Späte Rettung vor dem tiefen Fall
Von Alexander Huber
Ein dramatisches Finish sollte nicht davon ablenken: Rapid konnte von den letzten sieben Ligaspielen nur eines gewinnen. Das späte 1:1 gegen Altach war ein Kraftakt, aber spielerisch kein Schritt nach vorne. Und Sturm liegt bereits elf Punkte voran.
Rapid benötigte etwas Anlaufzeit, mit den ersten Chancen kam aber auch das Selbstvertrauen zurück. Das einzige Problem: Die Hausherren trafen das Tor nicht.
Stefan Schwab schoss vorbei, auch Joelinton verfehlte mit Fuß und Kopf. Auf den Rängen waren die angespannten Nerven zuerst zu spüren. Nach 20 Minuten wurde auf der Haupttribüne schon gepfiffen. Nicht, weil es so viele Fehlpässe gab, sondern, weil mit wenig Risiko gespielt wurde.
Schockzustand
Die 22.000 Zuschauer waren geschockt, die Rapidler ebenso. Mit dem taktisch variablen 5-3-2-System war es für Altach kein Problem mehr, die zunehmend ideenlosen Hausherren in Schach zu halten. Der zuletzt als krank gemeldete Dimitri Oberlin war flink wie immer und vergab nach einem Solo die Vorentscheidung (44.).
Noch spektakulärer tanzte die Red-Bull-Leihgabe in Minute 47 durch die Verteidigung, schoss aber vorbei.
Nach einer Pavelic-Hereingabe hatte Rapid die erste Top-Chance. Aber Joelinton setzte den Volley wieder daneben (54.). Als der Brasilianer endlich das Tor traf, reagierte Andreas Lukse stark (61.). Ebenso wurde ein Schwab-Freistoß zur Beute des Ex-Rapidlers (68.).
Erst in Unterzahl probierte es Trainer Mike Büskens mit zwei Stürmern. Giorgi Kvilitaia kam allein vor Lukse an den Ball. Der Goalie hielt wieder (82.). In der Schlussphase probierte es Rapid mit der Brechstange. Und kam noch zu zwei Top-Chancen. Zuerst köpfelte Schösswendter zu schwach, nicht einmal eine Minute später versenkte er einen weiten Ball per Kopf im Kreuzeck – 1:1 (89.).
Altach wackelte plötzlich, Büskens fieberte mit kurzen Ärmeln mit. Er wird sich in Hütteldorf warm anziehen müssen. Denn Joker Arnor Traustason schoss in Minute 93 am Sieg vorbei.
Wien, Allianz-Stadion, 22.000 Zuschauer, SR Jäger
Tor: 0:1 Moumi Ngamaleu (29.), 1:1 Schösswendter (89.)
Rapid: Strebinger - Pavelic, Dibon, Schösswendter, Schrammel - Grahovac, Schwab - Schaub (77. Kvilitaia), Szanto, Murg (63. Traustason) - Joelinton
Altach: Lukse - Netzer, Lucas Galvao, Jäger - Lienhart, Prokopic, Luxbacher (74. Salomon), Ngwat-Mahop, Schreiner (90. Schilling) - Moumi Ngamaleu, Oberlin (84. Zivotic)
Gelbe Karte: Grahovac (55.), Schwab (79.), Joelinton (90.+6) bzw. Schreiner (31.), Jäger (90.+6)
Rote Karte: Grahovac (74.)
Mike Büskens (Rapid-Trainer): "Wir hatten in der Anfangsphase eine vernünftige Kontrolle über das Spiel, dann haben wir den Gegner mit dem Gegentor beschenkt. Dadurch sind wir in eine Situation gekommen, die die Mannschaft nervös gemacht hat. Altach hatte dann einen guten Zugriff auf unser Spiel. Wenn Oberlin gleich nach der Pause getroffen hätte, wäre das Spiel vielleicht entschieden gewesen. Aber die Mannschaft wollte immer, sie hat großartige Moral gezeigt und ist dann auch noch in Unterzahl auf das 2:1 gegangen. Das müssen wir als Positives mitnehmen. Die Tabelle stellt uns nicht zufrieden, genauso wenig wie sie Salzburg zufriedenstellen wird."
Damir Canadi (Altach-Trainer): "Wir haben es Rapid schwer gemacht, Chancen zu kreieren und sind durch ein Geschenk in Führung gegangen. Zwischen der 40. und 60. Minute hätten wir das Spiel entscheiden müssen, aber ich kann meiner Mannschaft nur gratulieren. Ich bin sehr stolz wie sie Rapid in Schach gehalten hat."