Leben/Reise

"Eintritt für Erwachsene nur in Begleitung von Kindern gestattet!"

Eins vorweg: Für Kinderhotels muss man der Typ sein. Nicht jeder hat den Magen dafür. Wenn es Sie wahnsinnig macht, dass Volker Rosin Ihnen Stumpfsinniges über den "Gorilla mit der Sonnenbrille" vorsingt, wenn Sie nicht verstehen können, warum man "Rapunzel - Neu verföhnt" sieben Mal gesehen haben muss und wenn Ihnen in der Kinderdisco bereits nach einer Runde Hokey Pokey die Luft ausgeht, dann fahren Sie bitte in eine Wellness-Therme und lassen Sie die G'schroppn zuhause.

Du Eierloch!

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Auch für Freunde gediegenerEsskulturist so ein Kinderhotel reinste Folter. DieKlirr-Schepper-Krach-Geräuschkulisse im Speisesaal nehmen Routiniers im Eltern-Business gar nicht mehr wahr, aber auf Neulinge wirkt sie oft traumatisierend.

Ja, eine Gabel kann gezählte 110 mal während einer Mahlzeit hinunterfliegen. Sagte ich "Mahlzeit"? Gemeint war natürlich: Während der Schoko-Nachspeise. Der Rest wird sowieso nicht gegessen.

Sagte ich "110"? Quatsch. Es waren nur 95 Mal. Denn alle Zahlen, an deren Einerstelle 7 steht, kann der Rotzlöffel am Nachbartisch nicht aussprechen. Zur Sicherheit überspringt er die. Seine Schwester schimpft ihn dann "Eierloch". Beim ersten Mal urwitzig, aber rechnen Sie nach: Bei 110 Gabel-versus-Schwerkraft-Experimenten sind das 15 gebrüllte Eierlöcher...

Sagte ich "Nachbartisch"? Schneckn! Ist natürlich am anderen Ende des Speisesaals, fühlt sich nur an wie der Nachbartisch.

Härtetest

Ich bin also mit einer 7jährigen ("Schreib, dass ich 8 bin!") und einer 10jährigen im Sporthotel Achensee eingekehrt und wir unterziehen das selbsternannte "Familienparadies" einem Härtetest. Nicht, dass sie jetzt denken, wir haben uns raffinierte Hoteltester-Tricks ausgedacht, um dem Service- und Rezeptionspersonal auf den Zahn zu fühlen. Nein, wir sind einfach da. Das ist Härtetest genug.

Aber alles ist gut! Es gibt eine Katze in der Hotellobby. Der Urlaub ist gerettet. Für Mama gibt es einen Fitnessraum und eine Rückenmassage. Und der Schnittlauch ist nicht in der Rindssuppe, sondern vernünftiger Weise in einer Extraschüssel. Mama muss also nicht jedes einzelne Schnittlauchfuzzerl ("Iiiiih, da schwimmt was Grünes!") aus der Suppe fischen. Das gibt Punkte fürs Hotel.

Was noch Punkte gibt: Es ist nichts verboten. Zumindest haben wir nichts entdeckt. Man darf vom Beckenrand ins Wasser hüpfen. Kinder dürfen in die Sauna und ins Dampfbad. Das ist ungewöhnlich. Als die 10jährige findet, das Treppengeländer ist zum Rutschen da, scheint keiner ein Problem damit zu haben. (Warum auch? Danach muss man es weniger polieren. Dieser Vorteil wird nur selten erkannt, hier offenbar schon!)

Profis unter sich

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"Wenn man ein Kinderhotel leitet, dann muss man das auch leben", sagt ChefinBrigitte Hlebaina. "Man kann nicht im Büro sitzen und denken: Die verdammten Fratzn sind so laut! Wer nicht mit Kindern kann, sollte es bleiben lassen." Die zweifache Mutter ist selber "aus dem Kinderhotelalter heraus", aber sie hat mit dem Betrieb begonnen, als ihr eigener Nachwuchs im passenden Alter war. "Wir nehmen auch nur Buchungen von Familien mit Kindern an. Gut, manchmal kommen Oma und Opa noch mit, die bekommen natürlich schon ein Zimmer. Ansonsten gilt: Wer keine Kinder mit hat, kann hier nicht Urlaub machen."

Das erklärt vieles. Auch warum das "Eierloch" beim Gala-Diner nicht einmal mit einer gehobenen Augenbraue quittiert wurde: Lauter Eltern-Routiniers im Saal! Die switchen einfach in den "Ist nicht meins, geht mich nichts an"-Modus: "Eierloch? Nie gehört. Willst du noch Weißwein-Balsamico-Jus, Liebling? Passt wunderbar zum Roastbeef." So machen das Profis.

Prinzessinnen-Treatment

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Der Kurzurlaub ist dann eigentlich perfekt. Mama hat Erholung, Kinder haben Action. Keine ist vom Pony oder von der (Indoor-)Kletterwand gefallen. Die Schatzsuche "war mehr für Babys" bemängelt die 10jährige, aber es gibt ein Wellness-Programm für Kinder und das findet sie gut. "Da krieg ich eine ganz zarte Haut" - "Schatzerl, du bist 10. Du hast eh eine ganz zarte Haut!" - "Das verstehst du nicht, Mama!" Ah, die Präpubertät. Aber sogar die ist hier für ein paar Tage in Watte gepackt. Das Kind bekommt eine Topfenmaske und Gurken drauf geklatscht. Sie fühlt sich wie eine Prinzessin. ("Bei Kindern verwenden wir keine Cremes, das wäre viel zu stark. Da geht's ja nur darum, ein Gespür für den eigenen Körper zu entwickeln", erklärt mir die Kosmetikerin.)

Sagte ich "Prinzessin"? Richtig! Im Kinderkino spielt es am Abend "Rapunzel - Neu verföhnt". Den muss man bekanntlich sieben Mal sehen, um ihn richtig wertschätzen zu können. Bei mir ist es erst das vierte Mal, also kuscheln sich die Prinzessinnen und ich in die Kinoreihe. "Mama, sing nicht mit, das ist peinlich!" - "Aber deine Schwester findet das gut." - "Die ist ein volles Eierloch!"

Lehrreich war der Urlaub also auch.

Die Größere:

Das Hotel war sehr kinderfreundlich. Es hatte so Kinderclubs, die für jedes Alter geeignet waren. Es hat ein Schwimmbad mit zwei Pools. Das beste waren die vielen verschiedenen Möglichkeiten und das Schwimmbad und das Ponyreiten. Beim Buffet waren alle sehr nett und die Kellner haben auch immer wieder vorbeigeschaut. Die Gesichtsbehandlung war sehr angenehm, man hat Topfen auf den Kopf gekriegt, damit es erfrischend ist für die Haut. Die Gesichtsmassage war angenehm und hat gut nach Kokos geduftet. Nachher haben drei kleine Kinder an mir gerochen. Das war ein bißchen nervig. Ich fand, es hat eine Wasserrutsche gefehlt, denn es gab einen Kinderpool, aber keine Kinderrutsche. Und ein Kinderpool ohne was für Kinder ist kein richtiger Kinderpool.

Die Kleinere:

Das war ein sehr schönes Hotel und ich hoffe, dass wir bald wieder hinfahren. Das beste war, dass alle so nett zu den Kindern sind, da gab's ein sehr großes Buffet und man konnte sich bei jedem Essen aussuchen, was man nimmt. Am besten geschmeckt hat das frische Kiachl mit dem Apfelmus. Die Rückenmassage war sehr angenehm. Ich finde auch, dass man eine Wasserrutsche braucht.

Die Mama:

Am besten hat mir gefallen, dass zwischen Restaurant und angrenzendem Pferdestall ein Fenster ist. Wenn man sich einen Salat holt, wird man von den Pferden kritisch beäugt. Außerdem war's super, endlich wieder einmal "Rapunzel - Neu verföhnt" zu sehen.

Sporthotel Achensee

A-6215 Achenkirch 114
Telefon 0043/5246/6561
Telefax 0043/5246/6561-666
E-Mail: info(at)sporthotel-achensee.com
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