Leben/Reise

Mein Schiff 3: Ein funkelnder Diamant, aber nicht lupenrein

Sechs Jahre nach der Gründung der Reederei hat TUI Cruises seinen lang ersehnten ersten Neubau in Dienst gestellt. Mein Schiff 3 wurde mit Stolz in Hamburg präsentiert, von der ballonschwebenden Schlagerperle Helene Fischer "atemlos " getauft – mit Redestopp beim Taufspruch und zerborstener Champagnerflasche.

Ein schönes, modernes Schiff, das nach dem Wohlfühlkriterium "Coming Home" in den Kabinen mit vielen Pölstern, Bildern, Kästchen und Kasterln, viel Stauraum also, gedrechselten Tisch- und Couchbeinen, einer wunderbar geräumigen Dusche und mit den wohltuenden Farben Blau und Weiß sehr viel Wohlgefühl verströmt.

Erste Impressionen

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Trinkwasser vom Brunnen

Bis zu jenem Zeitpunkt, als dem Premium-Alles-Inklusive-Passagier in der Kabine nach einem Getränk, etwa Cola, Bier, Wasser, gelüstet. Nix da. Um die Umwelt zu schonen, gibt’s in den Normalo-Kabinen – in den Suiten schon – keine Minibar, ja nicht einmal eine mit (Mineral-) Wasser gefüllte Flasche. Einzige Möglichkeit, hier seinen Durst zu stillen: Aus dem Nespresso-Behälter das vom Steward eingefüllte Wasser für die Kaffeezubereitung zu entnehmen. Wem das nicht gefällt, der muss zum Wasserspender-Brunnen neben dem Lift gehen und auf Knopfdruck Wasser abfüllen. Immerhin: Die Karaffe hierfür steht am "Wohnzimmertisch" in der Kabine, energetische Kristalle für belebende Wasser-Wirkung liegen bereit. Bleibt die unerlässliche Frage: Wer geht Wasser holen? Wird das ein Gedränge, wenn das Schiff voll ist!

"Durch diese Maßnahme sparen wir täglich an die 4000 Plastik-Wasserflaschen auf Mein Schiff 3 ein", verteidigt Noch-CEO Richard J. Vogel bei der Pressekonferenz aufkommende Kritik. Der Umweltgedanke wird bei TUI Cruises großgeschrieben. Mein Schiff 3 verbraucht gegenüber vergleichbaren Schiffen 30 Prozent weniger Energie, mit dem kombinierten Abgasnachbehandlungssystem werden schädliche Schwefel- und Stickoxidemissionen um bis 99 bzw. 75 Prozent reduziert.

Aber wie sich bei meinem kurzen Aufenthalt an Bord herausstellt, wird nicht in allen Bereichen gespart. Stylishes Interieur, gut gefüllte Buffets, eine ganztägig zugängige Backstube, aus der es verführerisch duftet, engagierte Kinderclub-Betreuung und die Sportarena mit Fußball-WM-Liveübertragungen tragen ganz schön viel zum Wohlgefühl bei. Speisen und Getränke sind großteils im Premium-alles-inklusive-Preis enthalten, in Spezialitätenrestaurants wie Richards, Surf & Turf und im Champagner-Treff muss man Extra-Euros berappen. Diese Lokalitäten sind im Bereich "Große Freiheit" am Heck des Megaliners eingerichtet.

Hot Spot Diamant

Sie verbergen sich hinter der markanten Diamant-Fassade und haben sich schon vom Start weg als Hot Spot an Bord entpuppt. Café-Lounge in Weiß-Orange, mit ästhetischen Akrobatikvorführungen und köstlichen Kaffee- sowie Schokoladespezialitäten, Außenterrasse und die abends funkelnden Lichter an der 167 großen Diamant-Glasfassade, die sich aus 352 einzelnen Glaspaneelen zusammensetzt – mit einem Glas Pommery und dem schönen Ausblick fühlt man sich hier der Großen Freiheit ganz nah. Kenner der kleineren TUI-Cruises-Kolleginnen Mein Schiff 1 und Mein Schiff 2 vermissen an Bord allerdings die Gemütlichkeit des Sylter Fischrestaurants Gosch neben einer großen Wohlfühllounge (auf Mein Schiff 3 ist der "Gosch" im Bereich des Selbstbedienungsrestaurants untergebracht) und die Hängematten in den Balkonkabinen.

Der durchschnittliche Tagespreis an Bord beträgt pro Person 180 €. Im Gegenzug wird ganz schön viel geboten, auch viel Platz pro Passagier, lichtdurchflutete Aufenthaltsbereiche, hohe Decken, mediterranes Ambiente. Design und Farben im Wellnessbereich sind allerdings Geschmackssache, ein großer sitzender Buddha ist optisch zu wenig USP für einen Asia-Spa. Und mit dieser Meinung bin ich nicht allein.

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Beim geführten zweistündigen Rundgang zeigt uns die Wohlfühlexpertin (das hat Lydia auf ihrem T-Shirt stehen) im Eilzugstempo die innovativen Highlights: 25-Meter -Pool, interaktives Museum Meerleben; Klangraum. Die drei extrem wichtigen Österreicher an Bord stellt sie uns allerdings nicht vor. General Manager ist Thomas Eder, als Hotelmanager fungiert Michael Strauss, als Küchenchef Christian Wastl. Bleibt zu hoffen, dass das ehrenwerte Trio es schafft, das Wohlgefühl in den Kabinen durch bereitgestelltes Trinkwasser zu verbessern.

Mein Schiff 3 Der erste Neubau von TUI Cruises ist 293 m lang und 36 m breit, bietet 1253 Kabinen. 90 % sind Außenkabinen, davon sind 82 % mit Balkon. Von den 20 Spa-Balkonkabinen hat man direkten Zugang zum Spa, die Himmel & Meer Suiten führen über zwei Etagen, bieten Dachterrasse mit Hängematte.

Highlights 25-Meter-Pool für Schwimmer, zwei gläserne Balkone in 37 m Höhe über dem Meer, eine Bezahl-Genusswelt (Spezialitäten-
Restaurants & Bars) im Glasfassade-Diamanten im Heck, Klanghaus für Konzerte mit Top-Akustik, Museum Meerleben. Weitere Ausstattung: Indoor-Pool, Restaurant Atlantik mit klassischen, mediterranen und asiatischen Menüs, Sylter Fischrestaurant Gosch, japanische Küche im Hanami (Aufpreis). Buffet-Restaurant Anckelmannsplatz mit ganztägig geöffneter Backstube, Spa mit Asien-Einflüssen, Kinderclub, Disco, Theater, Fitness, Sport-Arena bzw. Open- Air-Kino mit großer LED-Leinwand, WLAN gegen Gebühr.

Routen in der Saison 2014/’15: Westliches Mittelmeer, Adria mit Dubrovnik, Montenegro (Juni bis Oktober), Kanaren mit Madeira oder Marokko (November bis März)

Preisbeispiel Ab/bis Valletta/Malta, inklusive Flügen ab/bis Wien: „Westliches Mittelmeer“, 19. bis 26. Oktober 2014, Premium Alles Inklusive, Innenkabine bei Doppelbelegung ab 1558 €/Person, Balkonkabine ab 1798 €/P., Junior Suite ab 2449 €/P. Details im Reisebüro. www.tuicruises.com