Leben/Reise

Nordnorwegen: Traumwelt über dem Polarkreis

Das wird eine Landschaftsfahrt, mehr haben wir nicht zu bieten", sagt Neo-Reiseleiter Heribert, und Fahrer Bernhard nickt. Vor uns liegen 2500 Kilometer. Natur. Weite. Sehnsucht. Einsamkeit. Das haben wir gesucht und gefunden. Und sogar noch mehr.

Bernhard hat ein buntes Norwegen-Fähnchen am Seitenfenster im Bus befestigt, Würsteln, Reisfleisch, Nudelgerichte und Getränke sind im Kühlschrank verstaut. Die Bordküche mit Kaffee-Service ermöglicht uns Stärkungs-Stopps überall, auch dort, wo hier oben im sehr dünn besiedelten hohen Norden weit und breit kein Ort in Sicht ist. Es besteht aber mittags immer die Möglichkeit, in einem Supermarkt Snacks einzukaufen. So allein sind wir also doch nicht auf weiter Flur.

Schnee in Bergrinnen

Von Bodø, Hauptstadt der Provinz Nordland in der Region Salten nördlich des Polarkreises, fahren wir los. Beim Landeanflug auf Bodø Anfang Juli strahlt uns Schnee aus den Bergrinnen entgegen. Frühling, Sommer und Herbst spielen sich innerhalb von zwei Monaten ab, die Mitternachtssonne scheint von 26. Mai bis 19. Juli, sie geht in dieser Zeit nicht unter, sagt Heribert. Wir staunen, sind in einer anderen Welt gelandet.

200 Kilometer rollen wir in die schön am Ofotfjord gelegene Hafenstadt Narvik , in die Eisenerz aus der schwedischen Region Kiruna verschifft wird. Dank des Golfstroms ist der Hafen das ganze Jahr über eisfrei. Vom Restaurant im 7. Stock des modernen Hotels Grand Royal genießen wir abends schöne Ausblicke auf Narvik und Fjord.

Die nächste Tagesfahrt durch den schwedischen Nationalpark Abisko wird zur Geduldsprobe. Birkenwälder, Hügel, Gerade. Ein toter Elch im Straßengraben, und ein paar Meter weiter das Skelett eines Rentiers. Heribert lässt zur Aufmunterung "Dancing Queen" von Abba im Bus ertönen, spielt ein informatives Video zum Thema Polartag/Polarnacht ab. Wir vergessen kurz die Eintönigkeit. Bestellen Würstel und Nudelgericht. Noch 50 Kilometer bis Kiruna. Schnell hinein in den Supermarkt und in die eindrucksvolle, ganz aus Holz erbaute Kirche mit frei stehendem Glockenturm. Übrigens: Im Winter checken Unverfrorene gern im nahen Eishotel Jukkasjärvi ein.

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Durch die Weite Lapplands fahren wir nach Kautokeino an der norwegisch-finnischen Grenze. Neues Thon-Hotel, einfach aber gut, das Rentiergulasch, authentisch in der samischen Kote serviert, versetzt mich nicht in Entzücken, von Lachsrolle und Vanillepudding mit frischen Beeren hätte ich gern mehr. "Die Beeren schmecken besser als in unseren Gefilden, weil sie beim Wachstum 24 Stunden Licht bekommen", weiß Guide Heribert aus NÖ. Achtung: Kautokeino wird im Sommer von Gelsen beherrscht. Rette sich wer kann mit einem Ganzkörper-Moskitonetz! Die Biester stechen durch Haare und Hose. Lassen Sie also den abendlichen Spaziergang zum Samen-Freilichtmuseum besser aus.

Ein Augenschmaus

Ab jetzt wird alles besser. Die Landschaftsfahrt Richtung Nordkap gelangt zum Augenschmaus. Noch ein Stopp in Alta, wo wir die norwegische Küstenregion wieder erreichen. Rundgang bei den UNESCO-geschützten Felszeichnungen. Viele sind rotbraun ausgemalt, um sie besser zu erkennen. 6000 befinden sich in 100 Feldern, die durch Gehwege verbunden sind. Die ältesten Felsritzungen sind ca. 6200 Jahre alt, die jüngsten 2500 Jahre. Häufigste Motive: Rentier, Fisch, Schiff, Mensch mit Pfeil und Bogen.

Noch 230 sonnige Kilometer durch die Provinz Finnmark bis zum Nordkap. Viele Fotostopps. Wir knabbern getrockneten, geklopften Stockfisch als Chipsersatz. Die karge Vegetation in der einsamen Hochebene Sennaland ist vom Wind schräg gepeitscht. Entlang der Westseite des tiefblauen Porsangerfjords geht es kurvenreich weiter. An den faszinierend aufeinandergepressten "Schieferplattenbergen" kann ich mich nicht sattsehen. Durch den 6,9 km langen Nordkap-Tunnel mit 9 % Gefälle gelangen wir auf die Insel Magerøya. Sie beherbergt das Nordkapplateau, es liegt 307 Meter über dem Eismeer.

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Um 22 Uhr geht’s dort oben rund, Ansturm im groß ausgebauten Besucherzentrum mit sehr interessantem Nordkap-Kino und verlockendem Souvenirshop. Alle hoffen, dick eingemummt, dass sich die Wolken bis Mitternacht verziehen und die Sonne durchlassen. Nix da. Es bleibt trüb. Und sehr kalt bei 5 Grad.
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So auch im regnerischen Tromsø, mit 72.000 Einwohnern die nördlichste Universitätsstadt der Welt. Wir haben Tromsø über die Passstraße des Kvænangsfjell erreicht, die allein wegen des Aussichtspunktes beim Berghotel Gildetun die Fahrt wert ist. Dieses hat übrigens im Winter geschlossen, also vom 1. September bis 1. Juni!
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Tromsø trägt die Beinamen "Tor zum Eismeer" und – wegen des kulturellen Angebots – auch Paris des Nordens. Ein Herrenhaarschnitt kostet 50 € – vorausgesetzt, man hat vier Wochen im Voraus einen Termin gebucht. Wir besuchen das Wahrzeichen Eismeerkathedrale, in der Mitternachtskonzerte gegeben werden. Das Polarmuseum sehen wir nur von außen. In klaren Winternächten ist die Stadt ein Hotspot für die Polarlicht-Beobachtung. Entlang der Straße stehen Schilder mit der Aufschrift "Nordlichtroute". Und weil der Polar Wildlife Park am Weg liegt, besuchen wir später Wölfe, Bären und Polarfüchse.

In der Zielgeraden

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Der Weg ist das Ziel – und das sind bei unserer Landschaftsfahrt mit vielen Fährpassagen die Inselgruppen Lofoten und Vesterålen. Die wichtigsten Inseln sind durch Brücken oder Tunnel miteinander verbunden. Während es auf den Vesterålen auch in der Hauptstadt Harstad touristisch noch sehr beschaulich zugeht, sind die Lofoten im Sommer beliebtes Ziel von Nordland-Fans. In Stokmarknes besichtigen wir das Hurtigrutenmuseum. Schippern mit der unter Denkmalschutz stehenden MS Lofoten (Baujahr 1964) durch den Raftsund und mit Wetterglück auch in den engen Trollfjord. Den Abend in der Lofoten-Metropole Svolvær genießen wir sehr. Markt, Shoppen, Flanieren, Lofot Pils trinken im Freien – da ist richtig was los.

Übrigens: Chauffeur Bernhard ist nie zu schnell mit dem Bus gefahren. Bei 20 km/h Tempoüberschreitung 1000 € Strafe zu zahlen hat er nicht riskiert. Deshalb hat er auch als Erster und Einziger dieser Reisegruppe einen lebenden Elch erspäht – auf den Lofoten. Bis wir im Bus reagieren, ist der Elch schon im hohen Gebüsch entschwunden.

Info

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Anreise Z. B. 2016 samstags ab/bis Wien via Erfurt bzw. München mit dem Austrian Charter von Prima Reisen. Termine: 18.–25. Juni, 2.–9. Juli, 9.–16. Juli und 16.–23. Juli mit Busrundreise im Anschluss

Angebote Nordkap & Lofoten, 8 Tage, Flug, Busrundreise, 7 Übernachtungen mit 7 x Frühstück und Abendessen. Heuer neu: Hinflug Bodø / Retour Tromsø (oder umgekehrt), dadurch verbringt man 500 km weniger im Bus und hat dafür einen Tag und eine Nacht mehr Zeit auf den Lofoten. Preis pro Person im DZ 1659 €, im EZ 390 € Aufpreis.
Lofoten und Vesteralen, 8 Tage, Flug, Busrundreise (davon 4 Tage Lofoten), 7 Nächtigungen/ 7x Halbpension, Preis p. P. im DZ 1659 €, im EZ Aufpreis 390 €
Info & Buchung Prima Reisen, 1040 Wien, Favoritenstraße 42, Tel.: 01/505 02 22-0
email: favoriten@primareisen.com
www.primareisen.com

Beste Reisezeit Ende Juni bis Mitte August, oft regnerisch, Temperaturen zwischen 5 (Nordkap) u. 15 Grad (Lofoten)

Währung 1 € = 9,60 NOK (Norw. Krone), 1 NOK = 0,10 €. Euro nicht akzeptiert.

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Sehenswert Alta: Die Felsritzungen sind Weltkulturerbe,www.alta.museum.no
– Polar Park: Der nördlichste Wildpark der Welt wird von Heinz Strathmann gleitet. 2015 wurde das Wolf-Gelände um eine Wolf-Lodge mit mehreren Zimmern erweitert, dort können Urlauber nächtigen und den Wölfen ganz nahe sein. Die Lodge ist über einen Tunnel erreichbar.www.polarpark.no
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– Lofotr Vikingmuseum in Borg: sehr authentisch nachgebaut, ist einen spannenden Rundgang wert,www.lofotr.no
– Hurtigruten-Museum in Stokmarknes,www.hurtigrutemuseet.no
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Kunst kaufen Die Deutsche Eva Schmutterer lebt in einem Dorf bei Honningsvåg nahe des Nordkaps. Im Winter malt und schreibt sie, in den Sommermonaten verkauft sie ihre Werke an Touristen und erzählt dabei aus ihrem Leben auf der Insel Magerøya.
Tana Gull og Sølvsmie, Shop auf dem Weg zum Nordkap mit weißem Holz-Elch vor der Tür. Andreas Lautz stellt nordnorwegischen Schmuck aus Gold, Silber und Bronze im Wintersitz Tana bru her und verkauft ihn in seinem Shop-Haus an der im Sommer stark befahrenen Straße zum Nordkap.www.tanagullogsolv.com

Einkehrtipp Berghotel Gildetun, samische Architektur am gleichnamigen Top-Aussichtspunkt. Viele Zimmer, auch in Hütten. www.deutsch.gildetun.no
– Cafe-Restaurant De 4 Roser in Harstad, preiswerte, sehr gute Küche im Café, im 1. Stock teurer und feiner. de4roser.com

Auskünfte www.visitnorway.de
germany@innovasjonnorge.no