Die Olympia-Treffpunkte der Super-Reichen
Von Harald Schume
Mindestens 800 Security Guards, viele davon überaus geheim und in zivil, treiben sich ... nein, nicht im Olympiapark, sondern in den Docks von London herum. Liegeplätze in den Häfen und Marinas der noblen Canary Wharf, der exklusiven West India Docks und am St. Katherine Dock kosten bis zu 50.000 Pfund (68.000 Euro) pro Woche.
Die Top-Adresse (Prime Central London; Tower Bridge Upper) ist für die größte Yacht der Welt registriert. Roman Abramowitsch, Besitzer der fast 200 Meter langen und 1,4 Milliarden teuren Eclipse und des Londoner Champions-League-Siegers ... nein, nicht Düdelingen, sondern der FC Chelsea aus London, wird erwartet. Er wird mehr zahlen müssen. Etwa 90.000 Euro – aus der Bordkassa.
Apropos Kasse: Wie war das mit der Krise in Griechenland? The Maltese Falcon der griechischen Milliardärin Elena Ambrosiadou pflügt sich gerade durch den Atlantik mit Kurs auf die Themse-Mündung. Trotzdem ist ihr der Steuerberater wahrscheinlich wichtiger als der Steuermann.
Zu groß
Die Crew der Octopus des Microsoft-Gründers Paul Allen wird ebenfalls bald in der Nähe der Tower Bridge an der Mooring-Leine hängen. Die Gogypus von Bill Gates wird ihren Anker hingegen bei den Royal Docks in East London fallen lassen: Zu viel Tiefgang für Westminster. Beschämend, dieser Nebochant von einem Fluss.
Die Yacht Ilona des Chefs des Westfield Shopping Centers, Frank Lowy, die knapp eine Milliarde Euro gekostet haben soll, liegt bereits an der Canary Wharf.
Insgesamt sollen bis zum Beginn der Spiele hundert Superyachten in London liegen; zwanzig davon zählen zu den größten dreißig der Weltmeere.
Wer mitschwimmen will in diesem Pool der Eitelkeiten, kann auch chartern: Etwa die Seanna um gut 350.000 Euro – immerhin für eine ganze Woche! Ein echtes Schnäppchen. The Harle gibt es um die Hälfte. Die ist aber auch nur kärgliche fünfzig Meter lang.
Wer auch zum Mieten zu knausrig ist, sollte sich beizeiten um VIP-Einladungen bemühen. Donnerstag findet etwa auf der Caledonian die Abschlussparty des olympischen Fackellaufs statt. Danach steht das Hundert-Meter-Schiff für private Partytiger zur Verfügung. Um 100.000 Euro. Nein, nein: Schon für den ganzen Abend!
Seekrank
Dann ist da aber noch die Sache mit der Seekrankheit. Die Themse gilt zwar als friedlich, doch wer weiß, wenn die milliardenschweren Klunker beim Tanzen so richtig ins swingen geraten. Dann bleibt man eben an Land. Beispielsweise im Victoria & Albert Museum, wo am Mittwoch Angelina Jolie und Brad Pitt 30.000 Euro für ihre Tickets bezahlten – für einen guten Zweck. Muhammad Ali, Catherine Zeta-Jones und Michael Douglas, Sir Christopher Lee, Lewis Hamilton und ein paar Royals waren auch dabei.
Der vielleicht berühmteste Silbermedaillengewinner der Welt – Buzz Aldrin war der zweite Mann auf dem Mond – trifft in einer Woche Nicole Kidman bei einer Millionenparty im Omega House in Soho. Immerhin trug der Astronaut 1969 bei seiner historischen Raumfahrt eine Omega-Uhr – jetzt sorgt Omega für die Olympia-Zeitnehmung. Aldrin soll auch zu einer privaten und geheimen Yacht-Party eingeladen sein: Traumschiff statt Raumschiff.
Auch Mitt Romney verrät noch nicht, welche der schwimmenden Sparschweine für seine Welcome-Party herhalten muss. Fest steht nur, dass Ann, die Frau des republikanischen Präsidentschaftskandidaten, beim Reiten zuschauen wird: Ihr Pferd Rafalca nimmt an der Dressur teil.
Der aktuellen First Lady wird er nicht begegnen: Michelle Obama und ihre beiden Töchter führen zwar die US-Olympia-Delegation an, werden aber voraussichtlich beim Schwimmen sein. Nein, nicht in der Themse, sondern im hypermodernen Aquatic Center.
Weltpolitik ist manchmal so verdammt einfach ...