Gorillas und Schimpansen hautnah erleben
Von Maria Gurmann
Faul und entspannt krault sich der Silberrücken mit der einen Hand den Bauch, mit der anderen hält er einen Grashalm, an dem er genüsslich kaut. Unbeeindruckt sein Blick. Denkt sich wahrscheinlich – "Schon wieder andere acht Affen, die mich jetzt eine Stunde angaffen werden." Bis zu sieben Meter dürfen wir dem Chef der 15-köpfigen Gorillafamilie auf den Pelz rücken. Das und noch viel mehr wird den Gästen vor der Trekkingtour von einem Ranger genau erklärt.
Dem 220 Kilo mächtigen Primaten sind die Vorschriften egal. In Zeitlupe erhebt sich der Berggorilla und kommt majestätisch auf uns zu. Die kleine Menschengruppe, die ihn beobachtet, filmt und fotografiert, erstarrt kurz, weicht zurück, senkt den Blick und verbeugt sich demütig, als wär’s die Queen Elizabeth. "Nicht in die Augen schauen", hatte uns der Guide erklärt. Der Gorilla streift hautnah vorbei, ein zarter Rempler folgt – klar, er ist der Herr auf dem über 2200 Meter hohen Berg im Dschungel. Schön, dieses aufgeregte Herzklopfen zu spüren, ein Glücksgefühl folgt, vom Fell einer der 880 Berggorillas dieser Welt gestreift worden zu sein.
Uganda ist die Heimat der gefährdeten Art. Die Tiere leben im Bwindi Impenetrable National Park und im Mgahinga Gorilla National Park im Südwesten des Landes, an der Grenze von Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo. Entdeckt wurden sie von der westlichen Welt erst 1902.
Teuer sind die geführten Trekkingtouren in den Bwindi Nationalpark, ein UNESCO Weltnaturerbe. Mit den Einnahmen werden die vom Aussterben bedrohten Tiere und ihr natürlicher Lebensraum geschützt. Jede der habituierten Gorillafamilien – also an Menschen langsam, in ein bis drei Jahren, gewöhnte Tiere – dürfen pro Tag nur acht Personen eine Stunde lang besuchen. Jede Gorillagruppe und jedes einzelne Mitglied hat einen Namen, den die Guides ihnen gegeben haben. Wir bestaunten übrigens die Bweza-Group. Nicht habituierte Gorilla-Gruppen dürfen auf keinen Fall besucht oder verfolgt werden.
Trekking oder Tracking
Es sind die geschulten Guides und Ranger, die zur frühen Morgenstunde aufbrechen und auf Spurensuche gehen – das nennt man "Tracking". Per Funk teilen sie einander mit, wo sich welche Gorilla-Familie gerade aufhält. Wenn die Touristengruppen kommen, werden sie von den Rangern, die mit Macheten ausgerüstet sind, durch den Urwald geführt. Diese Wanderung nennt man "Trekking". Mit dabei ist auch immer ein Polizist mit einem Gewehr. "Wir erschießen keine Tiere. Sollte eine Elefantenherde vorbeiziehen, geben wir nur Schüsse in die Luft ab, um sie zu vertreiben", sagt der 23-jährige Yakubu.
Quirlige Schimpansen
Die Suche nach den kleineren Verwandten der Gorillas im Regenwald dauert nicht so lange. Im 795 km² Kibale Nationalpark leben noch 1450 Schimpansen.
Per Walky-Talky verständigen einander die Ranger, wo sich gerade eine Familie tummelt. Wir haben Glück. Die Schimpansen, dem Menschen mit 99 Prozent gleichem Erbgut am ähnlichsten, treiben sich gerade auf dem Boden herum und genießen die Sonne, die durch den dichten Regenwald auf eine Lichtung fällt. Viel quirliger als ihre bequemen Artgenossen sind sie. Von einer Minute auf die andere ein Donnergroll gefolgt von einem Regenguss, der uns im unwegsamen Dschungelgatschboden versinken lässt. Die Chimps, wie sie die Ugander nennen, stört das nicht. Sie springen auf die Bäume unter ihre Blätterregenschirme, wo sie auch ihre Nester bauen, in denen sie übernachten.
Perle Afrikas
Dem Binnenstaat in Ostafrika gab einst Winston Churchill diesen Namen. Schon beim Anflug staunen wir über das üppigen Grün und die riesigen Seen. Vier der größten sieben Seen Afrikas und mit dem Viktoriasee, der drittgrößte See der Welt, die Quelle des Nils, besitzt Uganda.
Auf beiden Seiten des Äquators breiten sich zehn Nationalparks aus, die Naturliebhabern die Möglichkeit geben, Ugandas vielfältige Flora und Fauna zu erleben. Zum Beispiel: mehr als zehn Arten von Primaten, einschließlich der winzigen „Buschbabys“ (Galagos), 372 Vogel- und 351 Baumarten.
Bootsfahrt
Da tummeln sich friedlich nebeneinander am Flussufer des Kazinga-Kanals Nilpferdfamilien und Warane, Krokodile gähnen neben Büffel- und Elefantenherden und sind umringt von Hunderten Wasservögeln. In der Abenddämmerung steigen kräftige, junge Fischer in ihre Holzboote. Sie rudern vom Kanal zu den großen Seen (Lake Edward oder Lake George), um ihre Netze auszuwerfen, auf dem Boot zu schlafen und erst wieder in den Morgenstunden mit dem Fang in ihre Dörfer heimzukehren.
Am nächsten Tag fahren wir mit einem Geländewagen durch die Savanne des Queen Elizabeth Nationalparks. Antilopen, Elefanten und Zebras sehen wir. Berühmt sind vor allem die sogenannte „Baumlöwen“, die nur in Uganda auf Bäume klettern, wenn es regnet. Pech gehabt: Wir müssen uns mit dem Löwenpärchen, das gerade für den Fortbestand seiner Art auf ebener Erd’ sorgt, begnügen. Ein Glückstreffer wäre es auch gewesen, hätten wir einen Gepard oder Leopard entdeckt. Egal, die Dschungeltrekkings mit Gorillas und Schimpansen waren ein Erlebnis für sich, einzigartig und beglückend.
Erstaunlich gemütlich und komfortabel sind die verschiedenen Lodges in den Nationalparks. Weniger bequem sind leider die vielen, mit Schlaglöchern durchwachsenen Sandstraßen des Landes. Mindestens 12 Tage für die Reise einplanen, Zeit nehmen für Fahrten und Pausen und eventuell manche Transfers mit Binnenflügen planen.
Tourismus
Uganda, das mit 1,2 Millionen Besuchern pro Jahr noch nicht von Touristenmassen überrollt wird, hat auch eine kulturelle Vielfalt zu bieten. Die Menschen der 65 Stämme, die alle ihr eigenes kulturelles Erbe traditionell leben, sind zuvorkommend und freundlich. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft.
Verhungern muss niemand. In jedem Garten werden Bananen – sie sind Hauptnahrungsmittel und von ihnen gibt es viele verschiedene Sorten –, Süßkartoffeln und Gemüse angebaut. Und Orangen, Zitronen und Mangos gibt es auch in Hülle und Fülle. „Uganda ist eine kleine Welt für sich“, sagt Olivia Mugabe-Mitterer, die in Österreich ihr Heimatland tatkräftig vertritt. „Wir haben 50 Shades of Green und wir sind authentisch.“ Olivia bringt es auf den Punkt. Uganda ist eine Reise wert.
Info
Anreise Mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba nach Entebbe, www.ethiopianairlines.com
Währung 1 € = 3850 UGX (Uganda Schilling)
Beste Reisezeit Uganda ist durch sein gemäßigtes Klima ganzjährig für eine Reise geeignet, die beste Zeit für eine Safari ist in den trockeneren und kühleren Monaten von Juli bis Sept. und von Dez. bis Feb.
Impfungen Gelbfieberimpfnachweis, darf nicht älter als 10 Jahre sein, wird von allen Reisenden verlangt. Empfohlen wird auch eine Malaria-Prophylaxe.
Visum Der Antrag ist online auf https://visas.immigration.go.ug zu stellen. Dabei sind eingescannte Passkopie, Passbild, Gelbfieberimpfungsnachweis hochzuladen. Bei der Einreise ist die Visumgebühr von 50 US-Dollar zu zahlen.
Lodges
Primate Lodge im Kibale Nationalpark, ugandalodges.com/primate;– Mweya Safari Lodge im Herzen des Queen Elizabeth Nationalpark am Kazinga Kanal,www.mweyalodge.com;
– Rushaga Gorilla Camp im Bwindi Nationalpark, traumhafte Aussicht auf den Dschungel,www.rushaga.com;– Igongo Cultural Centre & Country Hotel bei Mbarara,www.igongo.co.ug
Pauschalreisen Viele Anbieter haben Uganda im Programm: Von 2087 € p. P. im DZ ohne Flug und Gorilla-Trek (kostet je nach Saison 420 bis 580 €) für 9-tägige Rundreise bis 4680 € p. P. im DZ (mit Flug und Gorilla-Permit) für 13-tägige Rundreise. Z. B. bei jedek-reisen.at, jumbo.at,kneissltouristik.at, raiffeisen-reisen.at
Auskunft www.visituganda.de
Vorbereitung für Gorilla-Trekking
Wanderschuhe für den Fußmarsch, der 30 Minuten oder auch fünf Stunden dauern kann. Knöchelhoch, leicht und wasserdicht sollten die Schuhe sein. Die Wege durch den Dschungel bis zu 2500 Höhenmeter können steil, unwegsam und bei Regen oder Gewitter ziemlich rutschig sein.
Gartenhandschuhe, um sich beim Auf- oder Abstieg an stacheligen Ästen festhalten zu können.
Regenjacke Im tropischen Regenwald des Bwindi Nationalparks schlägt das Wetter binnen Minuten um. Am besten ist ein Poncho, unter dem man auch die Fotoausrüstung schützen kann. Achtung: Keine rote Kleidung und kein roter Rucksack. Ist den Gorillas laut Rangern zu knallig. Je unauffälliger, desto besser.
Lange Ärmel, lange Hosen Die Insekten sind lästig. Unbedingt die Hosenbeine in die Socken stecken, die Ameisen kriechen in Windeseile hinein und beißen.
Fernglas für all jene, die die Gorillas nicht durch das Teleobjektiv beobachten wollen.
Hut, Sonnenbrille und -creme Wenn’s nicht gerade regnet,scheint die Sonne in Äquatornähe besonders intensiv.
Ein Träger
20 Dollar für den Porter sind die beste Investition. Er freut sich einen Haxen aus, der Tourist spart sich einen Haxenbruch. Die jungen Männer ziehen oder schieben an, wenn’s steil oder rutschig wird.