Olympia-Skandal: "Austria is a too small country"
"Austria is a too small country to make good doping." Das ist so einer der Sätze, der bei Sportinteressierten in Österreich zwangsläufig zu einem Aha-Erlebnis führt. Es war zum Narrischwerd’n, was am 18. Februar 2006 während der Olympischen Winterspiele in Turin passiert ist: Mitten in der Nacht stürmten Carabinieri das Privatquartier der österreichischen Langläufer in Pragelato und jener der Biathleten in San Sicario. Sportler wurden nach Sestriere zu Dopingtests mitgenommen, und es wurden Geräte und Substanzen beschlagnahmt, mit denen Blutdoping betrieben werden konnte.
Peter Schröcksnadel: Der ÖSV-Präsident blamiert sich am 22. Februar bei der internationalen Pressekonferenz vor 200 Journalisten in Sestriere mit "too small". Doch der mächtige Tiroler Funktionär übersteht die Affäre ohne Folgeschäden. Beim Prozess in Susa (Beginn Oktober 2009, Ende Juli 2012) wird er freigesprochen.
Markus Gandler: Einen Freispruch gibt es auch für Sportdirektor Markus Gandler und Sportmediziner Peter Baumgartl. Gandler ist weiterhin Sportdirektor der Langläufer, die mit Johannes Dürr im Februar 2014 einen Dopingfall bei Olympia in Sotschi abliefern.
Heinz Jungwirth: In den Tagen nach der Affäre eskaliert der Konflikt zwischen Schröcksnadel und dem mächtigen ÖOC-General Heinz Jungwirth. 2009 muss Jungwirth wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten gehen, 2013 wird er wegen Untreue (3,3 Mio. Euro) zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er sitzt noch immer im Gefängnis.
Stefan Matschiner: Auch der umstrittene Sportmanager ist "als Privatperson" in Turin. Der ehemalige Leichtathlet kümmert sich u. a. um die Dopingpraktiken der Radprofis Bernhard Kohl und Michael Rasmussen (DEN) und wird laut Mayer Kontaktmann für Sportler zu Humanplasma. Als das Wiener Labor nach dem Turin-Skandal aussteigt, übernimmt Matschiner die Geräte. Er wird zu 15 Monaten teilbedingter Haft verurteilt. Matschiner zieht sich anschließend komplett aus dem Sport zurück. Er schreibt ein Buch über Doping, arbeitet zwischenzeitlich als Kellner und aktuell bei einer Marketingagentur.