Mit dem Gravel-Bike durchs Waldviertel schrammeln
Von Andreas Wenk
Kurz vor Hirschenschlag haben mich dann doch noch zwei Lastwagen mit tschechischen Kennzeichen überholt. Sie erinnern mich an jene Zeit, da ich mit einem Rennrad mit dünnen Reifen und Karbonrahmen auf den Bundesstraßen des Landes unterwegs war und mich diese Giganten ständig überholten.
Start in Haugschlag
Offizieller Startpunkt des Schrammelradwegs ist die Stadtgemeinde Litschau im nördlichsten Zipfel des Waldviertels. Allerdings übernachte ich oben an der Grenze zu Tschechien, in Haugschlag bei einem Freund. Am nächsten Morgen starte ich von dort und fahre die knapp 70 km lange Tour verkehrt rum.
Durch Mulden-Dörfer
Wieder zurück im Waldviertel, liegen nach dem Waldstück einige Ortschaften. Besser gesagt, liegen sie allesamt in Mulden. Vor jedem kleinen Dörflein geht es mächtig bergab, und danach muss ich mich ziemlich anstrengen, um aus Loimanns, Eisgarn oder Eberweis wieder heraus zu kommen.
Angekommen in Heidenreichstein, hat sich am Himmel mächtig was zusammengebraut. Rechtzeitig vor dem Wetter finde ich das Gasthaus Großmann. Kaum bestelle ich drinnen das Menü, fängt es zu regnen an. Zum Glück ist der Teller groß und das Essen gut. Und nach dem Kaffee ist das Wetter auch wieder freundlicher.
Wenig später schaut die Sonne wieder hervor. Ich komme gut voran und freue mich auf mir gänzlich unbekannte Orte: Guggus, Groß-Radischen, Reinger, sie gleichen sich in vielem. Auffällig sind auch die neu renovierten Häuser in knallbunten Farben, sie passen irgendwie gar nicht zu den Formen und Farben dieser urtümlichen Landschaft.
Die Bidons, also die Wasserflaschen, sind leer, der Zuckerspiegel niedrig, ich habe Sehnsucht nach einer Limo. Ein Supermarkt ist jedoch nirgends zu sehen, der Greißler hat nachmittags zu. Zum Glück gibt’s kurz vor der Grenze einen alten Wirten, bei dem ich schnell einkehre. Gestärkt geht es dann das letzte Stück von West nach Ost, von Hirschenschlag zurück nach Haugschlag, teils wieder auf holprigen Wegen. Ich bin froh, dass ich das Kies-Rad habe. Die Lastwagen von früher vermisse ich überhaupt nicht.
Gasthof Großmann in Heidenreichstein: Tel. 02862 / 52 279; www.gasthof-grossmann.at
„Altes Zollhaus“ in Schlag: Tel. 0676 / 94 18 030; www.litschau.at
Gasthaus Kaufmann in Litschau: Tel. 02865 / 50 5 60; www.gasthof-kaufmann.at
ÜbernachtungsmöglichkeitenPension Schrammelhof in Litschau: Tel. 02865 / 50 550; www.schrammelhof.at
„Altes Zollhaus“ in Schlag (Litschau): Tel. 0676 / 94 18 030; www.litschau.at
„Golfresort“ in Haugschlag: Tel. 02865 / 84 41–0; www.golfresort.at
SehenswürdigkeitenBurg in Heidenreichstein: Tel. 02862 / 522 68; www.kinsky-heidenreichstein.at
Strandbad am Litschauer Herrensee: Tel. 02865 / 219.
Hutstein in Haugschlag: Tel. 02865 / 8206; www.waldviertel.at/a-hutstein
Schrammel.Klang-Festival in Litschau (im Juli): www.schrammelklang.at
LITERATURTIPPRadkarte Waldviertel, erschienen im Verlag Esterbauer, 6,90 €.
01. ETAPPE / 17. JULI 2016
Prolog: Race Across Steiermark.
02. ETAPPE / 20. JULI 2016
Mit Kindern auf dem Steyrtalradweg.
03. ETAPPE / 24. JULI 2016
Auf dem Schrammelradweg im Waldviertel.
04. ETAPPE / 27. JULI 2016
Rad, Boot, Bahn: Die Wolfgangsee-Trilogie.
05. ETAPPE/31. JULI 2016
Opa, Papa, Sohn: Rund um den Bodensee.
06. ETAPPE/ 03. AUGUST 2016
Transalp-Tour: Von Krimml nach Bruneck.
07. ETAPPE/ 07. AUGUST 2016
Dem Veltliner auf der Spur im Weinviertel.
08. ETAPPE / 10. AUGUST 2016
Um den Wörther See radeln – und chillen.
09. ETAPPE / 14. AUGUST 2016
Adrenalin! Im Ötztal Radmarathon fahren.
10. ETAPPE / 17. AUGUST 2016
Nach Süden! Entlang von Mürz und Mur.
11. ETAPPE / 21. AUGUST 2016
Gott! Radpilgern von Wien nach Mariazell.
12. ETAPPE / 24. AUGUST 2016
Die Hohen Tauern zum Auspowern.
In all den Jahren auf dem Rennrad konnte der inzwischen 34-jährige Radprofessional Christoph Strasser viel Erfahrung sammeln. Auch in punkto leichtes Reisegepäck und Wegzehrung. Hier eine Auflistung jener nützlichen Dinge, die Strasser on tour immer dabei hat:
Zwei große gefüllte Trinkflaschen und Elektrolytgetränkepulver (eine Flasche pro gefahrene Stunde gilt als Faustregel), eine Banane, eine Packung Flüssignahrung, Reserveschlauch, Luftpatrone, Werkzeug für unterwegs, 5 Euro, Bankomatkarte, E-Card, Mobiltelefon, Rad-Navi am Lenker. Für den Fall, dass es unterwegs dunkel wird, hat er am Rad auch ein fixes Rücklicht montiert.
Für das Rad: Ersatzschlauch, Luftpumpe und Werkzeug.
Für den Körper: Sonnenschutz, Creme für die Weichteile, Zahnbürste, Waschzeug, Waschlappen, mittelgroßes Handtuch und Helm (dient nebenbei auch als Sonnen- bzw. Regenschutz).
Zum Anziehen: Knickerbocker, kurze Sporthose, dünne lange Hose, Trikot aus Merinowolle (atmungsaktiv), helles, knitterfreies Hemd, leichter Fleece-Pulli mit Zipp, leichte atmungsaktive Regenjacke, Unterhosen, Badehose sowie Radhandschuhe.
Schuhwerk: Radschuhe für SPD-Pedale, leichte Flipflops oder Espadrillos sowie dünne kurze Baumwollsocken.
Packtaschen: Zwei wasserdichte Taschen (40 Liter), Lenkertasche für Handy, Fotoapparat, Geldbörse, Dokumente und Radkarte.
Rodingersdorf im Waldviertel. Dort, in einem alten Bauernhof, ist der Salzburger Roland Esterbauer heute zu Hause. Und auch sein Verlag. Den kleinen Ort in der Nähe von Sigmundsherberg muss man auf der Karte suchen. Ein Glück, dass Esterbauer ebensolche produziert. Der Verlag Esterbauer ist eine österreichische Erfolgsgeschichte – und ein Exportschlager, speziell in Deutschland. Vor allem jene erste große Karte des Verlags, die gute Orientierung auf dem Donauradweg bietet, wurde zum absoluten Klassiker für deutschen Radtouristen. Deshalb arbeiten neben den 16 Mitarbeitern in Rodingersdorf weitere sieben in einem Stadtbüro in Berlin.
Die Vermessung der Welt bzw. von Radwegen ist heute ein aufwendiges Unterfangen: Redakteure des Verlags fahren jede Tour vorab mit dem Rad und dem Auto ab. Ihre Erfahrungen und GPS-Daten werden in die Karten (auch online) eingetragen. Von ihrem Know-how profitiert in den nächsten Tagen auch der KURIER. Drei der zwölf Touren werden von Esterbauers Leuten vorgestellt.