Sport

Die Alleskönner beehren Götzis

Ein Meteorologe darf Leichtathlet Dominik Distelberger derzeit wohl nicht über den Weg laufen. Samstag und Sonntag steht in Götzis (Vorarlberg) das traditionelle Mehrkampf-Meeting auf dem Programm. Für den 23-jährigen Niederösterreicher ist es eine von zwei Chancen, die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im August in Moskau sicherzustellen.

Die Prognosen stehen schlecht. Das hat weniger mit der Formkurve des besten österreichischen Zehnkämpfers zu tun, sondern vielmehr mit den Vorhersagen der Wetterfrösche. Regen, Wind, Kälte – all das treibt Dominik Distelberger die Schweißperlen auf die Stirn. „Wird es kühl, ist die größte Herausforderung, die Muskeln auf Temperatur zu halten.“

Flexibel

Nur ein weicher, geschmeidiger Muskel ist imstande, Höchstleistungen zu erbringen. Und davon sind einige nötig, will man im Mehrkampf bestehen. Kaum eine Schwächephase darf sich der Athlet an einem der beiden Wettkampftage erlauben.

Die Anforderungen an den Sportler sind enorm. Er muss flink sein, um den 100-Meter-Sprint in rund 10,5 Sekunden zu bewältigen, drahtig, um für 1500 Meter etwas weniger als 4:30 Minuten zu benötigen, und gleichzeitig auch kräftig, um eine Sieben-Kilo-Kugel 15 Meter weit zu stoßen. Zudem sollte er sich noch fünf Meter in die Höhe katapultieren können im Stabhochsprung, der, so haben Forscher mehrmals belegt, koordinativ anspruchsvollsten Sportart der Welt.

Reizvoll

„Genau diese Vielfalt, diese schier unvereinbaren Anforderungen machen den Reiz aus“, sagt Sportsoldat Distelberger, der als 14-Jähriger bereits sechs Meter weit gesprungen war. Der Mehrkampf ist die Königsdisziplin der Leichtathletik – und Götzis das Mekka (www.meeting-goetzis.at). Kein jährlich stattfindendes Mehrkampf-Meeting hat einen höheren Stellwert als der Zehn- (Herren) bzw. Siebenkampf (Damen) im Möslestadion.

Seit 1975 zieht das Meeting Athleten und Zuschauer in die 10.000-Einwohner-Gemeinde. Es gibt kaum eine andere Sportstätte Österreichs, in der öfter Sportgeschichte von Weltrang geschrieben wurde. 2001 übertraf der Tscheche Roman Sebrle als erster Zehnkämpfer die 9000-Punkte-Marke (9026). Der Rekord sollte elf lange Jahre halten, bis Ashton Eaton (9039) kam.

Der Olympiasieger hätte heuer wie Sebrle Götzis beehren sollen, doch der US-Star sagte wegen einer Verletzung kurzfristig ab. „Vielleicht hat er ja auch den Wetterbericht gesehen“, sagt Distelberger.