In Montenegro urlaubt man im UNESCO-Welterbe
Wir sind ein einziges Naturwunder", sagt die Reiseleiterin kokett. Nicht zu Unrecht. Montenegro, das kleinste Land (14.000 Quadratkilometer) der ehemaligen jugoslawischen Republik, hat einige Superlativen zu bieten und gilt dennoch als Geheimtipp. Ein guter Rat meiner Schwester war für meine Reise auch goldrichtig: "Bitte geh unbedingt in Kotor zum Friseur." Am Balkan ist das der einzige Luxus, den sich Frauen bis zu drei Mal pro Woche leisten. Daher sind die Friseure nicht nur handwerklich top, sie sind schnell und vor allem günstig.
Waschen und legen
Nach meiner Ankunft in Kotor fragte ich im erstbesten Friseursalon, ob ich gleich einen Termin haben könne, da ich in einer halben Stunde beim Abendessen sein sollte. 25 Minuten später und zehn Euro leichter stand ich im Hafenrestaurant Galion und meine Mitreisenden waren von meiner Frisur begeistert. Angeblich rief der britische Dichter Lord Byron (18. Jh.) von der Spitze des Gebirgsmassivs Lovcen: "Bin ich im Paradies oder bin ich am Mond?" Dieser Einschätzung Byrons hat sich auch die UNESCO angeschlossen und und das halbe Land unter Natur- und Kulturschutz gestellt. Im Durmitor-Nationalpark befindet sich die Tara-Schlucht, die zweittiefste der Welt (78 km lang und 1300 m tief, nur der Grand Canyon ist länger und tiefer). Rafting-Begeisterten sind auf den Stromschnellen des Flusses nasskalte Erlebnisse sicher.
Atemberaubend ist auch der Blick über die Bucht von Kotor. Mit ihren geologischen Gegebenheiten wirkt sie wie eine skandinavische Felsschlucht und wird daher nicht ohne Grund als "südlichster Fjord Europas" bezeichnet.
Lebendige Gegenwart
Schier endlos scheint der 250-Meter-lange Treppen-Aufgang zu Kotors Festung Sveti Ivan. Der Blick über die Bucht entschädigt für den einstündigen Aufstieg. Die Hafenstadt Kotor besitzt eine eindrucksvolle 4 Kilometer lange Stadtmauer, die vom 9. bis ins 19. Jahrhundert gebaut und verstärkt wurde. Die Stadt mit dem Labyrinth aus engen Gässchen, gepflasterten Plätzen und beeindruckenden Baudenkmälern, die stummen Zeugen der ehemaligen Herrscher: Illyrer, Römer, Venetier und Habsburger.
Weniger stumm sind die Montenegriner. Das Leben spielt sich auf der Straße ab. Ältere Männer sitzen vor den Häusern, den typischen Fez auf dem Kopf und saugen genüsslich an ihren Wasserpfeifen. Gelassen beobachten sie die Touristen. Neben ihnen tratschen die Kundinnen des Friseurladens, die vor der Tür mit Schichten aus Alupapier am Kopf ihren Kaffee trinken, über die Ereignisse des Tages.
Montenegro in Bildern
VIP-Insel
Die 1,5 Hektar kleine Insel Sveti Stefan an der Adria ist dagegen ein Luxus-Hideaway. Die Hotelgruppe Aman hat die Insel auf 30 Jahre vom montenegrinischen Staat gepachtet. Die Insel ist nur für Hotelgäste zugänglich.
In den 1960er-Jahren verbrachten Stars wie Sophia Loren, Richard Burton oder Elisabeth Taylor hier ihre Urlaube. Heutzutage heißen die VIP-Gäste Brad Pitt, Angelina Jolie, oder der dreifache Wimbledon-Sieger Novak Djokovic, der hier seine Hochzeit feierte.
Der Sonne entgegen
In der Bucht von Kotor liegt das alte Seefahrerstädtchen Perast. Der romantische Ort mit seinen Bürgerhäusern, Kirchen und Kapellen ist für das milde Klima sowie viele Sonnenstunden im Jahr bekannt. Vor Perast liegen die beiden kleinen Inseln St. Georg (Sveti Đorđe) und St. Marien auf dem Felsen (Gospa od Škrpjela). Auf der einen Insel liegt der Friedhof des Ortes, die andere ist mit ihrer Kapelle ein bekannter Wallfahrtsort.
Aber leider gibt es nicht nur die scheinbar unberührten Orte wie Perast. Entlang der Küste findet man immer wieder Bausünden der vergangenen Jahrzehnte. Auf dem Weg nach Budva oder Sveti Stefan säumen einige Bauruinen den Wegesrand. Heute bemüht man sich um mehr Nachhaltigkeit bei Bauprojekten (siehe Zusatzbericht).
Luxuriös anlegen
Blank polierte Yachten, schicke Boutiquen, elegante Restaurants, weiß getünchte Appartementanlagen und ein 5-Sterne-Hotel (Hotel Regent) mit unverbautem Blick aufs Meer. Porto Montenegro ist ein Versuch, Schick, Glanz und Glamour vergangener Tage an den südöstlichsten Zipfel der Adriaküste zurückzubringen. Die Qualität und das Ambiente stehen so manchem Hotspot an der Riviera in nichts nach. Einzig die zahlungskräftige (Ost-)Klientel könnte sich der blank polierten Eleganz Porto Montenegros etwas anpassen. In jedem Fall ist Porto Montenegro mittlerweile mehr als ein Retortenhafen. Die lokale Bevölkerung verleiht dem Luxus-Yachthafen das, was er am nötigsten hat: Charme. Und davon besitzen die Montenegriner jede Menge.
Umgeben von unberührter Natur und einem atemberaubenden Blick aufs Meer entsteht ein Ort für Gutbetuchte. 4,8 Kilometer lang ist der Küstenstrich Luštica Bay zwischen Kotor und Porto Montenegro.
Die größte Herausforderung des Projekts ist die soziale Nachhaltigkeit. Es gilt, die einheimische Bevölkerung in den Entstehungsprozess mit einzubinden.
Es entstehen Villen und Appartements im regionalen Stil, die gekauft oder gemietet werden können. Die Bauten orientieren sich an der montenegrinischen Bauweise. Die Marina mit 120 Anlegeplätzen, ein 18-Loch Golfplatz (gestaltet von Gary Player, weltbekannter Golfspieler), Hotels, Boutiquen und Restaurants sollen das exklusive Angebot abrunden.www.lusticabay.com
Anreise mit Austrian Airlines oder Montenegro Airlines,
Reisezeit April bis Oktober
Badesaison Mai bis September
Währung Euro
Hotel Regent Porto Montenegro☎ +382 (0) 32 660 660. reservation.pm@regenthotels.com
DZ Deluxe ab 300 € pro Nacht inkl. Frühstück für zwei Personen–
Alternative Unterkünfte finden Sie hier
Restaurantipp Langust, an der Küste vor Sveti Stefan
Ausflüge Kotor & die Bucht vor Kotor, Tara-Schlucht (Rafting, Canyoning), Skutari-See (letzter Zufluchtsort für Pelikane), Budva