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Armstrong vor Dopingkontrollen gewarnt

Und noch einmal ArmstrongLance Armstrong. Es geht hier also erneut um jenen Mann, der sieben Mal die Tour de France gewonnen und nun gröbere Wickel mit der amerikanischen Anti-Doping-Behörde USADA hat, weil diese anhand von Dopingproben und Zeugenaussagen ihm seine Erfolge aberkennen will; bis das juristische Prozedere finalisiert ist, wird freilich noch viel Zeit ins Land gehen.

Zeit hat nun auch Lance Armstrong, der seine eigentlich geplante Triathlon-Karriere aufgrund der lebenslangen Sperre durch die USADA vergessen kann. Den Samstag nutzte der 40-Jährige für ein Hobbyrennen auf dem Mountainbike in Aspen. Dort darf jeder fahren, Armstrong wurde Zweiter hinter dem 16-jährigen Keegan Swirbul, und der Altmeister fand es "cool, wenn du von einem 16-Jährigen in den Hintern getreten wirst, von dem du weißt, dass er eine große Zukunft hat".

Neue Details

In Frankreich wühlte die Tageszeitung Le Monde derweil weiter in der Vergangenheit jenes Mannes, der vielen Radsportfans noch immer als Größter seines Fachs gilt. Michel Rieu, der wissenschaftliche Berater der Agence Française pour la Lutte contre le Dopage (AFLD), beschreibt in der Sonntag-Ausgabe detailliert, mit welchen Mitteln Armstrong sich gegen die Dopingfahnder zur Wehr setzte. "Er wurde vor den unangekündigten Kontrollen gewarnt", sagt Rieu. Und wenn die Kontrolleure zum Überraschungsbesuch da waren, habe Armstrong mit seinem Umfeld stets dafür gesorgt, dass die Tests um rund 20 Minuten verzögert wurden.

"In 20 Minuten sind viele Manipulationen möglich. Er hat seinen eigenen Urin durch künstlichen ersetzt. Er hat sein Blut mit Transfusionen verdünnt. Und er hat EPO in so kleinen Dosen verwendet, dass es damals nicht nachweisbar war." Das große Problem, sagt Rieu, sei gewesen, dass die Fahnder ohne die Hilfe von Polizei oder Zoll keine Chance gehabt hätten, sich zu wehren.

Zudem habe Armstrong erhebliche finanzielle Mittel aufgewendet und eine ausgefeilte Logistik aufgebaut. Rieu behauptet, der Amerikaner habe Blutkonserven aus den USA in seinem Privatjet einfliegen lassen.

Kompetenzstreit

Dazu kam der Kampf zwischen der AFLD und dem Radsport-Weltverband UCI um die Testhoheit bei der Tour de France. Erst 2008 durften die französischen Fahnder eigenverantwortlich werken, "wir haben damals acht Fälle von EPO-Missbrauch entdeckt", sagt Michel Rieu.

Das änderte sich schon im folgenden Jahr, die AFLD beschwerte sich öffentlich über die Sonderbehandlung Armstrongs durch UCI-Fahnder, es kam zum Bruch zwischen den beiden Institutionen.

Rieu fügte dann noch an, dass Lance Armstrong im Oktober 2009 beim damaligen französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy im Elysée zum Mittagessen eingeladen war; dass er Sarkozy 2010 ein Rad schenkte; dass AFLD-Chef Pierre Bordry zurücktrat (was  ein siebenfacher Tour-de-France-Sieger gewünscht habe) ... Die Affäre zieht Kreise.

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