Mein Schiff, meine Reise, mein Klaipeda!
Namen sind schwierig! Ich sehe die Marketing-Leute vor mir, wie sie grübeln. Für die ersten drei Schiffe hat man die Namen "Mein Schiff 1, 2 und 3" ausgeheckt. Hmm. Und jetzt bauen die schon Nummer 5 und 6. Wie die wohl heißen werden ... (Dein Schiff 8?)
Was wir Marketingleute etc. also mehr als alles andere brauchen, gegen Burn-out, Stress und andere Smartphone-Krankheiten, ist ja Entspannung. Und die findet man am Kreuzfahrt-Pott bestimmt. Natürlich meckert immer wer über den Pauschaltourismus. Er fährt lieber zu Tausenden ganz individuell und stellt sich in der Schlange an, wo der jeweilige Hype ihm eben sagt, dass man (Geheimtipp!) grad unbedingt hinfahren soll, weil so authentisch, bevor die anderen alle hinfahren, die sind aber eh auch schon dort.
Ich schwebe derweil auf meinem Balkon sitzend bei einem Morgenkaffee in der aufgehenden Sonne durch die Schärenlandschaft ins Zentrum von Stockholm. Herrlich! Ich bin sicher, den einen oder anderen Troll gesehen zu haben. Jedenfalls einen Seehund! Im Zentrum von Stockholm steige ich dann aus, mit die Händ’ im Hosensack, weil mein Gepäck an Bord mitfährt. Man kann natürlich auch mit drei Koffern von der Flughafenautobahn durch die Vorstadt hinkommen, aber meine Mitreisenden sagen so treffend: "Nö, lass’ ma’".
Und Kreuzfahrt ist ja nicht Kreuzfahrt, mittlerweile können Sie ja bei TUI Cruises mit Udo Lindenberg, Helene Fischer oder den Wiener Philharmonikern cruisen. Oder Full-Metal – mit Tätowierer an Bord. Können also mit einem Hardrocker in die Wellness oder mit einem Philharmoniker in den Pool, je nach Geschmack!
Doch wer die Einsamkeit sucht, der braucht eher nicht auf ein Kreuzfahrtschiff. Der fährt am besten direkt auf die Schäreninsel und setzt sich zum Troll.
Einen an der Waffel?
"Ja, hallo, ich rufe hier vom Oberdeck an, wir sind am Ausguck …" "Sie sind wo? Wir haben Windstärke 10!" "Ja, deswegen wollten wir ja hoch …" "Aha. Und ist alles O. K. bei Ihnen, brauchen Sie Hilfe?""Nein, nein, uns geht's gut – es ist nur: der Pinguin hier … also der Pinguin ist am Umkippen, Sie sollten da vielleicht jemanden rauf schicken!"
Den Pinguin haben die dann abmontiert und auf die Krankenstation, zum Schiffs-Kunstrestaurator oder Bordveterinär gebracht, jedenfalls am nächsten Tag war er weg. Man kann jetzt über Aberglauben, Glücksbringer und Klabauter-Pinguin denken, was man will, jedenfalls konnten wir, genau wie der "Glücksbringer"-Pinguin nicht oben gestanden ist, nicht planmäßig landen. Erst wie der wieder montiert war, hat wieder alles geklappt! Siehste! Der Sturm ist dann nämlich noch etwas stärker geworden, Windstärke 11, 65 Knoten das sind 120 km/h. Meine Fresse! Sind natürlich einige blass geworden. Nach und nach haben sich die Leute zunehmend grünlich, recht formlos, fast unhöflich verabschiedet. Tschü-. Mir hat es Gott sei Dank nix angehabt. Bin plötzlich allein mit dem General Manager an der Bar gestanden. Der ist aus Wiener Neustadt. Sie brauchen sich also nicht zu fürchten, wir Österreicher sind da offenbar eh immun. Was passiert, wollen Sie jetzt zu Recht wissen, eigentlich mit dem 25-Meter-Pool bei Sturm? Stufe eins: eine Zwischenwand wird hochgefahren, dass da keine perfekte Welle entsteht. Wasser schwappt trotzdem über. Wenn’s zu arg wird, wird es abgelassen. Die Leute müssen vorher aber raus aus dem Pool.
Bild: Ich hab auch gearbeitet, Skizzen auf Deck gezeichnet! Titel: "Unter Piefkes an Bord"
Kunst an Bord
Das Baltikum
Die Ostsee ist dem Österreicher ja nicht so vertraut, gut Danzig, Polen sagt uns was, man kennt die drei Balkanstaaten: Estland Lappland und Liptauer mit den Hauptstädten Dings, Riga und Dings. Aber sonst?
Danzig: auch wieder so was mit dem Namen. Ich zitiere den jüngst verstorbenen Danziger Günther Grass und die "Blechtrommel": "Das Dorf hieß Gyddanyzc. Aus Gydannyzc machte man Danczik, aus Danczik wurde Dantzig, das sich später Danzig schrieb, und heute heißt Danzig Gdańsk." 90 % der Bausubstanz war am Ende des Krieges zerstört, die Stadt wurde wiederaufgebaut und das sieht man. Fahrenheit wurde hier geboren. Auch Schopenhauer, aber der ist mit vier Jahren schon weggezogen und hat nichts Philosophisches über Danzig gesagt.Weiter östlich liegt Klaipeda, keine Schande, wenn Ihnen das nix sagt: Ein Hafenstädtchen in Litauen. Es werden also nicht nur große Städte angefahren. Dünenlandschaft und so, aber man kann auch die – Gott sei Dank aufgelassene – Nuklearraketen-Basis besuchen. Kalter Krieg. Ab 1963 waren 4 Nuklearraketen des Typs 4R-12 ( Meine Rakete 1, Meine Rakete 2 …) da abschussbereit auf Berlin, London, Madrid und Paris gerichtet. War aber nix mit dem Raketenausflug: Sturm – wie gesagt. Anlegen nicht möglich. Mir bleibt also nichts anderes übrig, ich schildere Ihnen den Ausflug so, wie ich Ihn mir vorgestellt habe: Die Raketenbasis ist mittlerweile in der Hand der Organisation des dubiosen Mr. X und seiner Angorakatze. Er will die Weltherrschaft übernehmen, rechnet aber nicht mit der Pressereisegruppe und dem gut aussehenden James P. und seinen Bond-Girls, die sich als Touristen getarnt einschleusen und … Naja, Ersatzprogramm war Helsinki. Das liegt in Finnland.
Mein Frühstück
Am Morgen müssen Sie da Ihr Frühstück tapfer verteidigen (Mein Frühstück!) Nicht gegen die Piefke, die sind recht zivilisiert, sondern gegen die Möwen. Da heißt es: keinen Meter weggehen. Und kann sein, dass Sie plötzlich was am Teller haben, was nur aussieht wie zerronnene Eierspeise …
Helsinki also, bestimmt kein schlechter Ersatz. Ein Kaff, aber gemütlich, ein entspanntes skandinavisches Kaff. Man kann vor der schönen alten Markthalle ein kleines Bier trinken und das ist seine 8 Euro auch wert. Kann man den Möwen und Austernfischern zusehen. Letzteres sind auch Vögel.
Mein Oberklasse-Audi
Umgelegt auf Auto würd’ ich sagen, Sie fahren hier nicht mit Ferrari oder Jaguar, auch nicht in der Golfklasse , sondern mit der deutschen Oberklasse: Audi, Mercedes oder so. Nicht ganz billig, mit Komfort, nich’? Die Türen gehen mit Klack zu und es funktioniert alles. Sauber verarbeitet und umweltfreundlich: braucht ca. 30% weniger Fußabdruck als andere vergleichbare Autos. Schiffe.
Ostseepublikum
Und der Deutsche ist ja ein angenehmer Reisegenosse. Moin Moin! Keine Rauferei am Buffet, kein Geschrei. Wenn es heißt, Treff zum Landausflug 8.30 Uhr, marschieren 50 Leute um 8.30 Uhr aus’m Schiff. Klar doch. Ich war immer der Letzte. Ösi!
Die erfahrenen Reisejournalistenkollegen kneifen wissend die Augen zusammen und raunen: "Ostseepublikum", wen wundert’s auf einer Ostseefahrt. Ich würde sagen hauptsächlich Paare, 50+, nicht so der Heidi-Klum-Typ, weniger "Tote Hosen" eher Richtung Angela Merkel. "Freizeitlook" natürlich. Die Eleganz haben sie nicht erfunden.
St. Petersburg
Ich kann natürlich nicht alles verraten hier, fährste ma’ schön selber, kurz noch: St. Petersburg (Petrograd 1, Leningrad 2 ...) Errichtet von irgendwelchen Oligarchen des 17. Jahrhunderts. Prunk und Protz. "Meine Bilder sehen nur ich und meine Mäuse", hat Katharina gesagt und die Sammlung "Eremitage" (nicht Mein Museum 1) genannt. Das dürfte die dümmste Namensgebung Russlands gewesen sein: 10.000 Einsiedler latschen täglich durch. Wenn Sie mich fragen: 9990 zu viel. Rembrandts letztes Bild wird 9990-mal täglich smart abfotografiert und nur zehn Mal angeschaut. Es dürfte 500 Fotos davon geben, wo ich in Rückenansicht mit drauf bin. Ich kenn da nix, ich bin rücksichtslos ich schau mir im Museum frech die Bilder an! Na hör ma’!
– Anlässlich des 80ers von der Oma beispielsweise können Sie auch das ganze Schiff für die Familie mieten (rechtzeitig im Voraus buchen!). Das nennt sich „Vollcharter“ und kostet Sie ca. 2,1 bis 2,4 Millionen Euro (pro Tag, unverbindlicher Richtpreis)
– Tipp 2: Hängen Sie vor der Ostsee-Fahrt noch einen Hamburg-Besuch an.
Mein Schiff 4 fährt 2015 noch:
– Ostsee/Baltikum mit Riga,
02.–12. 08., 12.–22. 08. 2015 (Preis ab/bis Kiel mit Premium alles Inklusive in einer Innenkabine bei Doppelbelegung ab 2148 €/Person
– Südnorwegen mit Kopenhagen (22.–30. 08.)
– Ostsee/ Baltikum mit Helsinki
(30. 08.–07. 09.)
– Kurzreise Kopenhagen & Göteborg (07.–12. 09.)
– Großbritannien mit Irland
(12.–23. 09.)
– Hamburg trifft Gran Canaria
(23. 09.–04. 10. 2015)
– Kanaren mit Kapverden (04.–18.10., 18.10.– 01.11.2015)
– Ab 01. 11. im Wechsel Kanaren mit Madeira und Kanaren mit Marokko
– Info & Buchung: Im Reisebüro sowie auf www.tuicruises.com