Neue Matura, gibt es wirklich so viele Neuerungen?
Von Andrea Punz
Die neue Reife- und Diplomprüfung hat schon viel Aufsehen erregt. Im Schuljahr 2014/2015 wurde die neue Matura erstmals in den AHS-Typen durchgeführt, im kommenden Schuljahr wird auch die BHS mit dem neuen System maturieren. Der Hauptgrund für die Erneuerung soll die bessere Vergleichbarkeit der Abschlusszeugnisse von unterschiedlichen Schulen sein, denn die schriftlichen Klausuren werden zentral in ganz Österreich am selben Tag und zur selben Zeit abgehalten. Angeblich ist die Matura an einigen Schulen so leicht, dass sie jeder schaffen kann und es unmöglich ist durchzufallen. An anderen Schulen ist sie jedoch wieder so schwer, dass mehr als die Hälfte negativ abschließt. Die mündliche Prüfung bleibt aber wie jetzt eine schulinterne Sache, die Fragen kommen vom eigenen Lehrer und nicht wie bei der schriftlichen Arbeit vom BIFIE. Dabei könnten die Professoren jedoch wieder zu leichte oder auch zu schwere Fragen stellen. Somit ist der mündliche Teil nicht wirklich vergleichbarer geworden.
Die Dauer der schriftlichen Arbeit variiert je nach Fach mit 4,5-5 Stunden, im Gegensatz zur mündlichen, welche 10-15 Minuten dauert und eine Vorbereitungszeit von ca. 20 Minuten vorsieht. Bei den Zeiten für die Ausführung der Matura hat sich Gott sei Dank nichts verändert. Was sich wirklich verändert hat, ist die Verwendung der Wörterbücher. Bei der alten Matura war es kein Problem, sie zu verwenden, doch plötzlich ist man sich nicht mehr sicher, ob man sie bei der neuen Form der zentralen Reife- und Diplomprüfung zulässt, denn die SchülerInnen sollen den Sinn des Textes verstehen können, benötigen aber keine genaue Kenntnis der einzelnen Wörter. Wie soll ein Schüler jedoch einen Satz verstehen, wenn er das wichtigste Wort, also jenes, das dem Satz Sinn gibt, nicht übersetzen kann? An so etwas dürften die Verantwortlichen des Ministeriums, welche die Richtlinien der neuen Reife- und Diplomprüfung festgelegt haben, nicht gedacht haben.
Der meiner Meinung nach größte Unterschied zwischen der Matura von AHS und BHS bleibt, nämlich der Altersunterschied. Gymnasiasten maturieren bereits ein Jahr vor jenen SchülerInnen, die eine berufsbildende Schule besuchen. Dieses eine Jahr ist aber auch nötig, denn Gymnasiasten haben nach der Reifeprüfung keine Berufsbildung im Gegensatz zu den SchülerInnen einer BHS. Ein weiterer, mir aber unerklärlicher Unterschied der beiden Schultypen ist die Handhabung der Diplomarbeit. Denn AHS-Schüler schreiben diese alleine und haben eine Arbeit im Umfang von 40.000-60.000 Zeichen abzugeben. SchülerInnen, die eine Berufsbildende Höhere Schule besuchen, finden sich für die Erstellung der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) bzw. Diplomarbeit in einer Gruppe von zwei bis 5 Personen zusammen. Diese Diplomarbeit sollte ca. 80 Seiten umfassen und muss einen Praxisbezug aufweisen, indem beispielsweise mit einem Unternehmen zusammengearbeitet wird. Warum müssen Gymnasiasten eine bestimmte ZEICHENanzahl haben, BHS-Schüler jedoch eine bestimmte SEITENanzahl, wo bleibt hier wieder die angeblich so wichtige Vergleichbarkeit?
Für mich hat die Zentralmatura sicher den Vorteil, dass ich nur in einer Fremdsprache maturieren muss. Dass Mathematik als Pflichtfach gilt, erfreut mich im Gegensatz zu den Neuerungen in den Sprachen nicht allzu sehr. Es ist aber wichtig, dass sich alle mit den neuen Vorgaben anfreunden, und das ist relativ einfach, wenn man gut informiert wird. Dadurch werden einem die Ängste vor Neuem genommen und auch eine mögliche Wut verfliegt bei genauer Aufklärung im Nu. Meiner Meinung nach wurde sehr viel für die Verbesserung der und die Aufklärung über die neue Reife- und Diplomprüfung getan und deshalb sollten wir gelassen, aber auch mit viel Einsatz an die Sache herangehen.