Ein (Nicht-)Besuch im olympischen Dorf
Von Florian Plavec
Im olympischen Dorf im Stadtteil Barra bleiben die mehr als 10.000 Athleten aus aller Welt unter sich. Nur am Dienstag hatten einige Medienvertreter das Privileg, mit einer speziellen Armbinde das Gelände zu besichtigen, das einen Kilometer südlich des Olympiaparks liegt. 6000 Journalisten hatten sich für die Tour angemeldet, 200 durften rein.
Unter den 200 Privilegierten war der KURIER ... nicht.
Der Insider
Er will zwar nicht beim Namen genannt werden, aber er erzählt weiter, und er erzählt viel, und so erfährt der KURIER-Leser zumindest aus zweiter Hand, dass ...
... beim Einzug der ÖOC-Delegation ins olympische Dorf tatsächlich vieles nicht funktioniert hat. Kein Licht, kein Wasser. So mussten acht Tiroler Handwerker handwerken, die zuvor das Österreich-Haus in Botafogo aufgebaut hatten. Rasch waren alle Mängel behoben;
... Christoph Sieber, der Chef de Mission, im Erdgeschoß sein Büro eingerichtet hat. Beim Surf-Olympiasieger von 2000 sollen die wichtigsten Team-Informationen zusammenlaufen. Auf seiner Terrasse sitzen gerne die Schützen und spielen Karten;
... das Gelände so weitläufig ist, dass es ein internes Transportsystem gibt;
... der riesige Speisesaal so stark klimatisiert ist, dass heiße Mahlzeiten sofort auskühlen. Immerhin sind die Speisen aus aller Welt für die Athleten gratis;
... es im Gegensatz zu London 2012 einen McDonald’s nur im Eingangsbereich gibt und nicht beim Speisesaal;
... die Chinesen für ihre Mannschaft ein ganzes Hochhaus benötigen;
... zwischen den Häusern künstliche Gewässer, Swimmingpools und viele Grünflächen angelegt wurden;
... nach den Spielen die Wohnungen verkauft werden sollen, vor allem an Jungfamilien. Hier wohnt man dann in einem jungen, modernen Stadtteil mit eigener Infrastruktur, weit außerhalb des lauten Zentrums und doch mit der neuen U-Bahn verkehrsmäßig gut angebunden.
Das Fazit
Wer die Seestadt Aspern in Wien gesehen hat, braucht sich das olympische Dorf in Rio nicht mehr anzuschauen. Das glaubt zumindest der Autor dieser Zeilen. Denn der hat, ehrlich gesagt, beides noch nicht gesehen.