Vom Zauberberg in den Süden
Von Uwe Mauch
Durch die steirische Furche. Fährt mein Faltrad blind. Wird es doch ein Mal im Sommer dort bewegt. Für alle, die ihr Rad nicht auf Koffergröße verkleinern können und somit auf die Gnade der Österreichischen Bundesbahnen angewiesen sind, empfehle ich den Zug EC 151 von Wien. Der ist kein Railjet und darf daher uneingeschränkt Fahrräder mitnehmen. Vor allem: Er hält knapp nach 9 Uhr im Bahnhof Semmering. Die perfekte Startzeit!
Ein Sommer wie damals
Von der Passhöhe geht es vor allem: runter, nach Süden. Die Abfahrt auf der inzwischen verkehrsarmen Triester Straße ruft sofort Kindheitserinnerungen wach: es ist ein Sommer wie damals. Unten in der Bezirkshauptstadt Mürzzuschlag gilt es, hinter der Fußgängerzone den Mürztalradweg zu finden. Eine machbare Aufgabe!
Diese natürliche Idylle hat jedoch ein Ablaufdatum: vor Kindberg wird die Besiedelung bzw. Zersiedelung aggressiver. Dann Autobahn-Abfahrt und Gewerbepark vor Kapfenberg, das nenn’ ich raumplanerische Brutalität! Auch das Zusammenwachsen von Kapfenberg mit Bruck an der Mur hat wenig Liebliches an sich. Die vierspurige Bundesstraße erzeugt Dauerdröhnen, das nicht verstummen will.
Raddemo in Graz
Dann ist eine richtungsweisende Entscheidung zu treffen. Aus Erfahrung sage ich: Bleibt bis Graz auf der rech-ten Flussseite! Die Variante via Deutschfeistritz, Kleinstübing, Gratwein und Judendorf-Straßengel bietet euch mehr Abwechslung.
Wenig spektakulär geht die Murmetropole im Süden von einer austauschbaren Einfamilienhausgegend in ihren brettlebenen Speckgürtel über. Der ist auch kein Augenschmaus. Dafür gibt es südlich der Südautobahn jede Menge Kukuruz und Kürbisse zu bestaunen, und Kernöl zu verkosten. Hinter dem Wildoner Badesee taucht man in eine ruhige, naturbelassene Aulandschaft ein.
Krönung an der Grenze
Johanns Essensmanufaktur in Bruck an der Mur:
Hugo-von-Monfort-Gasse 2, 0664 / 24 13 129, www.johanns.at
Herberts Stubn in Feldkirchen:
Direkt am Radweg, 0316 / 24 17 00, www.herberts-stubn.at
Murnockerl in Altgralla:
Direkt am Radweg, 0664 / 12 75 400, www.murnockerl-gourmet.at/das-restaurant/
„Oliver kocht“ in Spielfeld/Unterschwarza:
Direkt am Radweg, 03453 / 21 001, www.oliver-kocht.at
ÜbernachtungsmöglichkeitenBaderhaus in Bruck an der Mur:
Ringelschmiedgasse 7, 0664 / 42 18 104; www.raddoerfl.at
Hotel „Das Weitzer“ in Graz:
Grieskai 12, 0316 / 703-0; www.weitzer.com
Herzlhof in Spielfeld:
Unterschwarza 3 (dem Murradweg Richtung Mureck folgen), 0664 / 45 44 115, www.herzlhof.at
SehenswürdigkeitenBärenschützklamm in Mixnitz bei Pernegg.
Direkt am Radweg in Graz: Das Kunsthaus, die Murinsel und nicht zuletzt der Gratis-Blick auf den Schloßberg mit dem Uhrturm.
Vinofaktur und Genussregal in Vogau.
LITERATURTIPPMur-Radweg: Von der Quelle zur Mündung, Verlag Esterbauer, 13,90 €.
01. ETAPPE / 17. JULI 2016
Prolog: Race Across Steiermark.
02. ETAPPE / 20. JULI 2016
Mit Kindern auf dem Steyrtalradweg.
03. ETAPPE / 24. JULI 2016
Auf dem Schrammelradweg im Waldviertel.
04. ETAPPE / 27. JULI 2016
Rad, Boot, Bahn: Die Wolfgangsee-Trilogie.
05. ETAPPE/31. JULI 2016
Opa, Papa, Sohn: Rund um den Bodensee.
06. ETAPPE/ 03. AUGUST 2016
Transalp-Tour: Von Krimml nach Bruneck.
07. ETAPPE/ 07. AUGUST 2016
Dem Veltliner auf der Spur im Weinviertel.
08. ETAPPE / 10. AUGUST 2016
Um den Wörther See radeln – und chillen.
09. ETAPPE / 14. AUGUST 2016
Adrenalin! Im Ötztal Radmarathon fahren.
10. ETAPPE / 17. AUGUST 2016
Nach Süden! Entlang von Mürz und Mur.
11. ETAPPE / 21. AUGUST 2016
Gott! Radpilgern von Wien nach Mariazell.
12. ETAPPE / 24. AUGUST 2016
Die Hohen Tauern zum Auspowern.
In all den Jahren auf dem Rennrad konnte der inzwischen 34-jährige Radprofessional Christoph Strasser viel Erfahrung sammeln. Auch in punkto leichtes Reisegepäck und Wegzehrung. Hier eine Auflistung jener nützlichen Dinge, die Strasser on tour immer dabei hat:
Zwei große gefüllte Trinkflaschen und Elektrolytgetränkepulver (eine Flasche pro gefahrene Stunde gilt als Faustregel), eine Banane, eine Packung Flüssignahrung, Reserveschlauch, Luftpatrone, Werkzeug für unterwegs, 5 Euro, Bankomatkarte, E-Card, Mobiltelefon, Rad-Navi am Lenker. Für den Fall, dass es unterwegs dunkel wird, hat er am Rad auch ein fixes Rücklicht montiert.
Für das Rad: Ersatzschlauch, Luftpumpe und Werkzeug.
Für den Körper: Sonnenschutz, Creme für die Weichteile, Zahnbürste, Waschzeug, Waschlappen, mittelgroßes Handtuch und Helm (dient nebenbei auch als Sonnen- bzw. Regenschutz).
Zum Anziehen: Knickerbocker, kurze Sporthose, dünne lange Hose, Trikot aus Merinowolle (atmungsaktiv), helles, knitterfreies Hemd, leichter Fleece-Pulli mit Zipp, leichte atmungsaktive Regenjacke, Unterhosen, Badehose sowie Radhandschuhe.
Schuhwerk: Radschuhe für SPD-Pedale, leichte Flipflops oder Espadrillos sowie dünne kurze Baumwollsocken.
Packtaschen: Zwei wasserdichte Taschen (40 Liter), Lenkertasche für Handy, Fotoapparat, Geldbörse, Dokumente und Radkarte.
Rodingersdorf im Waldviertel. Dort, in einem alten Bauernhof, ist der Salzburger Roland Esterbauer heute zu Hause. Und auch sein Verlag. Den kleinen Ort in der Nähe von Sigmundsherberg muss man auf der Karte suchen. Ein Glück, dass Esterbauer ebensolche produziert. Der Verlag Esterbauer ist eine österreichische Erfolgsgeschichte – und ein Exportschlager, speziell in Deutschland. Vor allem jene erste große Karte des Verlags, die gute Orientierung auf dem Donauradweg bietet, wurde zum absoluten Klassiker für deutschen Radtouristen. Deshalb arbeiten neben den 16 Mitarbeitern in Rodingersdorf weitere sieben in einem Stadtbüro in Berlin.
Die Vermessung der Welt bzw. von Radwegen ist heute ein aufwendiges Unterfangen: Redakteure des Verlags fahren jede Tour vorab mit dem Rad und dem Auto ab. Ihre Erfahrungen und GPS-Daten werden in die Karten (auch online) eingetragen. Von ihrem Know-how profitiert in den nächsten Tagen auch der KURIER. Drei der zwölf Touren werden von Esterbauers Leuten vorgestellt.