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Ausgeschlossene Athletin: "Ich darf keine 400 Meter laufen"

Aminatou Seyni ist die drittschnellste Läuferin des Jahres. In 49,19 Sekunden rannte sie am 5. Juli in Lausanne die 400 Meter. Damit wäre sie im Finale der Weltmeisterschaft am späten Donnerstagabend eine Kandidatin auf eine Medaille gewesen.

Doch die Läuferin aus dem Niger stand nicht im Finale. Nicht, weil sie verletzt war; nicht, weil sie in den Vorläufen zu langsam war. Der Testosteronwert der 22-Jährigen ist zu hoch, ihr wurde der Start wegen einer umstrittenen Regel des Leichtathletik-Weltverbandes verweigert.

„Ich darf keine 400 Meter laufen“, sagte Seyni. „Ich muss wegen der Regularien über die 200 Meter antreten. Es ist bei mir genau so wie bei Caster Semenya.“

Exakt zehn Jahre ist es her, dass Caster Semenya bei der WM 2009 in Berlin Gold über 800 Meter gewann. Die damals erst 18-Jährige siegte in sensationellen 1:55,45 Minuten, nur zwei Sekunden fehlten auf den Weltrekord der Tschechin Jarmila Kratochvila, gelaufen 1983, zur Hochblüte des Ostblock-Dopings.

Bald kamen Zweifel am Geschlecht der Südafrikanerin auf. Aber es dauerte fast ein Jahrzehnt und brauchte viele Untersuchungen, bis für den Weltverband IAAF feststand: Semenya gilt körperlich als Frau, hormonell ist sie aber ausgestattet wie ein Mann. Also entschied die IAAF: Frauen mit intersexuellen Anlagen wie Semenya müssen ihren Hormonspiegel mit Medikamenten auf einen Wert von maximal fünf Nanomol pro Liter Blut senken. Das entspricht dem Wert einer „normalen“ Frau. Andernfalls verfällt das Startrecht auf Strecken von 400 Metern bis zu einer Meile. Auf längeren Distanzen ist der Testosteronspiegel nicht mehr so stark ausschlaggebend. Weshalb das Startrecht im Sprint aufrecht bleibt, kann aber nicht schlüssig beantwortet werden.

Laune der Natur

Semenya fühlt sich jedenfalls ungerecht behandelt. Was kann sie für eine Laune der Natur? Sie sei eine gesunde, junge Frau, sie fühle sich wohl in ihrer Haut. Weshalb solle sie Medikamente nehmen? Niemals werde sie das tun! Sie zog vor Gericht, klagte vor dem Internationalen Sportgerichtshof – erfolglos.

Nun protestiert sie. Ein Ausweichen auf eine Sprintstrecke oder auf die Langdistanz komme nicht infrage. Sie verzichtete auf die WM.

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Doch kann es je eine faire Lösung geben? Ist es gerecht, wenn Frauen mit normalen Testosteronwerten chancenlos sind? Oder wenn Frauen mit männlichen Werten, die es in der Gesellschaft ohnehin schwer haben, vom Sport ausgeschlossen werden? Sowohl Semenya als auch Seyni sind als Mädchen aufgewachsen, sie fühlen sich als Frauen. Doch der hohe Testosteronspiegel bringt ihnen im Sport enorme Vorteile. Wer ihren Muskelaufbau sieht, wer sie beobachtet, wie sie sich bewegen, wie sie laufen – man meint, einen Mann zu sehen.

Im Gegensatz zu Semenya trat Seyni in Doha an. Auf der ungewohnten 200-Meter-Strecke kam sie ins Halbfinale, 17 Hundertstel fehlten auf den Finaleinzug. Die Verantwortlichen im Weltverband dürften aufgeatmet haben.