Sansibar – so geheimnisvoll wie der Name
Von Maria Gurmann
Im Paradies ist der Sand weich und weiß wie Mehl. Der Strand von Matemwe – nordöstlich auf der Hauptinsel Unguja – ist fern von allen Bettenburgen, endlosen Schirmkolonnen, Plastiktretbooten und Cold-Cola-Verkäufern, die das Rauschen der Wellen überbrüllen.
Hier hat das umliegende Korallenriff nur den feinsten Sand angeschwemmt. Ebbe und Flut zeichnen Reliefs in den Strand. Und wenn wir arbeitsamen Europäer beginnen, eine Sandburg zu bauen und Fialen mit den Händen zu gießen, dann kommen die Kinder der Dörfer gerannt, blicken ungläubig auf die weißen Verzierungen, die in den klaren blauen Himmel ragen, rufen "Jambo" (Swahili: Hallo) und bauen fleißig mit.
Idylle
Sansibar im Indischen Ozean vor Tansania ist ein Geheimtipp, den viele kennen, doch nicht in Scharen besuchen. Das macht die berühmte Gewürzinsel, die zu Zeiten des britischen Protektorats der Umschlagplatz der schwarzen Sklaven war, zu einem Idyll fern vom Massentourismus. Viele der Hotels liegen inmitten der strohbedeckten Korallenkalkbauten der einheimischen Dörfer. Erreichbar über unwegsame Sandstraßen, weil sich die Dorfbewohner gegen Asphalt wehren. Gefahrlos sollen ihre Kinder weiterhin vor den Häusern Fußball spielen, ihre Ziegen und Kühe auf den Straßen streunen können. Nicht Tourist, Reisender ist man auf Sansibar. Am azurblauen Ozean lädt die Bevölkerung ein, an ihrem Leben teilzunehmen.
Im Hotel Green and Blue, das ein österreichischer Besitzer vor zwei Jahren eröffnete, kocht der Sansibarer Husnj Ahmadi, dessen Eltern aus Indien stammen, herrlich gewürzte Kreationen. Nur frische Zutaten vom Markt serviert der Küchenchef. Wie schön, dass es selbst zum Frühstück keine Büfett-Abspeisung gibt. Die 80 Quadratmeter großen Bungalows mit kleinem Pool bieten allen Luxus, ohne dem einfachen Landleben der heimischen Bevölkerung penetrant fremd zu sein.
Mit Abbas, den wir vor 14 Jahren auf Sansibar kennenlernten, fahren wir in sein Dorf Bumbwini. Herzlich ist die Begrüßung der lebhaften Kinder, die sich über die mitgebrachten Fußball-Shirts und Schuhe freuen. Abbas vermittelt uns ein Mietauto mit Chauffeur (zu günstigeren Preisen als vom Hotel aus) und begleitet uns zu den Ausflügen abseits der Touristenpfade. Der große Vorteil dabei: Die korrupte Polizei, die immer wieder an selbst gebauten Sperren Weggeld von Touristen abzockt, winkt Einheimische durch.
Weiße Stadt am Meer
Wer in die Geschichte eintauchen will, sollte nach Stone Town (Altstadt von Sansibar-Stadt) fahren. Hier errichtete einst der Sultan von Oman die zauberhafte Hauptstadt mit Palästen und Türmen. Später kamen Kirchen und Missionsgebäude der Engländer hinzu, die im 19. Jahrhundert Schutzmacht der Insel waren.
Die weiße Stadt am Meer zeigt bis heute die Loggien und farbenprächtigen Balkone, die reich geschnitzten Türen und die verwinkelten Gassen, durch die meist ein kühler Wind vom Meer weht. In den alten Badehäusern (persisches Bad) und dem Palastmuseum (Beit-el-Sahel) wird der Glanz der Stadt, die seit 1832 Sitz des Sultans war, erlebbar.
Der Sklavenmarkt (mit den Slave Chambers) erinnert an die grausame Geschichte, die bis ans Ende des 19. Jahrhunderts Einnahmen für die arabische Oberschicht sicherte. Kolonial sind die Bauten des nahen Marktes (Darajani Markt), der farbenprächtig das Leben der überwiegend muslimischen Sansibaren zeigt.
Die Siedlung von verkommenen DDR-Plattenbauten kündet vom gescheiterten sozialistischen Experiment nach der Unabhängigkeit des Inselarchipels nach 1964. In den inzwischen restaurierten arabischen Handelspalästen mit Höfen und Brunnen hinter wehrhaften Mauern sind dagegen vor wenigen Jahren Hotels eingezogen, die Touristen aus Europa anziehen.
Nur das zauberhafte House of Wonders (Beit al-Ajaib), das sich ein Sultan als Festpalast um 1900 mit Lift, Telefon und – damals einzigartig auf der Insel – mit Elektrizität errichten ließ, erzählt bei all dem geschäftigen Treiben von der Gelassenheit der Geschichte Sansibars: Leise bröselt die Farbe, brechen die Galerien zusammen und doch ahnt man den Glanz der Feste am Meer.
Langsamkeit
Eilig scheinen es die Einwohner von Sansibar nicht zu haben. Frauengruppen sitzen in ihren farbenprächtigen "Kanzu"-Gewändern vor ihren Häusern. Die Männer – "Surual" werden die langen Hemden, "Kofia" die topfartigen Hüte genannt – bleiben auch lieber unter sich.
Zwei Swahili-Sprüche sollten Reisende auf jeden Fall verinnerlichen: "Polepole" (langsam) und "Hakuna Matata" (es gibt kein Problem). Einen Gang zurückschalten, Stress abbauen und die Entdeckung der Langsamkeit genießen, heißt es für Europäer auf dieser vom azurblauen Ozean umgebenen Insel.
Darüber klagen Einheimische wie Touristen. Oft werden Hebammen und Ärzte bestochen, damit Sansibarer überhaupt behandelt werden oder Medikamente bekommen. Mietautos mit Touristen werden 2 bis 3 Mal von Polizisten angehalten und dürfen erst weiterfahren, wenn ein paar Dollar den Besitzer wechseln. Deshalb unbedingt Auto mit Chauffeur mieten.
Plastiksackerlnsind seit einigen Jahren auf der Insel verboten. Erfreulich!
Schönster AusblickVom Dach des Hamam in Kadichi, Weitblick bis nach Stone Town.
BuchtippEmily Ruetes (1844–1924) "Memoiren einer arabischen Prinzessin"
Beste Reisezeit: Juni bis Oktober, Jänner, Februar.
Temperaturen: 25 bis 30 Grad, März bis Mai Regenzeit
Geld: 1 € = 2205 Tansania Schilling
Hotel-Tipp: Green and Blue Zanzibar Ocean Lodge, 14 Villen mit je 80 Wohnfläche, N/F ab 206 € , www.greenandblue-zanzibar.com
Ausflüge: Tour zu den Gewürzfarmen, Dhow-Fahrt zum Schnorcheln oder in den Sonnenuntergang (30 €), Tagesausflug Stone Town (ca. 100 €)
Auskünfte: www.zanzibartourism.net, www.zanzibar.net