Puelacher traut Hirscher zu, bei Olympiasieg abzutreten
Puelacher wünscht sich, dass seine Athleten in der Zeit, in der Hirscher dem Rennsport noch erhalten bleibt, möglichst viel von ihm lernen, "dass sie sich in seinem Schatten weiter gut entwickeln und zu Podestfahrern werden". Manuel Feller, Marco Schwarz, Michael Matt, Roland Leitinger und Co. sind auf einem sehr guten Weg - und stehen vielleicht schon bald in der ersten Reihe.
Hirscher hat zwar noch keine Zukunfts-Entscheidung getroffen und will dies auch erst im Sommer tun, viele in der Szene können sich aber vorstellen, dass mit einem - noch fehlenden - Olympiasieg 2018 in Pyeongchang das Karriereende nah sein würde. Andere diskutierte Optionen wären weitere Weltcup-Gesamterfolge anzupeilen, den Österreich-Rekord von Hermann Maier von 54 Weltcupsiegen (Hirscher hält vor Sonntag bei 44), oder sich den Speed-Disziplinen zu widmen.
"Er ist so intelligent, dass er sagt, er will abtreten, wenn er oben ist, nicht wenn er 15. wird. Wo ich ihm voll recht geben muss. Wenn du sagen kannst, als Olympiasieger oder Weltcupsieger trete ich ab, dann hast du wahrscheinlich alles richtig gemacht", sagte Puelacher zur Austria Presse Agentur.
"Für mich ist das größte Thema: Wie lange macht ihm das noch Spaß? Wenn er Spaß hat, ist er auch erfolgreich. Wenn er anfängt zu zweifeln, muss er es eh irgendwann sagen. Aber es ist seine Entscheidung. Ich hoffe, dass er so lange wie möglich Ski fährt. Denn wie es jetzt aussieht, hast du jedes Jahr eine Bank mit ihm", ist Hirscher für Puelacher der Podestplatz-Garant in den technischen Disziplinen.
In den vergangenen Jahren hat Puelacher bei Hirscher noch nie einen "Knick" festgestellt. "Wenn es also einen gibt, dem ich es zutraue, weiter so erfolgreich zu sein, dann ist das Marcel. Auch wenn es mal eng oder hart geworden ist, dann hat er es immer wieder so hingebogen, dass er wieder voll motiviert war, dass er topfit war."
Puelacher hob im Erfolgspuzzle die Mitarbeit von Vater Ferdinand Hirscher hervor, den Einsatz der Firma Atomic. "Und einen gewissen Anteil wird der ÖSV auch haben. Aber im Endeffekt muss er fahren, er muss entscheiden. Sechsmal hat er richtig entschieden." Dass man dem Branchenprimus seine Freiheiten zugestehen muss, steht für Puelacher außer Frage: "Man muss dem Weltbesten das optimale Umfeld bieten, in dem er alles herausarbeiten kann, was er braucht, um Rennen zu gewinnen. Man darf ihn nicht einschränken."
Er selbst sei stets gut informiert über die Vorgänge im Hirscher-Team und habe in den ganzen Jahren noch nie eine echte Konfrontation mit dem Superstar gehabt. "Wenn was nicht gepasst hat, haben wir das ausdiskutiert. Wenn mal was nicht geht, akzeptiert er das." Hirscher habe auch Respekt vor starken Läufern aus anderen Nationen wie Alexis Pinturault und Henrik Kristoffersen - ebenso wie vor seinen Teamkollegen.
"Er hat über die sechs Jahre eine große Persönlichkeitsentwicklung durchgemacht, er ist aber nie abgehoben und immer klar auf dem Boden geblieben", stellte Puelacher fest. Er sei auch teamdienlicher geworden, sehe, dass auch er von anderen profitieren könne. "Es macht ihm Spaß, mit den Jungen zusammenzuarbeiten. Er fühlt sich immer wohler in diesem Spiel. Aber er nimmt sich den Teil, den er braucht, heraus, dazu hat er auch das Recht."
Nicht unwesentlich für den Erfolg seien auch Hirschers enorme Körperbeherrschung, "die er als Bub gelernt hat", und der Umstand, dass der Sportler verletzungsfrei durch die Jahre gekommen sei. Für Puelacher ist auch das nicht nur Glück. "Ein gewisses Glück gehört dazu. Aber auch da macht das Team alles richtig, nicht nur was die Regeneration betrifft. Auch beim Training wird darauf geachtet, dass immer höchstmögliche Sicherheit gegeben ist und keine Schlaglöcher auf der Piste sind."