Barbara Schett: "Ich habe auch oft einen Schett-Lag"
Von Harald Ottawa
Seit ihrer aktiven Zeit, die sie bis auf Platz sieben der Tennis-Welt brachte und somit zur besten Österreicherin jemals, hat sich für Barbara Schett nichts geändert. Die 42-Jährige, die größtenteils mit Ehemann und Ex-Profi Joshua Eagle und dem neunjährigen Sohn Noah nördlich von Brisbane lebt, blieb eine Weltenbummlerin. Einmal im Jahr macht sie in Linz Station, wo sie heuer zum 13. Mal Turnierbotschafterin ist.
KURIER: Sie führen noch immer ein richtiges ,Jet-Schett‘-Leben. Wo fühlen Sie sich zu Hause?
Barbara Schett: Und ich habe auch oft einen Schett-Lag, wenn wir schon dabei sind (lacht). Zu Hause fühle ich mich in Australien, meine Heimat ist aber Tirol. Am Jahresende heuer werde ich sechs Monate in Australien, vier Monate unterwegs und zwei Monate in Österreich gewesen sein.
Das Linzer Traditionsturnier steht ebenfalls immer auf dem Kalender. Eine Herzensaufgabe?
Natürlich, es ist die größte Damensport-Veranstaltung in Österreich überhaupt. Sensationell, was Sandra Reichel jährlich gelingt. Die Dichte an Weltklassespielerinnen ist auch heuer unglaublich. Wichtig für die Region, aber wichtig für ganz Österreich. Auch deshalb, weil Damen-Tennis bei uns gegenüber dem Herren-Tennis oft belächelt wird.
Was vielleicht auch daran liegt, dass seit 2013 keine ÖTV-Dame mehr ein Match im Hauptfeld in Linz gewonnen hat? Im Vorjahr gab es eine KURIER-Diskussion mit Ihrer Beteiligung zur Krise im Damen-Tennis. Hat sich etwas geändert?
Wirklich? So lange hat keine gewonnen? Ich finde aber, es tut sich was. Das Wild-Card-Turnier für junge Österreicherinnen hier war sehr gut, die 16-jährige Mavie Österreicher hat gute Anlagen. Ich gastiere oft beim steirischen Tennisverband, dort läuft es gut. Der Stützpunkt Südstadt auch für Mädchen ist richtig, viele orientieren sich an den Burschen. Ich habe das Gefühl, dass man beim Tennisverband mehr für die Damen tun möchte.
Sie sind als Eurosport-Kommentatorin auch bei den Grand-Slam-Turnieren. Werden die Damen auf der Ebene auch ähnlich stiefmütterlich behandelt im Vergleich zu den Herren?
Nein, ganz und gar nicht. Das ist gut aufgeteilt. Ich würde mir wünschen, dass bei uns variantenreicher gespielt wird. Aber es wurde besser. Mit Naomi Osaka hat eine Spielerin mit attraktivem Spiel den Durchbruch geschafft, den man ihr schon lange vorausgesagt hatte.
Ihr Grand-Slam-Titel bei den US Open ging aufgrund der Ausraster von Serena Williams unter. Wie stehen Sie dazu?
Ich finde, das Verhalten von Serena Williams im Finale war nicht akzeptabel. Sie hatte sich nicht im Griff. Was mich besonders enttäuscht, ist, dass sie die Sache bis heute nicht einsieht und die WTA auch hinter ihr steht. Obwohl der Schiedsrichter alles richtig gemacht hat.
Das machen Sie auch bei der Sendung „Game, Schett, Mats“. Ihre Zusammenarbeit mit Mats Wilander wird allerorts gelobt.
Wir verstehen uns blendend, da hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt. Wir bügeln sogar unsere Fehler gegenseitig aus.
Hilft es, dass da zwei ehemalige Topspieler am Werk sind?
Ganz ehrlich: Mats war siebenfacher Grand-Slam-Sieger. Aber ja, es ist ein Vorteil, die Spieler freuen sich, wenn sie zu uns kommen.
Könnte es auch bei den Damen wie im Herren-Daviscup ein Finalturnier geben?
Ich war in Graz beim Daviscup und dachte mir: ‚Das soll es in Zukunft in dieser Form nicht mehr geben?‘ Ich halte auch den November-Termin für ungeeignet.