Basketball: Die Schiedsrichter im Clinch mit dem Verband
Die neue Basketball-Saison ist erst wenige Wochen alt und hinter den Kulissen rumort es gewaltig. Die Schiedsrichter fühlen sich vom Verband hintergangen und sehen ihre Unabhängigkeit und Unbeeinflussbarkeit gefährdet.
125 Euro bekam jeder der drei Schiedsrichter, der im Grunddurchgang ein Spiel der Basketball-Bundesliga geleitet hat. Vier Jahre lang. Diesen Sommer wollten sie mehr, und ein Streit brach los, der noch immer schwelt, der mittlerweile über das liebe Geld hinaus geht.
Der Verein österreichischer Basketball-Schiedsrichter (VÖBS) ist die freiwillige Interessensvertretung für die 30 Schiedsrichter, die in der höchsten Kategorie eingestuft waren. Vier dieser Schiedsrichter verhandelten mit drei Vertretern der Bundesliga neben Ausbildung, Fortbildung und Besetzung auch darüber, die Spielgebühren nach vier Jahren zu erhöhen. Der Wunsch lautete 160 Euro, der Gegenvorschlag lag bei 150 Euro. Josef Lehrner: "Wir haben uns angeschaut, was in vergleichbaren Ligen gezahlt wird. In der Schweiz sind es 360, in der zweiten deutschen Liga 290 Euro und in Tschechien 200 Euro. Da sind wir noch weit davon entfernt."
Zehn Euro machten Unterschied
Jedenfalls trennten die beiden Parteien zehn Euro, und es kam zu keiner Einigung. Dann kam Gerald Martens ins Spiel, der Unternehmer ist seit März dieses Jahres Präsident des österreichischen Basketballverbandes. Lehrner: "Der neue Präsident erklärte die Schiedsrichter zur Chefsache. Alle Versuche des VÖBS Vorstands einen gemeinsamen Gesprächstermin mit Präsident Martens zu vereinbaren wurden ignoriert."
In der am 8. September abgehaltenen Generalversammlung des VÖBS wurde von dessen Mitgliedern einstimmig beschlossen, dass die Schiedsrichter bis zur Klärung der Angelegenheit und einer Einigung über die künftig geltenden Konditionen nicht zur Leitung von Spielen zur Verfügung stehen.
Der Basketballverband setzte eine Frist für die Schiedsrichter, um sich für die Bundesliga zu melden. Wer sie verstreichen ließ, pfeift nicht mehr. Die fehlenden Referees wurden aus den Landeskadern geholt. Und die Spielgebühren wurden auf 140 Euro angehoben. Lehrner: "Weil ab den Playoffs weniger als vorher bezahlt wird, bekommt jeder Schiedsrichter etwas mehr als zwei Euro mehr als früher."
Gespräche auf Augenhöhe
Diese Woche erhielten die vier VÖBS-Vorstände und ein weiterer Schiedsrichterkollege Post vom Verband. Vom zuständigen Schiedsrichterreferenten wurde ein Verfahren eingeleitet, das mit Zurückversetzung oder Enthebung bedroht ist. Bis auf Weiteres werden sie zu keinen Spielen angesetzt.
Lehrner versucht die Sache nicht eskalieren zu lassen: "Wir hoffen dennoch, dass bald wieder Vernunft einkehrt und Gespräche auf Augenhöhe geführt werden." Aber er will auch, dass die willkürlichen Streichungen und initiierten Verfahren eingestellt werden. Lehrner warnt aber: "Oberste Prämisse muss die Unabhängigkeit und Unbeeinflussbarkeit der Schiedsrichter sein."