Nader vs. Knezevic: Erster Schlagabtausch in aller Feindschaft
Von Harald Ottawa
Es hatte etwas von einer Wirtshaus-Schlägerei. Hasstiraden, eine etwas demolierte Einrichtung.
Der Schauplatz war nicht irgendein Beisl in der Ottakringer Straße, sondern das SchauTV-Studio in Wien. Wenn zwei Schlägertypen aufeinandertreffen, ist nichts ausgeschlossen. Besagte Schlägertypen sind mit Marcos Nader und Gogi Knezevic die zwei besten Boxer Österreichs und lassen sonst nur im Ring die Fäuste sprechen. Nach zahlreichen Provokationen aus jeder Ecke nahm Knezevic das Wasserglas, schüttete auf Nader und wollte sich und seine Fäuste gleich nachschicken. Securitys hielten die Streithansln zurück ab. Umgefallen sind aber nur Einrichtungsgegenstände.
Freilich, ist auch ein bissl Werbung dabei, auch, wenn sich die Beiden gewiss nicht gemeinsam im Jesolo-Urlaub die Sonne auf den Bauch scheinen lassen würden. In der Erste Bank Arena in Wien-Kagran geht es am 13. April in der Bounce-Fight-Night im Kampf um Wien um einen internationalen Titel (der am Donnerstag bekanntgegeben wird), aber vor allem um viel Ehr’ und Prestige. Und am Mittwoch gab’s eben den ersten, richtigen, auch non-verbalen Schlagabtausch der Mittelgewichtler. "Er trifft mich ja nicht einmal mit dem Wasser", feixt Nader. "Er ist einfach respektlos", sagt Knezevic.
Jahrelang gab es schon Gerüchte um diesen Fight. Während der letzten Bounce-Fight-Night Ende des Vorjahres gab Knezevic bekannt, mit Nader in den Ring steigen zu wollen. Der Auslöser dafür liegt noch einmal ein halbes Jahr zurück. "Nader hat damals einen anderen Knezevic schon in der 2. Runde k.o. geschlagen, viele glaubten, ich wäre dieser gewesen", erinnert sich der 39-Jährige. Ein Serbe namens Darko Knezevic war damals beim Comeback von Nader nicht einmal ein Sparringpartner tauglich, sein Beruf nur schwer zu erahnen.
Heißer Fight
Jetzt sind beide heiß auf den Fight. "Ich werde Knezevic in die Pension schicken. Die Sanitäter habe ich schon bestellt, der Gips schon angerührt", sagt Nader. "Ich werde ihn in einen Ganz-Körper-Gips stecken", kontert Knezevic. Für ihn spricht gewiss nicht das Alter, Nader ist zehn Jahre jünger. Aber eine Verletzung des ehemaligen EU-Champs. Anfang Februar riss die Achillessehne. "Ich schlage ihn aber auch im Stehen", ist sich Nader sicher.
Schon als Knezevic im KURIER-Medienhaus aufgetaucht war, gab es die ersten Tiefschläge für ihn, weil er entgegen der Vereinbarung seine Gürtel vergessen hatte. Nader: "Wer braucht die Gürtel aus den Sechziger Jahren." Gut, immerhin war Knezevic Europameister der Verbände World Boxing Council (WBC), zudem Titelträger der Professional Box Union (PBU), Global Boxing Union (GBU), sowie ehemaliger Interkontinentaler Meister der World Boxing Federation (WBF).
Am 13. April zählt alles nichts. Der erste Gong folgte schon in den Sozialen Medien. "Ich bin immer ehrlich, wenn ich angegriffen werden, kontere ich", sagt Knezevic. In einem sind sich beide einig: "Beste Freunde werden wir nicht mehr."