Special/Challenge

Romantik versus Kommerz

Es ist der Traum vieler Fußballfans: Ein Spieler zeigt konstant starke Leistungen und bleibt über viele Jahre seinem Verein erhalten. Fans von jung bis alt tragen Dressen mit seinem Namen bedruckt. Er ist die Identifikationsfigur seines Klubs. Nach zwölf Jahren bei seinem Klub geht er in den wohlverdienten Fußballer-Ruhestand.

Die Realität sieht heute oft aber anders aus: Viele küssen Wappen, sprechen regelmäßig von ihrer Liebe zum aktuellen Verein. Sobald sie aber davon Wind bekommen, dass ein anderer Verein sich um sie bemüht, wird jedes dieser Bekenntnisse "vergessen".Tja, wenn das liebe Geld ruft, sind Koffer rasch gepackt. Nicht Tradition und Leidenschaft, sondern Geld und Zeit sind die Schrittmacher im heutigen Fußball. Alles wird vermarktet, ob Banden, TV-Rechte, oder Sitzplätze im Stadion ist völlig egal. Die gesamte Sportart ist vom Kommerz eingenommen worden. Vollkommen egal, ob der Klub Rapid Wien, Red Bull Salzburg oder sonst wie heißt. Selbst der große FC Barcelona ist ein Kommerzklub. Lange kam der aktuelle Sieger der Champions League ohne einen Brustsponsor aus. Als aber die Quatar Foundation Geld in schwindelerregender Höhe bot, wurde man auch in Katalonien schwach und die Brust war rasch bedruckt.

Der Faktor Zeit nimmt indes ebenfalls eine immer größer werdende Rolle ein. Alles muss schneller passieren. Bis zum vollendeten 16. Lebensjahr gelten Spieler als Talente. Wenn das 18. Lebensjahr erreicht wird, sollten sie am besten ein fixer Bestandteil ihres Teams sein. Wer mit 21 Jahren den endgültigen Durchbruch noch nicht geschafft hat, gilt als praktisch gescheitert. Des Weiteren zieht es junge Spieler immer früher ins Ausland: Internationale Topklubs haben ihre Scouts auf der ganzen Welt positioniert. Wenn ein junger Spieler bei einem Turnier besonders hervorsticht, wird vieles unternommen, diesen auch für einen Wechsel zu überzeugen. Jahre später möchten die Verantwortlichen sich von der Konkurrenz bestimmt nicht anhören müssen, den künftigen Messi oder Cristiano Ronaldo nicht geholt zu haben.

Vorgänge wie diese sind im heutigen Fußball nicht mehr aufzuhalten. Da bringt es auch nichts, sich gegen sie zu wehren. Vielmehr wird es in Zukunft von großer Bedeutung sein, solche Veränderungen nicht als Problem, sondern als Chance anzuerkennen.