Iranische Vorfreude auf "europäische Qualität"
Von Tobias Sikora
Am 14. Juli gelang es dem Iran gemeinsam mit dem UN-Sicherheitsrat sowie der EU die Atomverhandlungen positiv abzuschließen. Schrittweise sollen nun die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran fallen. Bundespräsident Heinz Fischer wird von 7. bis 9. September mit einer Delegation Teheran besuchen. "Der Iran wird nach Beendigung der Wirtschaftssanktionen wohl keinen Boom, sehr wohl aber ein gutes Wirtschaftswachstum verzeichnen", sagten Stephan Denk und Farid Sigari-Majd, die beiden Iran-Rechtsspezialisten der Anwaltskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer bei einem Pressegespräch in Wien.
Sekundärsanktionen
"Nicht nur für US-Unternehmen ist der Iran tabu, auch viele europäische Unternehmen wagten es bisher nicht im Iran zu handeln. Die Angst vor den Sekundärsanktionen der USA für mit dem Iran handelnde Drittstaaten und einem Reputationsverlust waren einfach zu groß", so Denk. Nun würden aber einige europäische Unternehmen den Vorsprung gegenüber US-Firmen, denen nach wie vor Sanktionen drohen, nutzen wollen. Vor allem in der Ölindustrie werde sich einiges ändern. Die Förderanlagen wurden lange Zeit nicht erneuert, sind veraltet. Das Gleiche gilt für die Flugzeugbranche. Die Islamische Republik bevorzugt laut Sigari-Majd eher europäische Unternehmen und sieht hier eine Chance "als Partner auf Augenhöhe zu wirtschaften". Auch im Iran wolle man von der "europäischen Qualität" profitieren. Bisher standen Waren aus China im Fokus.
Österreichische Unternehmen waren bisher vor allem in den Bereichen Pharmazeutik, Anlagenbau sowie im Papierhandel involviert. Auch hier dürfte es in den nächsten Jahren noch Luft nach oben geben. Die Exporte steigen. Auch der Finanzsektor wird in Schwung gebracht: "Die Bevölkerung wird die Öffnung des Landes unmittelbar merken", meint Sigari-Majd, denn viele im Ausland eingefrorene Konten werden jetzt geöffnet. Sowohl Privat- als auch Staatsgelder kommen wieder ins Land.