Jenson Button: Ein Triathlet im Formel-1-Auto
Von Florian Plavec
Die Vorbereitung von Jenson Button auf den Grand Prix von Monaco war nicht unbedingt ideal. "Ich bin bisher keinen einzigen Meter mit dem MCL32 gefahren", sagt der Engländer. Vor fünf Wochen wurde der 37-Jährige völlig überraschend aus der Formel-1-Frühpension geholt. In Monte Carlo wird er seinen McLaren-Teamkollegen Fernando Alonso ersetzen, der an diesem Wochenende beim Indy 500 starten wird.
Doch der smarte Jenson Button fühlt sich sichtlich wohl im glitzernden Monte Carlo zwischen den Kollegen von früher. "Das hier war viele Jahr lang mein Leben. Es ist surreal, wieder dabei zu sein", sagt er und verspricht: "Ich werde auf das Auto von Fernando aufpassen."
Crash ins Hafenbecken
Hoffentlich. Denn Button testete vor dem Kurz-Comeback ausschließlich im Simulator. Und das ging schief. "Ich bin zwei Mal im Hafenbecken gelandet" erzählte er bei einer Veranstaltung am Montag. "Wo es nach der ersten Kurve steil den Berg hinauf geht, bin ich rechts in die Leitplanke und habe mich überschlagen. Das ist im Simulator zwar nicht so heftig wie im richtigen Auto, aber ein paar Kräfte wirken auch dort."
Mit 305 Grands Prix ist Button der erfahrenste Mann aller Aktiven, nur Rubens Barrichello (323) und Michael Schumacher (307) sind mehr Rennen gefahren. 16 Mal ist Button in Monte Carlo angetreten, 15 Rennen hat er gewonnen und 2009 die Weltmeisterschaft im damals überlegenen BrawnGP. Am Ende des Jahres 2016 schien es, als sei seine Karriere beendet. McLaren nominierte das Duo Alonso/Vandoorne für die Saison 2017. Button blieb der Job als Berater, Entwickler, Ersatzfahrer. Die Chance auf einen Renneinsatz? Gering. Sehr gering.
"Als dann der Anruf von Eric (McLaren-Renndirektor Eric Boullier) kam, habe ich meine Freundin gefragt. Sie hat gemeint: ‚Wenn du das tun willst, dann tu es.’ Natürlich wollte ich. Ich freue mich auf das verrückteste, aufregendste und unvorhersehbarste Rennen."
Der Triathlon-Könner
Körperlich ist Button fitter denn je. "Ich habe viel für meine Triathlons trainiert. und fühle mich gut vorbereitet." Schon neben seiner Formel-1-Karriere war Button begeisterter Triathlet, nun hat er das Training noch einmal intensiviert. Mit Erfolg. Am 14. Mai gewann er in seiner Altersklasse (35–39) den Ironman 70.3 (1,9 km Schwimmen, 90 km Radfahren, 21,1 km Laufen) in Santa Rosa/Kalifornien in einer Zeit von 4:13:54 Stunden. Die Leistung war das Ticket für die Weltmeisterschaft am 9. September in Chattanooga/Tennessee.
Und damit ist Jenson Button einem zweiten großen Karriereziel näher gekommen: "Ich bin alt und werde es mit den besten Triathleten der Welt nicht mehr aufnehmen können", antwortet er auf Nachfrage des KURIER. "Aber das Gewinnen ist schön. Und das werde ich in meiner Altersklasse versuchen. Das wird sicher spaßig."
(aus Monte Carlo)