Romy

"Wir brauchen den Kontakt zum Publikum"

Ein Publikumspreis wie die ROMY ist wie gemacht für Elmar Wepper (68). Bereits In den 1970er Jahren etablierte er sich als einer der beliebtesten Schauspieler Deutschlands. Mit den tabayerischen Serien „Polizeiinspektion 1“ und „Zwei Münchner in Hamburg“ feierte er große Fernseherfolge. Am Samstag ist er als Nominierter ("Bester Schauspieler") zu Gast bei der großen ROMY-Gala in der Wiener Hofburg (live auf ORF 2 ab 21.10 Uhr).

2008 erlangte er auch bei Filmkritikern viel Anerkennung - mit seiner Rolle in Doris Dörries vielfach ausgezeichnetem Familiendrama "Kirschblüten - Hanami". Für seine Verkörperung des verzweifelten Witwers Rudi erhielt er neben dem Bayerischen Filmpreis auch den Deutschen Filmpreis als Bester Hauptdarsteller sowie eine Nominierung zum Europäischen Filmpreis.

Elmar Wepper im Interview über Publikumserfolg, das Älterwerden, sowie über Wien und andere "fremde" Kulturen . . .

KURIER: Sie sind für den Publikumspreis ROMY nominiert. Machen Sie selber einen Unterschied zwischen Publikums-und Jurypreisen?

Elmar Wepper: Nein und Ja. Wir machen ja Filme fürs Publikum. Was nützt es, wenn man von Kritikern oder von Fachjurys bewertet wird, und das Publikum sich nicht dafür interessiert? Wir machen ja keine autistische Kunst. Wir Schauspieler brauchen den Kontakt zu unserem Publikum und wollen auch geliebt werden, um es mal ein bisschen süffisant zu sagen.

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Apropos geliebt werden: Viele Zuschauer lieben heute noch Ihre Serie „Polizeiinspektion1“. Hat die Serie für Sie inzwischen Nostalgiecharakter?
Auf die „Polizeiinspektion1“ werde ich heute auch immer noch angesprochen. Wenn ich zurückblicke, ist sie ein Teil meiner Karriere, außerdem war „Polizeiinspektion1“ ja auch nichts, was man mal eben so nebenbei gemacht hat, sondern wir haben die Serie ja über zehn Jahre gedreht.

Viele Leute, die dabei waren, haben anschließend große Karrieren gemacht.
Ja, Walter Sedlmayr war schon vorher durch verschiedene TV Produktionen bekannt geworden, aber mit der Serie hat er sich dann nochmal für ein ganz großes Publikum etabliert und so eine Art Alterskarriere gemacht. Darüber hinaus hat die ganze Riege bayerischer Schauspieler mitgespielt, was auch daran lag, dass Helmut Ringelmann, der Produzent von „Polizeiinspektion1“, auch „Der Kommissar“, „Der Alte“, und „Derrick“ produziert hat, weshalb ihm die Schauspieler natürlich auch zugeneigt waren. Motto „Spielst Du mir in der „Polizeiinspektion 1“ diese hübsche Rolle, dann winkt Dir auch noch eine andere“, da gab’s natürlich wenige, die das dann nicht wollten.

Hat es Sie eigentlich gestört, dass Sie immer wieder mit Ihrem Bruder Fritz verglichen wurden?
In den ersten Jahren verlief unsere berufliche Laufbahn sehr unterschiedlich. Fritz ist damals durch den „Kommissar“ sehr populär geworden, als ich noch studiert habe. Als Fritz schon längst ein etablierter Schauspieler war, der schon Hauptrollen in 20 Fernsehfilmen gespielt hatte, war ich noch bei der Bundeswehr. Ich wollte eigentlich gar nicht zur Schauspielerei und habe erst zehn Semester Germanistik und Theaterwissenschaften studiert. Ich war Ende 20, als ich mich entschieden hatte, in die Schauspielerei zu gehen. Dagegen war Fritz relativ früh beim „Kommissar“ und hat anschließend sofort nahtlos „Derrick“ gemacht. Ich hab‘ halt „Zwei Münchner in Hamburg“, „Unsere schönsten Jahre“, „Polizeiinspektion1“, und „Irgendwie und Sowieso“ usw. gedreht, wir sind uns gar nicht in die Quere gekommen. Ich wurde zwar immer wieder gefragt „Gibt’s oder gab’s ein Konkurrenzdenken zwischen Ihnen und Ihrem Bruder?“, aber das hat sich aufgrund der Situation, wie ich sie gerade geschildert habe, gar nicht ergeben. Wir waren eigentlich immer happy, wenn wir wussten, der andere ist gerade erfolgreich.

Sie haben sicher auch voneinander profitiert?
Das ist richtig. Wenn man so gestrickt ist wie der Fritz und ich, dann profitiert man schon voneinander. Es gibt natürlich auch Brüder, die Schwierigkeiten miteinander haben, die hatten wir aber nie, auch privat nicht. Wir sind für den anderen da, und wenn wir uns gegenseitig helfen oder beistehen können, dann ist das für uns gar keine Frage.

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Sie sind beruflich viel auf Reisen. Sind Sie auch häufiger in Österreich?
Ja, natürlich, Wien kenne ich sehr gut. Ich habe sogar mal als Junge eine Radtour von München nach Wien und zum Neusiedler See gemacht, das war 1958 zu einer Zeit, als noch kaum einer mit dem Auto unterwegs war. Und ich hatte über 20 Jahre eine Hütte in Tirol an der hohen Salve, die ich leider vor einigen Jahren aufgeben musste.

Und wie gehen Sie mit der sprichwörtlichen Grantigkeit der Wiener um?
Die ist mir gar nicht geläufig, ich kenne die Wiener immer nur höflich und charmant, den berühmten Schmäh natürlich nicht zu vergessen. Das ist die Art von Charme bei der man sich fragt, ob vielleicht dahinter nicht doch eine kleine Bosheit steckt. (lacht) Ich habe viele Jahre immer wieder in Wien gearbeitet, und kann über die Wiener, die sich den anderen Österreichern gegenüber ja immer gern ein bisschen extra sehen, überhaupt nicht klagen.

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Für den Dreh von „Kirschblüten - Hanami“ waren Sie in Japan. Haben Sie von den fernöstlichen Lehren dort, wie z.B. Feng Shui, etwas für sich mitgenommen?
Ich lehne es ein bisschen ab fremde Kulturen so eins zu eins zu übernehmen, weil diese Kulturen in ihren Herkunftsländern schließlich lange gewachsen sind und dort eine ganz andere Tradition haben. Feng Shui beschränkt sich ja auch nicht allein darauf, dass man den Klodeckel zumacht, damit das Geld nicht aus dem Haus geht, oder das man keine Schubladen offen lässt, das sind ja Äußerlichkeiten. Das kann man machen, aber mit einer Lebenshaltung hat das nichts zu tun. Es gibt ja auch Leute, die sich so eine buddhistische Attitüde zulegen, aber damit, wie ein Buddhist, der diese Kultur über Generationen verinnerlicht hat, lebt, hat das nichts zu tun. Ich brauche es eigentlich nicht, weil ich ganz gut in mir selbst ruhe, und mich auch sehr heimatverbunden fühle. Wir sind mit unserer abendländischen Kultur bestens versorgt, wenn wir sie richtig leben.

Das sind ja oft auch solche Moden.
Ein bisschen schon, die Medien greifen das ja auch gerne auf. Es gab in den 60er und 70er Jahren einen Trend, wo viele nach Indien zu Baghwan und irgendwelchen Schamanen gereist sind, um sich selbst zu finden. Wenn einer sowas mag, OK, es sei ihm unbenommen, aber für mich wäre das nichts.

„Man muss sich immer Zeit für die Dinge nehmen, die einen interessieren“


Apropos Trends, Kochsendungen sind immer noch sehr in Mode. Wie kam es eigentlich zu Ihrer gemeinsamen Kochsendung mit Alfons Schuhbeck im BR?
(lacht) Ich habe eigentlich schon immer gerne gegessen, vielleicht bin ich durch die gute und bodenständige Küche meiner Mutter zu sehr verwöhnt worden. Ich habe relativ früh festgestellt, dass Kochen eine interessante Sache ist. Ins Kulinarische wächst man ja hinein und Kochen ist für mich nicht in erster Linie dazu da, um satt zu werden, sondern es ist ein kreativer und sinnlicher Vorgang, der Spaß macht.

Man muss aber auch Zeit dafür haben.
Natürlich, man muss sich immer Zeit für die Dinge nehmen, die einen interessieren. Und wenn einer meint, er hätte sie nicht, dann hat er ein Problem.

Und wie wurde dann die Sendung daraus?
Das ging nicht von mir aus, ich selber wäre nie auf die Idee gekommen. Der Alfons hat mich damals angesprochen und gefragt, ob ich gerne mit ihm in seiner Sendung kochen würde. Wir haben uns dann getroffen und waren uns auf Anhieb sympathisch. Das war der Anfang, und mittlerweile machen wir das seit 14 Jahren.

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Sie sind beruflich und privat sehr aktiv, machen Sie sich trotzdem schon einmal Gedanken übers Alter? Oder lassen Sie sie das einfach auf sich zukommen?
Das Älterwerden oder der Gedanke an den Tod schrecken mich nicht. Dass unser Dasein endlich ist, sollte man im Leben nie ausblenden. Durch den Tod wird unser Leben, alles Glück und Leid, erst möglich und sinnvoll, das sollte man nie vergessen.

Können Sie auch gut loslassen oder tun Sie sich da eher schwer?
Nein, damit tue ich mich überhaupt nicht schwer. Loslassen kann für mich durchaus ein Gefühl der Befreiung sein, man sollte nur wissen, wann die Zeit dafür reif ist.

Konnten Sie das schon immer?
Ach, im Leben ist das ein Prozess und alles ist in Bewegung. Ich klebe nicht sehr an irgendwelchen Dingen, aber man sollte doch manche Dinge nach Möglichkeit bei Zeiten regeln. Z.B. Stichwort Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht, die kann man nicht erst machen, wenn es schon zu spät ist, und man nach einem Schlaganfall womöglich schon nicht mehr ansprechbar in einem Krankenhaus liegt.

Solche unangenehmen Dinge verschiebt man gerne, weil man Angst hat, dass sie sonst eintreten.
Das ist purer Aberglaube.

Verraten Sie zum Schluss noch, worauf wir uns in der nächsten Zeit bei Ihnen freuen dürfen?
Ich mache diesen Sommer einen sehr schönen Fernsehfilm, der „Zwei allein“ heißt, dabei handelt es sich um ein psychologisches Drama mit kriminellem Einschlag. Und im Herbst mache ich vielleicht einen Kinofilm, das Projekt ist aber noch mit vielen Fragezeichen versehen, weil nicht klar ist, ob das Buch bis dahin fertig wird, und die Finanzierung steht. Trotzdem freue ich mich schon sehr auf beide Projekte.

(Das Gespräch führte: CLAUDIA BÖHM)

INFO: Der Film "Dreiviertelmond" mit Elmar Wepper ist bei 20th Century Fox auf DVD erschienen, die DVDs zur Kultserie "Polizeiinspektion1" bei Koch Media. Gemeinsam mit Star-Koch Alfons Schuhbeck wird ab 28. April wieder sonntags, um 17 Uhr, im BR gekocht und verkostet.