Sport/Formel-1

Hamilton vs. Vettel: "Nun hat der Kampf begonnen"

Nein, ein Friedensgespräch mit Sebastian Vettel werde es sobald nicht geben, sagte Lewis Hamilton. "Er hat doch meine Nummer gar nicht. Ich gebe die Antwort auf der Strecke", betonte der Mercedes-Pilot nach dem schweren Foul des WM-Führenden beim Grand Prix in Baku. Am Sonntag war Vettel dem Engländer aus Wut über ein hartes Manöver seitlich ins Auto gefahren. Dies brachte Vettel nicht nur eine zehnsekündige Strafe in der Box ein, sondern auch drei Strafpunkte.

Der Eklat scheint der Wendepunkt im bislang so harmonischen WM-Zweikampf der beiden Alphatiere zu sein. Von größtem Respekt war zuletzt das Verhältnis geprägt gewesen. Das ist nun vorbei: "Ich will ihn nicht treffen, das könnte sonst eskalieren", sagte Hamilton in einer ersten Reaktion nach dem Rennen.

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Vettels Aktion sei mit Sicherheit beabsichtigt gewesen: "Es könnte gar nicht klarer sein. Es ist so klar wie ein blauer Himmel. Wir sind weltweit Vorbilder. So sollte sich kein Weltmeister benehmen. Nun hat der Kampf begonnen." Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda legte – halb im Scherz – nach: "Eines Tages wird auch Lewis ihn treffen. Aber nicht mit dem Auto – mit den Fäusten."

Kein Kindergarten

Vettel war weit davon entfernt, sich zu entschuldigen. "Wir sind Männer hier, wir sind nicht im Kindergarten", sagte der 29-jährige Deutsche. Fast trotzig äußerte der Ferrari-Pilot mehrmals seinen Unmut über das Urteil der Rennrichter. Auch Hamilton hätte bestraft werden müssen, denn der hätte am Ende einer Safety-Car-Phase unmittelbar vor ihm gebremst. Allerdings: Die Rennkommissare untersuchten die Telemetriedaten des Silberpfeils, "dabei stellte sich heraus, dass sich Hamilton korrekt verhalten hat", sagte ein Sprecher der FIA.

Auch Ex-Weltmeister Damon Hill sah die Schuld ganz beim Deutschen. "Wenn du so etwas wie Vettel im Straßenverkehr machst, wirst du verhaftet", sagte der 57-jährige Engländer. Mercedes-Teamchef Toto Wolff fühlt sich an das WM-Duell zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton erinnert, die einander vor allem im Vorjahr Scharmützel auf und abseits der Rennstrecke lieferten: "Ab einem bestimmten Zeitpunkt können die Besten, die um den WM-Titel fahren, nicht mehr Freunde sein. Vielleicht haben wir heute die Grenzen des Respekts gesehen."

Rechtzeitig vor dem Rennen in Spielberg am 9. Juli heizt der Konflikt den WM-Kampf auf. "Nach drei Monaten ist zwischen Vettel und Hamilton der Hass explodiert", schrieb La Stampa. Die Gazzetta dello Sport erinnerte an die WM 2006: "Materazzi provoziert, Zidane reagiert mit dem berühmten Kopfstoß." Die Bild schrieb von "Szenen, die man sonst nur vom Autoscooter auf dem Rummel kennt."

Die spanische El País analysierte: "Das absurdeste Rennen der letzten Jahre war so verrückt, dass sogar ein so erfahrener Fahrer wie Sebastian Vettel aus der Fassung gebracht wurde. Dem Deutschen sind die Sicherungen durchgebrannt."

Zu milde Strafe?

Wie viele Fans auf den Onlineplattformen auch, hätte die Marca gerne einen Ausschluss des Deutschen gesehen: "Vettel hätte die Schwarze Flagge verdient gehabt." Die französische Le Monde sah nicht nur Negatives: "Vettel und Hamilton (...) rufen Erinnerungen an die größten Rivalitäten in diesem Sport wach." Gewohnt martialisch schrieben hingegen die britischen Zeitungen, etwa die Sun: "Das ist ein offener Krieg."

Sebastian Vettel (GER) 9
Carlos Sainz jr. (ESP) 8
Nico Rosberg (GER)* 6
Sergio Pérez (MEX) 5
Kevin Magnussen (DEN) 5
Esteban Gutierrez (MEX)* 5
Daniil Kwjat (RUS) 5
Jolyon Palmer (ENG) 5
Nico Hülkenberg (GER) 4
Esteban Ocon (FRA) 4
Stoffel Vandoorne (BEL) 3
Romain Grosjean (FRA) 3
Kimi Räikkönen (FIN) 2
Felipe Nasr (BRA)* 2
Felipe Massa (BRA) 2
Jenson Button (ENG)* 2
Lewis Hamilton (ENG) 2
Pascal Wehrlein (GER) 2
Max Verstappen (NED) 1
* = 2017 nicht in der Formel 1

Konsequenzen: Ab zwölf Strafpunkten wird dem Fahrer die Lizenz für ein Rennen entzogen. Nach einem Jahr verfallen Punkte.