Doping: Vojta wundert sich über Verband
Von Jürgen Preusser
Hinter seinem Namen stand ein "DNS" (does not start) . Amine Laalou, einer der besten Mittelstreckenläufer, fehlte im zweiten Vorlauf über 1500 Meter. Trainer Mohamed Moustaoui im ARD-Studio: "Ist wohl irgendeine Krankheit." Teamkollege Abdalaati Iguider zum Doping-Aufdecker Hajo Seppelt von der ARD: "Keine Ahnung. Tut mir leid."
Das ist nicht glaubwürdig: Die beiden müssen wissen, dass Laalou bei der WM 2011 die Einreise nach Großbritannien verweigert worden war. Ging es damals um die Einfuhr verbotener Mittel?
Es gibt Indizien: Jetzt wurde Laalou nach Hause geschickt. Laut L’Equipe soll er im Juli in Monaco positiv auf Furosemid (ein Verschleierungsmittel) getestet worden sein.
Warum stand er dann bis Samstag auf der Startliste? Das beschäftigt unter anderem zwei Österreicher: 1500-m-Läufer Andreas Vojta und Trainer Wilhelm Lilge, einen erbitterten Dopinggegner.
Blutreste
Laut ARD habe Vojta im Februar bei einem Meeting in Stockholm mit Laalou ein Hotelzimmer geteilt. Dabei habe der 23-jährige Wiener Seltsames gefunden, ohne herumzuschnüffeln: "Zwei Glasfläschchen mit verschiedenen Substanzen, die zum Aufbrechen gedacht sind, womit man dann die Substanzen mit einer Spritze herausziehen kann. Zwei dazugehörige Spritzen und einen Schlauch mit einer Spritze und der Aufschrift Insulin 100. Da war auch das Butterfly dabei, mit dem man das Ganze in die Blutbahn einführen kann."
Vojta fotografierte mit seinem Handy: Insulin kann als Dopingmittel höchst wirksam sein. "Direkt vor dem Wettkampf habe ich dann einen Schlauch mit kleineren Blutresten gefunden." Ein klarer Fall von Blutdoping? Vojta widerspricht nicht.
Laalou war 2012 unter den sechs Besten der Welt – offenbar dank illegaler Hilfsmittel. Dazu Wilhelm Lilge: "Der war aufgrund seiner eklatanten Steigerung ein heißer Kandidat fürs Finale. Außerdem war er in letzter Zeit verhaltensauffällig."
"Warum gibt es solche Leute noch immer?"
Vojta ist höchst verwundert: "So offen, wie der das gemacht hat, war es für ihn eine Selbstverständlichkeit. Er hat alle Geräte offen liegen lassen. Da fragt man sich: Warum gibt es solche Leute noch immer."
Vojta unterrichtete die WADA und den Internationalen LA-Verband. Seit Ende Februar war alles bekannt. "Warum passierte nichts?"
"Das liegt am mangelnden Engagement der Internationalen Fachverbände, auch der WADA. Um nach außen ein schönes Bild abzugeben, werden Teststatistiken anführt, wie viele tausende Tests gemacht wurden. Reine Steuergeldvernichtung."
Vojta schied in seinem Vorlauf als gesamt 36. in 3:43,52 aus. Doch er zeichnete auf, was vor Olympischen Spielen so läuft. Dazu gehört Mut.
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