Sport

Als ein Betrunkener Thomas Muster stoppte

Am 1. April 1989 war Thomas Muster in der Achterbahn der Gefühle. "Grandioser Thomas Muster". "Armer Thomas Muster". Die Schlagzeilen und Emotionen überschlugen sich. Und das alles innerhalb weniger Stunden. In Key Biscayne kam alles zusammen, was einem Sportler an Höhen und Tiefen passieren kann.

Zuerst der sportliche Triumph: In 3 Stunden und 12 Minuten zog der Österreicher durch einen glanzvollen 5:7,3:6,6:3,6:3,6:2-Sieg über den französischen Klassemann Yannick Noah in das Finale gegen den Weltranglisten-Ersten Ivan Lendl ein. "Noah in grandiosem Fünfsatzkampf niedergerungen".

Wenig später mussten Zeitungen die Story ändern. Denn ein betrunkener Autofahrer namens Norman Sobie fuhr Österreichs Nationalhelden auf offener Straße nieder. Das Kreuz- und Seitenband im linken Knie wurden dabei total zerstört. Nach dem Triumph über Noah im Semifinale wartete auf Muster nicht das Endspiel, sondern das Krankenhaus.

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Unermüdlich

Nach der Operation in Wien griff Muster nur zwei Wochen später schon wieder zum Schläger. Fotos, auf welchen Musters linkes Bein im Spaltgips auf einem Holzgerüst gelagert ist und der Steirer gleichzeitig die ersten Bälle schlägt, gingen um die ganze Welt. Angetrieben von seinem enormen Ehrgeiz, schuftete Muster unermüdlich für sein Comeback.

Nur fünfeinhalb Monate später spielte er wieder wettbewerbsmäßig Tennis, besiegt in Barcelona den Franzosen Henri Leconte, ehe er Horst Skoff unterliegt.

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Der erste Turniersieg seiner "zweiten Karriere" gelang dem Parade-Kämpfer am 1. Januar 1990 in Adelaide - 38 weitere folgten. 1995 gewann Muster in Paris als erster Österreicher ein Grand-Slam-Turnier. Ein Jahr darauf war der Leitgeb-Schützling für sechs Wochen die Nummer eins der Welt. 1997 schloss sich der Kreis: Muster feierte ausgerechnet in Key Biscayne seinen 44. und letzten Turniersieg.

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