ROMY 2021: Murathan Muslu
Von Marco Weise
An Murathan Muslu kommt man nicht mehr vorbei. Das weiß auch die ROMY-Jury, die den Schauspieler (nach 2018) zum zweiten Mal auf ihrer Liste hat. Nominiert wurde er für seine Rolle im Film "Nicht tot zu kriegen“, wo er an der Seite der deutschen Schauspielerin Iris Berben zu sehen ist. Einerseits. Andererseits hat er auch wieder mit seinen Auftritten bei den "Vorstadtweibern" im ORF und in der Sky-Serie "8 Tage“ Eindruck hinterlassen.
Dabei wurde Murathan Muslu die Schauspielerei nicht in die Wiege gelegt. Der Wiener ist vielmehr ein hart an sich und seiner Schauspielerei arbeitender Quereinsteiger, der ganz klein angefangen hat. "Ich hatte das Glück, dass ich in der kurzen Zeit, in der ich das mache, so viele Jobs bekommen habe und dadurch auch viel Erfahrung sammeln konnte. Für mich funktioniert dieser Beruf nur mit ,learning by doing'. Noch sehe ich mich nicht als richtigen Schauspieler, denn ich habe noch keinen Film gedreht, in dem ich richtig brilliere, mit dem ich, für mich selbst, richtig zufrieden bin. Ich bin davon überzeugt, dass ich persönlich meinen Zenit noch nicht erreicht habe. Mein Ziel ist es, mir eines Tages nach einer Premiere selber auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: ,Das habe ich von Anfang bis Ende genial gemacht'. Erst dann kann ich akzeptieren, dass man mich einen Schauspieler nennt. Bis dahin bin ich nur ein neugieriger Autodidakt in der Welt des Films", sagte er dem KURIER.
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Der in Ottakring geborene Muslu lebt bis heute in diesem Bezirk. In seinem Grätzl kennt er jede Straße und viele Nachbarn persönlich. Soll heißen: Als ich mich vor zwei Jahren mit dem Schauspieler zum Interview in einem Cafè in Ottakring getroffen habe, wurden andauernd Hände geschüttelt: Immer wieder kamen gute Freunde, flüchtige Bekannte vorbei und suchten das Gespräch mit ihm. Denn er ist trotz seiner jüngsten Erfolge immer noch einer von ihnen, einer mit Bodenhaftung.
Murathan Muslu weiß, wo er herkommt - und wo er hin möchte. Er wechselte in seiner Jugend häufig die Schule und brach sie letztendlich auch ab, bevor er mehr oder weniger entdeckt wurde. 2011 hatte der Amateur ohne jegliche Schauspielerfahrung in Umut Dags Abschlussarbeit auf der Filmakademie ("Papa") seine ersten Auftritte vor der Kamera. Vor allem in der Anfangszeit seiner Karriere arbeiteten die beiden Freunde immer wieder zusammen. Dag führte Regie bei Musikvideos von Suan Kaan, der Rap-Formation von und mit Murathan Muslu. Nach dem für einen Amadeus Award nominierten Album „Aus eigener Kraft“ hat sich das musikalische Projekt aber verlaufen. Murathan versuchte es weiter mit kleinen Rollen und jobbte in der Zwischenzeit als Hilfsarbeiter am Bau, um sich die Miete leisten zu können.
Durchbruch
Nach „Papa“, weiteren kleinen Rollen für TV-Produktionen gelang im mit den beiden Spielfilmen von Umut Dag, „Kuma“ (Eröffnungsfilm der Berlinale 2012) und „Risse im Beton“ (2014) der Durchbruch. Es folgten dann zahlreiche Auftritte im Fernsehen, meist Krimi-Reihen wie „Tatort“, „Polizeiruf 110“ oder „Alarm für Cobra 11“ .
2019 war er gleich in mehreren Serien zu sehen: Er spielte in der Netflix-Produktion "Skylines" den Rapper Kalifa, versuchte in „7500“ als Terrorist ein Flugzeug zu entführen und war Teil von David Schalkos Serie „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ sowie „8 Tage“ (Sky).
Zuletzt drehte er „Hinterland“, den neuen Film von Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky. Darin übernimmt Muslu die Rolle eines vom Krieg gebeutelten Kriminalbeamten, der nach dem ersten Weltkrieg in seine Heimat Wien zurückkehrt. Der Film sollte heuer in die Kinos kommen.