Romy

Nina Proll: „Ich bin ehrlich, verlässlich und vor allem lustig“

Sie steht auf der Bühne und schaut in den leeren Zuschauerraum des Wiener Akzent Theaters. „Ich liebe diese Atmosphäre“, sagt Nina Proll. Am 18. April wird sie, begleitet vom Trio de Salón, „Lieder eines armen Mädchens“ singen. „Ich mag die Musik der 20er- und 30er-Jahre und stehe auf Friedrich Hollaender, Kurt Weill oder Hanns Eisler. Das Bühnenbild ist reduziert, die Lieder und Texte stehen im Vordergrund.“

Mutterglück

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Die blonde Wienerin und Gregor Bloéb, Schauspielkollege und Ehemann, teilen sich nach Möglichkeit die Arbeit so ein, dass einer bei den Kindern, Leopold (4) und Anatol (2), in Tirol sein kann. „Wenn es gar nicht anders geht, ist nur das Kindermädchen bei den Buben“, sagt die 39-Jährige, während sie sich’s in einem der roten Samtsessel im Zuschauerraum bequem macht. Nein, Glucke sei sie keine. „Aber natürlich hab’ ich als Mutter das Gefühl, ich muss alles immer kontrollieren und glaube, ohne mich würde nichts funktionieren“, sagt sie.

Wie sieht sie sich als Mutter? „Die Kinder sollen Spaß mit mir haben. Sie dürfen bei mir alles machen, was nicht lebensgefährlich ist, alles ausprobieren. Ich möchte, dass sie mutig und selbstbewusst sind. Wenn sie allerdings die wenigen Grenzen überschreiten, dann bin ich sehr streng.“

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Ihre Kindheit sei da anders gewesen. Nina verbrachte die meiste Zeit mit ihrem älteren Bruder bei der Großmutter im Waldviertel. Etwas mehr Verbote, etwas mehr katholisch sei sie aufgewachsen. Ein braves, angepasstes Kind sei sie gewesen, „weil ich gefallen und geliebt werden wollte“. Musterschülerin war sie. „Ich war ein bisschen altklug und besserwisserisch. Mein Bruder war der Schlimme und hat trotzdem mehr dürfen als ich. Das hat mich wütend gemacht. Pfeifen, zum Beispiel, tun Mädchen nicht, das gehört sich nicht, hieß es bei meiner Oma, die ansonsten eine sehr warmherzige, tolle Frau war.“

Ihr Selbstbewusstsein hat sie von ihrem Vater. „Er hat mir immer das Gefühl gegeben, dass ich für ihn das tollste Wesen auf Gottes Erden bin“, sagt Proll, die heuer für die KURIER-ROMY als beste Seriendarstellerin („Braunschlag“) nominiert ist.

Ihre Rolle als Mutter in dem Film „Talea“, der gerade bei der Diagonale in Graz gezeigt wurde, hätte sie nie so spielen können, „wäre ich nicht selbst Mutter“. Sie kenne diese ewige Sehnsucht nach der Mutter. „Die Vorstellung, meine Kinder weggeben zu müssen, sie nicht mehr sehen zu können, wäre das Schlimmste.“ Die emotionalen Szenen – sie spielt eine Mutter, die im Gefängnis war und ihr Kind erst wieder sieht, als es 14 ist – seien ihr total leicht gefallen. „Ich fange irrsinnig leicht zu heulen an.“

Patchwork

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Die Bloéb-Prolls sind eine gut funktionierende Patchworkfamilie. „Ich denke, wir machen das alle recht gut.“ Ist noch mehr Nachwuchs geplant? „Fortpflanzung hat ja wenig mit dem Verstand zu tun und jetzt, wo meine Buben aus dem Gröbsten heraus sind, ertappe ich mich schon wieder dabei, dass ich eine völlig irrationale Sehnsucht nach kleinen Babys habe. Wenn ich in ein Geschäft gehe und die kleinen Strumpfhosen und Schnuller sehe, könnte ich schon wieder alles einkaufen. Dieser verdammte Mutterinstinkt regt sich schon wieder, obwohl ich endlich wieder einmal durchschlafen kann – mein größter Luxus“. Das Schlafdefizit sei nämlich ihr größtes Problem am Kinderkriegen gewesen.

Entspannung findet sie beim Yoga. „Es ist eines der wenigen Dinge, die ich konsequent seit vielen Jahren mache. Yoga tut mir gut, es hat was Meditatives. Was für andere Beten oder Religion ist, ist für mich Yoga.“ Sie sei ein typischer Steinbock, wenn es um Freundschaften gehe. „Ich brauche lange, um mich jemanden zu öffnen und nah an mich heranzulassen. Aber die, die da drin sind“, sagt Nina und zeigt auf ihr Herz, „bleiben auch da. Das ist meine Treue.“

Und ist Treue in der Ehe auch wichtig? „Natürlich ist Monogamie eine Illusion. Ein nicht zu erreichendes Ideal für jede langjährige Beziehung. Nichtsdestotrotz würde ich, wenn ich auch nur den leisesten Verdacht hegte, dass mein Gemahl auswärts spielt, ihn wahrscheinlich umbringen. Gregor sei grundsätzlich kein eifersüchtiger Mann. „Aber hin und wieder ist es mir gelungen, sogar sein Grundvertrauen zu erschüttern. Gott sei Dank.“

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Zu ihren schlechten Eigenschaften zählt sie, dass sie mit den Kindern manchmal zu ungeduldig, zu sehr Kopfmensch und nachtragend sei. „Ich würde gerne weniger über Dinge grübeln und mehr aus dem Bauch entscheiden.“ Manchmal fehle ihr die Spontanität und Leichtlebigkeit. „Ich bin eher schwermütig“, sagt die Künstlerin, die gerade mit der Autorin Ursula Wolschlager ein Drehbuch für einen Episoden-Film schreibt.

Prolls gute Eigenschaften überwiegen aber. „Ich bin sehr ehrlich, verlässlich und vor allem lustig, glaube ich. Wenn auch nicht so lustig wie mein Mann. Mit ihm wird es nie langweilig.“

Tipp: „Lieder eines armen Mädchens“, Nina Proll & Trio Salón, 18. 4. im Akzent Theater, www.akzent.at