Bernd Wiesberger und der Sommer seines Lebens
Es ist mittlerweile einer der kleinsten Golfbewerbe im Turnierkalender von Bernd Wiesberger, doch umso größer ist der Stressfaktor für den 30-jährigen Burgenländer beim Heimspiel in Atzenbrugg (NÖ): da ein Sponsortermin, dort ein Foto, immer wieder ein kurzer, freundlicher Tratsch und natürlich: Interviews, Interviews, Interviews. Und dazwischen noch Proberunden, um der hohen Erwartungshaltung auf dem tückischen Platz im Tullnerfeld gerecht zu werden.
"Die Woche ist immer etwas ganz Besonderes", sagt Wiesberger vor dem ersten Abschlag bei den Lyoness Open am Donnerstag.
Österreichs bester Golfer macht sich ganz bewusst rar. Für das Mitglied der European Tour ist das Heimspiel der erst dritte Auftritt auf europäischem Boden in diesem Jahr. Bereits acht Mal schlug er dafür in den USA ab. Und am Tag nach den Lyoness Open geht’s für Wiesberger schon wieder über den großen Teich: Mit den US Open (ab 16. Juni) eröffnet Wiesberger den intensivsten Sommer seiner Karriere: Auf das zweite Major-Turnier des Jahres folgen bis Mitte August die French Open (Titelverteidiger), die British Open, die PGA Championship sowie Olympia in Rio.
Verwöhnt & speziell
"Wir Golfer an der Weltspitze sind verwöhnt mit großartigen Turnieren. Olympia ist ein weiteres, allerdings mit einem speziellen Zugang: Man darf sein Land vertreten", sagt der dreifache European-Tour-Gewinner.
Frei von Qualifikationsdruck ist Wiesberger, seit er in den elitären Kreis der weltbesten 50 vorgedrungen ist. Allerdings büßte er im ersten Halbjahr 2016 einige Positionen ein, als aktuelle Nummer 47 ist er aber weiterhin der beste deutschsprachige Golfer des Planeten. "Klar spüre ich den Druck", sagt Wiesberger, der zuletzt mit Rang 15 beim wichtigsten Bewerb der European Tour, der BMW PGA Championship, seine ansteigende Form unter Beweis stellte.
Doch Wiesberger weiß: "Es sind nur Kleinigkeiten, die derzeit fehlen, damit es wieder Klick macht. An der Spitze kommt es nicht nur auf Talent an. Jeder, der auf der European Tour abschlägt, kann das Turnier gewinnen."
Nicht ganz so hoch wird die Dichte bei Olympia sein. Nur 60 Starter sind zugelassen. "Das Ziel muss eine Medaille sein, sonst würde ich nicht hinfahren." Er reist sogar extra früh an, um bei der Eröffnungsfeier dabei sein zu können und sich anschließend bestmöglich auf den neuen Platz einzustellen.
Keine großen Sorgen bereitet ihm das Zika-Virus. "Man muss vorsichtig sein", sagt Wiesberger und scherzt: "Insekten sind wir Burgenländer gewöhnt. Vielleicht verbringe ich davor noch Zeit am Neusiedler See."
Das mit einer Million Euro dotierte European-Tour-Turnier im Diamond Country Club in Atzenbrugg geht von Donnerstag bis Sonntag in Szene. Der Eintritt an den ersten beiden Tagen ist frei, am Wochenende kostet eine Tageskarte 20 Euro, für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre ist der Eintritt an allen Tagen gratis. Am Start sind 156 Spieler, 18 (zwölf Pros, sechs Amateure) davon aus Österreich. Titelträger ist der Engländer Chris Wood, der Sieger erhält heuer 166.660 Euro Preisgeld. ORF Sport + und Sky Sport HD übertragen live.