Sport

Der Leichtathletik-Sumpf weitet sich aus

Also sprach einer, der’s wissen muss: "Ich glaube, die IAAF war immer korrupt. Und ich glaube auch, dass staatlich gefördertes Doping in vielen Ländern der Welt existiert hat – einschließlich Jamaika und der Bahamas."

Victor Conte hat traurige Berühmtheit durch sein Doping-Labor BALCO erlangt, dessen Auffliegen unter anderem Leichtathletik-Olympiasiegerin Marion Jones einen Aufenthalt in einem US-Gefängnis beschert hat. Inzwischen ist der Kalifornier einer der größten Kritiker der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ("Ich glaube, da fehlt ein wirkliches Interesse daran, Sportler zu erwischen, die leistungssteigernde Mittel nehmen"), als Fachmann, der sein Wissen den US-Behörden zur Verfügung stellt – und im Fall des russischen Dopingskandals fordert er nicht weniger als einen vierjährigen Ausschluss aller russischen Leichtathleten. Sein Argument gegenüber USA Today: "Sportler, die erstmals erwischt werden, werden schließlich auch für vier Jahre gesperrt." Die WADA-Kommission um den früheren WADA-Chef Richard Pound hatte sich hingegen nur für einen Ausschluss der Russen von den Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro ausgesprochen.

Der nächste Brennpunkt

Doch die eine Krise ist noch nicht einmal ansatzweise ausgestanden (so ist neben anderen auch der frühere IAAF-Präsident Lamine Diack in Frankreich zum Angeklagten geworden), da kocht schon die nächste: Dieses Mal geht es um kenianische Leichtathleten; seit 2012 sind mehr als 30 suspendiert und fünf gesperrt worden. Das wissen auch Offizielle aus dem ostafrikanischen Land, und Kip Keino, 1968 Olympiasieger über 1500 Meter und 1972 Olympiasieger über 3000 Meter Hindernis und inzwischen Chef des Olympischen Komitees Kenias, stellt gegenüber der Japan Times klar: "Ich führe meine eigene Untersuchung. Wer auch immer in die Affäre verwickelt ist, sollte lebenslang gesperrt werden. Es ist eine sehr ernste Angelegenheit, und wir können nicht zulassen, dass es so weitergeht."