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Boris Becker: Der missverstandene Held

Das große Drama im Leben von Boris Becker zeigt ein Liebesbrief. "Du hast mir ein Leben geschenkt, von dem wahrscheinlich alle Mädchen träumen“, schrieb seine Lilly Becker nun. Zu lesen waren diese intimen Zeilen nicht im kleinen Kreis der Familie, sondern vor der Weltöffentlichkeit. Die Zeitschrift "Bunte" druckte den Brief in ihrer jüngsten Ausgabe ab. Anlass war der 50. Geburtstag des deutschen Tennis-Idols.

So ist das immer bei Boris Becker. Sein Leben wird in aller Öffentlichkeit verhandelt, in den Sportrubriken sowie in den Weltnachrichten. „Seit über 30 Jahren lebe ich öffentlich. Dafür zahlt man einen Preis“, wird er in der Doku "Boris Becker - Der Spieler", die die ARD am Dienstag anlässlich seines Jubiliäums ausgetrahlt hat.

Der Durchbruch

Der Film gibt intime und exklusive Einblicke in das Leben des vielleicht letzten großen Sporthelden, den Deutschland noch hat. Max Schmeling ist tot, Michael Schumacher verschwunden, Franz Beckenbauer angezählt.

"Ich denke, dass ich zwei Mal geboren wurde. Das zweite Mal war am 7. Juli 1985", sagt Becker. An jenem Tag gewann er mit 17 Jahren das legendäre Turnier in Wimbledon. Als erster ungesetzter Spieler überhaupt, und als erster Deutscher obendrein. Danach war für den Teenager mit der blassen Haut und dem feuerroten Haar nichts mehr wie vorher. Beckers Gesicht schmückte Covers nationaler und internationaler Zeitschriften, er saß in Talkshows und eröffnete Tennisanlagen in der ganzen Republik. "Ich bin nicht euer Boris", mahnt Becker, der seit Sommer als Herren-Chef im deutschen Tennis arbeitet.

Davor hatten Meldungen über Beckers finanzielle Situation für Schlagzeilen gesorgt. Er selbst reagierte spät darauf, räumte aber ein, dass gegen ihn privat ein Insolvenzverfahren laufe: „Es ist irrsinnig, zu glauben, ich sei pleite.“ Becker, der Missverstandene.

Das Missverständnis

Zu seinen Landsleuten pflegt die ehemalige Nummer eins der Welt ein angespanntes Verhältnis. Sie sahen ihn auf den Centre Courts dieser Welt gerne beim Siegen zu und nach dem Ende der aktiven Karriere auch gerne beim Scheitern. Er tat beides oft. Sechs Grand-Slam-Titel und zwei Daviscup-Triumphe stehen eine Besenkammer-Affäre und Dutzende irritierende TV-Auftritte gegenüber. Dennoch ist sich Becker sicher: „Wenn ich zurückblicke auf mein Leben, das macht man, glaube ich, zum ersten Mal mit 50, dann habe ich mehr richtig gemacht als falsch.“