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Formel 1: Warum es für Vettel eng wird

Sebastian Vettel hatte schon angenehmere Wochen in seinem Rennfahrerleben. Etwa in den Jahren 2010 bis 2013, als er im Red Bull vier Mal in Folge den Weltmeistertitel gewann. Mit seinem Wechsel zu Ferrari 2015 wagte der Deutsche den Karriereschritt ins Ungewisse. Mit einem WM-Titel für das traditionsreichste und erfolgreichste aller Formel-1-Teams wollte er sich bei der Scuderia unsterblich machen. Doch es will nicht so richtig laufen bei Ferrari.

Leclerc sekkiert

Nach den ersten drei Rennen fehlen ihm als Viertem bereits 31 Punkte auf WM-Leader Hamilton. Und vor dem Großen Preis von Aserbaidschan am Sonntag muckt auch sein junger und hochtalentierter Teamkollege Charles Leclerc auf. Der 21-jährige Monegasse kämpft um den Durchbruch in die Elite und vermittelte eindringlich, dass er gegen Vettel nicht freiwillig zurückstecken wird. In Schanghai hatte Leclerc den vierfachen Weltmeister nach einer umstrittenen Stallorder vorbeilassen müssen. Vettel wurde dennoch nur Dritter hinter den beiden Mercedes.

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In einer Pressemitteilung ließ Leclerc nun keine Zweifel an seiner Angriffslust aufkommen und präsentierte stolz seine Erfolge auf dem Stadtkurs, der eine seiner „Lieblingsstrecken“ sei: ein Sieg und ein Podestplatz in der Formel 2, dazu im Vorjahr die ersten Punkte in der Königsklasse. Sollte Leclerc weiterhin so starke Leistungen abliefern, wird die von Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hergestellte Hierarchie nicht mehr lange zu halten sein. Der Monegasse wartet nur darauf, bei Ferrari zur Nummer 1 zu werden.

Vettel steht bei Ferrari bis Ende 2020 unter Vertrag. Er hat also nur noch zwei Saisonen Zeit, um sich den Traum vom WM-Titel bei der Scuderia zu erfüllen. Doch was wird danach sein? Wird Vettel mit dann 33 Jahren noch einmal seinen Vertrag verlängern? Man hört, dass sich der Deutsche im italienischen Team nicht mehr so wohl fühlen soll wie zuvor bei Red Bull. Könnte sich Vettel nach 2020 gar schon ins Privatleben zurückziehen?

Ecclestone spekuliert

Für Ex-Formel-1-Boss Bernie Ecclestone ist das durchaus vorstellbar. Der 88-Jährige kennt Vettel gut, und er weiß, dass der Deutsche niemals die Rolle des Nummer-2-Fahrers akzeptieren würde. „Das würde er nie zulassen“, sagte Ecclestone im Gespräch mit dem englischen "Telegraph". „In diesem Fall würde er sofort aufhören.“ Außerdem: „Er ist glücklich mit seiner Familie. Wenn ihn irgendetwas sehr aufregt, dann würde er gehen.“

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Vettel selbst scherzt: „So lange wie er (Ecclestone; Anm.) werde ich sicher nicht in der Formel 1 bleiben. Das ist fix.“ Doch danach wird er ernst: „Ich bin selbstkritisch, ambitioniert und stelle hohe Anforderungen an mich. Ich liebe es, zu fahren.“ Wie es mit seiner Karriere weitergeht, weiß er aber nicht: „Ich habe einen Vertrag, aber das ist nur ein Stück Papier.“ Fakt ist: Vettel braucht im Titelkampf dringend seinen ersten Saisonsieg, am besten schon am Sonntag in Baku.

Berger analysiert

Dies möchte einmal mehr Lewis Hamilton verhindern. Der fünffache Weltmeister kommt in Topform nach Aserbaidschan. Gerhard Berger verglich den 34-Jährigen nun sogar mit dem unvergessenen Ayrton Senna, der am 1. Mai vor 25 Jahren in der Tamburello-Kurve in Imola tödlich verunglückte.