt, niemand musste im Stau stehen.

Die Herzlichkeit. Überall gute Laune. Seien es die Menschen bei der Eingangskontrolle, die Verkäufer bei den Ständen, die Einweiser auf den Parkplätzen oder die Besitzer der Campingplätze. Gibt es in der Steiermark nur freundliche Menschen?

Die Westschleife. Noch ist nichts beschlossen und schon gar nicht ist klar, ob die Formel 1 überhaupt über die neue (alte) Strecke fahren würde. Doch alleine die Diskussion, die Westschleife am Red-Bull-Ring zu reaktivieren, verdient Lob. "Das ist die beste Nachricht, die ich in der Formel 1 seit langer Zeit gehört habe", sagt Hamilton. Die alte Strecke besteht, sie müsste nur neu asphaltiert und an die aktuellen Sicherheitsvorschriften angepasst werden. Kritiker bezeichnen die aktuelle Strecke als "Mickey-Mouse-Kurs". Mit der Westschleife würde aber ein spektakulärer, langer Hochgeschwindigkeitskurs entstehen.

Das Negative

Die Zuschauerzahl. Mehr als 200.000 Fans kamen (über das gesamte Rennwochenende) vor zwei Jahren, als die Formel 1 nach Spielberg zurückgekehrt war, heuer waren es 80.000. Bei aller Kritik an den Regeln fehlt ein Lokalmatador. Schön, dass die Österreicher Lauda, Wolff oder Marko im Fahrerlager allgegenwärtig sind, doch nur ein Österreicher auf der Strecke würde den Grand Prix einen Schritt nach vorne bringen. Dieser Pilot ist aber weit und breit nicht zu sehen.

Die Preise. Zudem sind Wochenendtickets zwischen 195 und 495 Euro für einen Sitzplatz für viele Fans nicht leistbar. Auch nicht günstig sind ein halber Liter stilles Wasser für 3,50 Euro, ein Bier für 4,50 oder ein Fan-T-Shirt für 45 Euro.