Die Millionenshow der Auserwählten
Als Björn Werner aufgerufen wurde, wusste der 22-jährige Deutsche, dass er ausgesorgt hat. Seit Donnerstagabend ist er Profi in der National Football League (NFL). Werner hat noch kein einziges Spiel in der besten Football-Liga der Welt bestritten, doch er ist bereits Millionär.
Der Vertrag bei den Indianapolis Colts sichert dem Defensivspieler in den kommenden vier Jahren mehr als zehn Millionen Dollar. In den vergangenen vier Jahren musste er mit 900 Dollar pro Monat auskommen, zur Verfügung gestellt von seinem College, der Florida State University.
„Hoffentlich werde ich damit auch vernünftig umgehen und am Boden bleiben können“, hatte Werner, aufgewachsen in den Berliner Problembezirken Wedding und Reinickendorf, bereits vor dem NFL Draft gesagt.
Der Draft im American Football ist die größte Spielerbörse der Welt – und ein Spektakel. Basketball- und Eishockey-Saison tauchen in ihre Endphasen ein, Baseball, der Sommersport der Amerikaner, hat gerade erst den Spielbetrieb aufgenommen, doch seit Wochen bestimmt die Versteigerungsshow der NFL den US-Sport. Aufgeführt in der Radio City Music Hall von New York.
Chancengleichheit
Noch bis Samstag können die 32 Klubs in sieben Wahlrunden je einen Nachwuchsspieler aus dem College unter Vertrag nehmen. Ein Vergabeschlüssel soll dafür sorgen, dass die Liga ausgeglichen und spannend bleibt. Während der amtierende Super-Bowl-Sieger Baltimore jeweils als letztes der 32 Teams wählen durfte, waren die Kansas City Chiefs als erstes an der Reihe. Das schlechteste Team der abgelaufenen Saison entschied sich zu Beginn für Eric Fisher. Der Vertrag des 22-jährigen Offensivspielers soll mit gut 40 Millionen Dollar dotiert sein.
Björn Werner wurde als 24. auf die Bühne geholt. Einzigartig blieb er dennoch. Er ist der erste Deutsche und einer von nur wenigen Europäern, die in der ersten Draft-Runde ausgewählt wurden.
In den Wochen zuvor mussten sich Werner, Fisher und die anderen Auserwählten einem der härtesten Ausleseverfahren im Weltsport stellen. Die Talente werden vermessen und gewogen, sie müssen sprinten, springen und Intelligenztests absolvieren. Die Anforderungen sind enorm. Top-Draft Fisher ist zwei Meter groß und 139 Kilo schwer, gleichzeitig ist er auch flink und athletisch. Beim Sichtungstraining sprang er aus dem Stand drei Meter weit und schaffte beim Bankdrücken (100 Kilo) 27 Wiederholungen.