Sport

Der Star auf der perfekten Welle

Es ist, als würde in diesen Tagen ein Fußballer aus Madrid mit Real-Logo auf dem Polo-Hemd durch eine österreichische Ortschaft spazieren. Tom Slingsby spielt nicht bei Real. Er ist auch kein Kicker. Doch allein der Schriftzug "Team Oracle USA" auf seinem Shirt lässt erkennen, dass er aus der höchsten Liga seiner Sportart kommt: Er ist Mitglied der siegreichen Crew des 34. America’s Cup.

Seit dem Finale in der Formel 1 des Segelns im vergangenen September vor San Francisco ist nichts mehr, wie es war: Segeln interessiert nicht mehr nur Segel-Journalisten und Hobby-Skipper, der America’s Cup begeisterte durch die fliegenden Riesen-Boote und die Dramaturgie des Rennens – Team USA siegte 9:8 nach 1:8-Rückstand – auch Leute ohne Nähe zum Sport.

Und jetzt sitzt einer, der im September für eines der größten Comebacks der Sportgeschichte gesorgt hat, in einem Hotel in Traunkirchen und wartet auf Wind. Slingsby, der 2012 auch noch Olympiasieger in der Laser-Klasse war, wurde von den Veranstaltern der Allianz-Traunsee-Woche für den neu geschaffenen GC-32-Cup engagiert: um eine kolportierte Tagesgage von 1500 Euro. Ein Klacks im Vergleich zu jenen 20.000 Euro, die deutsche Ex-Kicker verlangen, damit sie auf einer Pressekonferenz ein paar Anekdoten erzählen.

Spaßfaktor

Doch Slingsby ist nicht nur wegen des Geldes in Oberösterreich. Es sind auch die Boote dieser neuen GC-32-Klasse. Sie sind eine kleine Variante der AC-72-Boliden beim America’s Cup. "Sie fahren sich sehr gut. Es macht Spaß", sagt Slingsby. Und die 240.000 Euro teuren Katamarane, deren Rümpfe zehn Meter lang sind, haben an der Unterseite jene L-Foils, also Schwerter, mit deren Hilfe das Boot ab einer gewissen Geschwindigkeit aus dem Wasser kommt und noch viel schneller werden kann. Bei den Trainings erreichten die Geschoße bereits Geschwindigkeiten von mehr als 60 Stundenkilometern – schneller als die Begleitmotorboote mit Vollgas fahren konnten.

Kontaktpflege

Beim GC-32-Austria-Cup sind acht Teams am Start. Der 29-jährige Australier Slingsby segelt mit seinem Team-Oracle-Kollegen Kyle Lengford (24, der jüngste America’s-Cup-Champion) und mit den Österreichern Niko Resch und Nico Delle-Karth. Für die beiden, die mitten in den Vorbereitungen für die Olympia-Qualifikation für 2016 stecken, bietet sich eine einmalige Möglichkeit, Kontakt zur Eliteklasse des Segelns zu knüpfen. "Es ist schon unglaublich, mit ihnen auf dem Boot zu sein", sagt Nico Delle-Karth. "Sie bestimmen zwar die Rollenaufteilung, aber bei Problembesprechungen reden wir genauso mit. Man kann schon irrsinnig viel von ihnen lernen." Wie viel, zeigten sie schon am ersten Wettkampftag. Nach sechs Wettfahrten führte das AEZ-Team die Regatta an.

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Werbenutzen

Slingsby war die beste Werbung. Auch für die Erweiterung des Starterfeldes. Als bekannt wurde, dass er kommt, meldeten sich andere prominente Segler. So ist auch die Luna Rossa am Start. Jenes italienische Team, das die Final-Qualifikation für den America’s Cup gegen Neuseeland verloren hatte.

Wenn alles klappt, entsteht aus dem GC-32-Cup eine Weltserie. Slingsby hofft: "Die Idee würde mir sehr gefallen. Wir können auf diesem Booten gut für den America’s Cup trainieren. Sie sind sehr stabil, und das Gefühl ist sehr ähnlich." Und was Slingsby am Traunsee gefällt: "In welcher anderen Sportart kann man gegen Top-Athleten in einem Bewerb kämpfen? Wer kann im Tennis gegen Nadal spielen? Oder in der Formel 1 mitfahren? Das braucht der Sport." Die Segelflieger-Boote sind aber nicht die einzigen bei der Traunsee-Woche: Insgesamt nehmen 650 Segler in 15 Bootsklassen an den diversen Bewerben teil.

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