Ein "Lebenstraum": Gall feiert Premiere bei der Tour de France
Von Christoph Geiler
Felix Gall wird am 1. Juli seine erste Tour de France in Angriff nehmen. Der KURIER begleitet den Osttiroler auf dem Weg nach Paris und liefert regelmäßig Einblicke in das Leben eines Radprofis.
Wer das erste Mal zur Tour de France darf, der bekommt einige Ratschläge mit auf den Weg. Einige klingen vernünftig, mit manchen kann Felix Gall weniger anfangen. „Schau, dass du nicht alles raushaust. Spare dir die Kräfte für die Tour auf“, wurde dem Osttiroler von Kollegen vor dem heutigen Start der Tour de Suisse geraten, dem letzten Form- und Härtetest vor dem Saisonhöhepunkt in Frankreich. „Fahr’ besser nur mit 80 Prozent.“
80 Prozent? Wie soll das bloß gehen, fragt sich Felix Gall. Ruhiger treten macht in seinen Augen wenig Sinn – und noch weniger Spaß. „Ich persönlich finde das extrem schwierig, nicht voll zu fahren. Wenn ich bei einem Rennen stehe, dann will ich immer mein Bestes geben“, sagt Felix Gall.
Zumal der 25-Jährige ja auch eine nicht unbedeutende Rolle hat. Felix Gall ist von seinem AG2R-Citroën-Team für die Tour de Suisse als Leader vorgesehen und soll in der Gesamtwertung im Idealfall einen Top-Ten-Platz einfahren.
Bühnenwechsel
Diesen Status hat sich der Osttiroler über die letzten Monate hart erarbeitet und redlich verdient. Mit seinem zehnten Platz bei der prominent besetzten Baskenland-Rundfahrt überzeugte Felix Gall seine Trainer und Teammanager dermaßen, dass sie das Rennprogramm des Osttirolers über den Haufen warfen und ihn nun erstmals zur Frankreich-Rundfahrt entsenden.
„Eigentlich wäre ich dafür gar nicht vorgesehen gewesen. Ich hatte die Tour de France nicht einmal im Hinterkopf“, erzählt der 25-Jährige. „Es hat immer geheißen: Du fährst den Giro d’Italia und die Vuelta.“
Lebenstraum
Jetzt erfüllt sich plötzlich ein Lebenstraum des Osttirolers, dessen außergewöhnliches Talent schon früh zu erkennen war: Bei der Dolomitenrundfahrt, die am heutigen Tag ihre 35. Auflage erlebt, verblüffte er 2012 als 15-Jähriger die Radexperten mit einer Fabelzeit, 2015 wurde Felix Gall Juniorenweltmeister.
Vom kleinen Nußdorf-Debant im Bezirk Lienz zur großen Tour de France – es ist ein Etappenziel, das jeder Radfahrer erreichen will.
Wie meint doch gleich Felix Gall mit Blick nach vorn: „Jeder will einmal bei der Tour de France dabei sein. Das gehört zu einer Karriere als Radprofi einfach dazu.“