Leben/Reise

Schokomassage und Piratenland begeistern in Tirol

Während Valentin im Zug-Kinderkino langsam beim Kasperl einschlummert, kreisen seines Vaters Gedanken um die Frage, wieso die Qualität des Reisens mit Nachwuchs so gerne über Kinderbetreuung definiert wird. Wer will sein Kind im Urlaub abgeben? Man fährt doch mit Kind auf Reisen. Nicht trotz Kind? Die Qualität ergibt sich doch aus dem gemeinsam Erlebten?

Das Ziel der Zugfahrt ist das Kinderhotel Alpenrose in Lermoos. Valentins Vater wird dort finden, wonach er sucht.

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Schon als Valentin mit seinem Vater die Lobby der Alpenrose betritt: Vater lehnt sich an die Rezeption, der Bub gegen den raumhohen Salzwasser-Zylinder in der Mitte der Halle. Vater lässt sich in aller Ruhe die Angebotsvielfalt erklären, was dauert, Programmurlaub ist eben Programmurlaub. Valentin beäugt derweil einen tropischen Falterfisch und ignoriert den Anemonenfisch, den alle anderen Kinder Nemo nennen. In einer Atempause des Rezeptionisten schaut Vater zu Sohn: Rund um das Aquarium hängen Korbsessel vom Plafonds, zugleich Design und Kinderschaukel, die modernen Ölbilder an der Wand könnten teuer oder von Kinderhand sein. Die Mischung passt, denkt er im Stillen, während Valentin den Falterfisch durch Schreie am Wegschwimmen hindern will.

Beim Studium der Angebote wird ersichtlich, warum die Alpenrose jährlich von vielen Testportalen zum besten Kinderhotel gewählt wird und ganzjährig zu 90 Prozent ausgelastet ist. GoKartbahn, Kindertheater mit Schauspielkurs, Backen, Malen, Basteln, Zeitungmachen, Kasperltheater, Kino, Schwimmkurse, Billardturnier, Tanzen, Singen, demvaterschwirrtderkopf. Und natürlich Kinderbetreuung, die auf hohem Niveau und mit 24 Mitarbeitern bestückt ist. Aber, muss man sagen, leider im Keller fast tageslichtslos untergebracht. Babys ab einer Woche werden hier umsorgt, die Hauptzielgruppe sind aber ältere Kinder, sagt Inhaberin Andrea Mayer: „Die meisten Kinder bei uns, entscheiden schon selbst ihre Freizeit. Zum Beispiel Mädchen, die eine Modeschau gestalten.“ Schöner Nachsatz: „Und dann ihre Eltern in die Show mitnehmen.“

Aber auch ein zwanzigmonatiger Valentin kann hier in Freizeitstress verfallen. Um noch rechtzeitig zum Abendtanz mit Maskottchen Smiley zu kommen, muss das Essen zügig ablaufen. Zwar ist das Kinderbuffet auch hier gewohnt einfallslos – wieso sind Kinderspeiseentwickler eigentlich der Meinung, dass Kindergeschmäcker nicht über Naturreis, Pommes, Pizza, Faschiertes und Schnitzel hinausreichen –, aber Vater darf für den Sohn hier auch aus den täglichen Menüs wählen. Und siehe da, Valentin mundet „Süß-saures Schweinefleisch mit Karotten-Staudensellerie und Duftreis“ ebenso wie „Ravionlotti con Tartuffo“. Die Alpenrose verspricht Gourmetküche, was sie auch fast hält.

Beim Niederlegen des aufgekratzten Sprosses entdeckt der Vater ein anderes Detail, das einen Urlaub mit Kind angenehm gestaltet: Der Fernseher im Zimmer verfügt über die technische Raffinesse, dass er das Programm der vergangenen Tage speichert. Das mag banal klingen, aber es soll Eltern geben, die gerne fernsehen und wenn die Lieblingsserie nicht um 20.15 Uhr anfangen muss, werden das Kinderniederlegen, Buchlesen, das Überdentagplaudern noch genüsslicher.

Mit welch einfachen Mitteln ein Valentinvater zu begeistern ist, zeigt der nächste Tag. Wenn der Sohn im Bademantel (in passender Größe) durch die Gänge stapft, weicht Papi das Herz. Als Valentin dann bei der Vater-Sohn-Schokolademassage in die Tiefenentspannung verfällt und sich mit einem leisen Seufzer die Schoko von der Lippe schleckt, ist wieder erwiesen: Die Qualität ergibt sich aus dem gemeinsam Erlebten. Auch als der Sohn später den Vater aus dem Kinderschwimmbereich „Piratenland“ mit Hungergeschrei wegholen muss. Oder als sich der Vater nach dem Essen auf eine Ledercouch fallen lässt, um Kaffee zu schlürfen: Valentin besteigt derweil das Schaukelpferd. Denn in der Alpenrose steht das bei der Couch. Und als Valentins Vater in den Raum blickt, sieht er eigentlich keine Eltern, die ihre Kinder gerade lieber in der Betreuung hätten.

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Anreise Mit dem Auto über Deutschland oder Fernpass. Mit dem Zug bis Lermoos – Alpenrose-Gäste werden vom Bahnhof abgeholt. Oder mit einem Umstieg weniger bis Garmisch-Partenkirchen, Hotel bietet Transfer um ca. 50 €.

Kinderhotel Alpenrose Gehört mit Kinderhotel Oberjoch in Deutschland zusammen, ganzjährig geöffnet. Sehr gute inkludierte Ausstattung von Babyphone (mit Schnurlostelefon) und Luftbefeuchter über CD- und DVD-Player bis zu Rückentrage zum Wandern und Kinderwagen. Baby-Pflegeprodukte und Windeln zum Wechseln liegen auf. Baby- und Kinderclub macht täglich Programm und geht auch ins Freie, Schwimmkurse gegen Bezahlung. Zahlreiche Erwachsenen-Angebote von Golf bis Wein.

Preisebeispiel (7.3.-28.3.2015): 7 ÜN für 2 Erw. und 1 Kind im Familienzimmer mit Ultra-All-Inclusive, Kinderbetreuung und „Zwergerlskikurs“ (2,5-3,9 Jahre) ab 2.450 €. Preisbeispiel (2.5.-23.5.2015, 6.6.-27.6., 12.9.-26.9., 7.11.-12.12.): 7 ÜN für 2 Erw. und 1 Kind im Familienzimmer mit Ultra-All-Inclusive und Kinderbetreuung ab 1.700 €. Info und Buchung: Tel.: 05673 2424, www.hotelalpenrose.at

Umgebung Dominanter Berg und Ausflugsziel ist die Zugspitze, die Umgebung bietet viele Wanderungen und Aktivitäten. Das kleine Skigebiet Grubigstein vor der Hoteltür gilt als Geheimtipp, insgesamt bieten die sieben Skigebiete der Tiroler Zugspitz Arena 148 km Pisten. Auf dem Gelände der Alpenrose gibt es einen Übungshang für Kleinkinder mit Skilift und Karussell.