Sport

Der Partyzug rollt durch die Weltmeisterstadt

Hurtig, hurtig“, ruft es aus der Banane. Die schwarzen Hosenbeine, die aus dem gelben Kostüm herausschauen, gehen in den Laufschritt über. Nur noch zehn Minuten bis zum Start der Abfahrt. Da heißt es für den fruchtigen Nachzügler: Beeilung. Zum Zielstadion sind’s zwar nur mehr wenige Meter, aber vor den Eingängen stauen sich die Skifans, die noch auf den Einlass warten.

„Gleich geht’s looos!“, ruft der Stadionsprecher aus der Arena, während die Eurofighter ihre letzten Runden drehen und der Donauwalzer durch die Schladminger Gassen tönt. Der steirische Partytag ist da bereits einige Stunden alt. Das kann manch ein Jugendlicher, der in Richtung Tribünen wankt, nicht verbergen.

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Auch die sechs Zwerge, die in Richtung Eingang schlendern, sind gut gelaunt. Der Grund? Die WM? Die Abfahrt? „Auch, aber heute is’ Faschingssamstag“, erklärt der Oberösterreicher, der zur Feier des Tages in das plüschige Kostüm geschlüpft ist: „Aber jetzt müss’ ma weiter.“

Public Viewing

Als der Franzose Brice Roger um elf Uhr die Abfahrt der Herren eröffnet, ist nicht viel los in der Weltmeisterstadt. Zumindest nicht dort, wo keine Leinwand steht. Am Ende des Hauptplatzes haben sich etwa 40 Skifans vor der Steiermark-Bühne eingefunden.

„Uuuuuh“, tönt es aus der Menge, als Matthias Mayer im oberen Streckenabschnitt weit über die blaue Linie hinaus fährt. „Geh’ in die Hocke“, ruft ein Herr mit grüner Haube dem ersten Österreicher auf dem LED-Screen zu. Dieser Rat hat offenbar noch gefehlt – Zwischenbestzeit. Da kann man schon mal patriotisch die Fahnen schwenken.

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Der Weg zur Schweizer Public-Viewing-Station am anderen Ende des Hauptplatzes wird durch den Geruch gewiesen: Es riecht nach Käse, wie könnte es anders sein. Der Duft strömt aus der Holzhütte vor dem „House of Switzerland“, wo sich etwa 30 Zuschauer rund um die Baumstamm-Tische eingefunden haben. „Das ist wirklich eine WM-würdige Strecke“, lobt Bernhard Russi aus den Lautsprechern, während das Glockengebimmel im Hintergrund immer lauter wird.

Der Fanklub von Dominik Paris ist spät dran. Nur noch wenige Läufer, dann wird es für den Favoriten aus Südtirol ernst. Da ist auch bei den „Heilousn“ im grellgrünen Gewand Beeilung angesagt. Gar nicht so leicht, sich mit einer Riesen-Glocke in der Hand den Weg Richtung Stadion zu bahnen. Noch dazu, wo sich auf der Medal Plaza in der Stadt mittlerweile rund 500 Leute angesammelt haben, die gebannt kollektiv gen Bühne starren. Nur drei orange Mülltonnen-Kostüme tanzen vergnügt zu „Don’t Stop Me Now“ von Queen.

Public Drinking

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Wenige Minuten später ist der gemeinschaftliche Fernseh-Spaß dann aber ganz schnell vorbei. Dem enthusiastischen Jubel und Fahnengewedel folgt Ernüchterung: Platz vier für den Lokalmatador Klaus Kröll. Da muss sich auch der letzte Immer-wieder-Österreich-Singer ergeben und sich wieder dem Biertrinken zuwenden. Binnen Minuten ist der Platz vor der Bühne wie leergefegt.

„Leider schon wieder Blech“, sagt Eva Mosovsky, die sich schon um halb sechs mit dem Partyzug auf den Weg Richtung Schladming gemacht hat. „Es war trotzdem eine Reise wert“, sagt die 48-jährige Wienerin und meint damit auch die Anreise. „Das war irre, das kann man sich nicht vorstellen. Alle haben gefeiert, und um 8 Uhr hat es keinen Jägermeister und kein Bier mehr im Zug gegeben.“ Um halb vier rollt der Wiener Disco-Zug wieder Richtung Heimat. Wie die Abfahrt nun wirklich ausgegangen ist, werden wohl nicht alle Passagiere mitbekommen haben.