Leben/Reise

Karibik für alle: Klasse für die Masse

Es sind nur noch 25 Autominuten bis ins Paradies", sagt Reiseleiter Carlos bei unserer Ankunft am Flughafen Punta Cana in der Dominikanischen Republik. Die Boeing 767-300 von Condor hat uns nach zehn Stunden Direktflug ab Wien am Open-Air-Flughafen, der mit Palmwedeln gedeckt ist, entlassen. Da kommt gleich Urlaubsstimmung auf.

Alle Inhalte anzeigen

Das Paradies – damit hat Carlos den 50 Kilometer langen, von weißem Sand und Palmen gesäumten Traumstrand von Punta Cana gemeint. Er erstreckt sich in der Provinz La Altagracia im Osten des Insel-Staates und ist zu jeder Jahreszeit das Ziel von sonnenhungrigen Nordamerikanern und Europäern. Ein Großteil der jährlich rund 4,6 Millionen "DomRep"-Touristen hat dem einstigen Hotspot Puerto Plata im Norden (hier starb Austro-Popstar Falco 1998 bei einem Autounfall) den Rücken gekehrt, vergnügt sich lieber an den Traumstränden der Halbinsel Samaná, vor allem aber in Punta Cana, wo die Küste von mehr als 40, zum Teil riesigen Hotelresorts mit 40.000 Betten gesäumt wird. Die meisten bieten Urlaubsspaß zum All-inclusive-Preis.

Alle Inhalte anzeigen

Ameisenhaufen

Alle Inhalte anzeigen

An der hochtouristischen Strandzone Punta-Cana-Bavaro geht`s Anfang Dezember so quirlig zu wie auf einem Ameisenhaufen. Tausende Sonnenliegen sind bereits um 9 Uhr Früh "reserviert", Strandspaziergänge gleichen gegen Mittag einer Völkerwanderung. Ins Meer aber wagen sich nur wenige. Der Atlantik ist keine Badewanne, bei Flut sind die Wellen hoch – obwohl ein vorgelagertes Riff die Wogen dämpft.

Wir logieren im 5*-Gran Bahia Principe, einer fein herausgeputzten, aus fünf Resorts bestehenden All-inclusive-Anlage im Disneyland-Stil mit mehreren Pools, Büfett- und Spezialitätenrestaurants, Shops, Disco, Casino und vielen zweistöckigen Gebäuden. Alle schauen gleich aus, die Orientierung in der stadtähnlichen Anlage, der größten in der DomRep, fällt Neuankommenden schwer. "Wir haben 3000 Zimmer, 6500 Betten und 3000 Mitarbeiter", sagt Sales-Managerin Yenery beim Rundgang. Gäste des Resorts Punta Cana, die Fußmärsche scheuen – von den strandnahen Zimmern sind es 15 Gehminuten bis zum Hauptrestaurant in der Lobby –, können sich in Sammeltaxis chauffieren lassen. Sie verkehren fast rund um die Uhr (sind aber nicht immer da, wenn man sie braucht) in den drei Hauptstraßen und stoppen an gekennzeichneten Hütten. Entspannend ist der Aufenthalt in dieser Mammut-Anlage, die alles bietet, nicht wirklich. Dennoch: Vielen gefällt gerade das Ambiente. "Wir sind bummvoll", sagt Yenery.

Idylle

Alle Inhalte anzeigen

An der Ostküste gibt es mittlerweile aber auch idyllischere Anlagen, etwa das romantische, luxuriös ausgestattete Boutiquehotel Sivory. Es liegt bei Uvero Alto am viel ruhigeren, aber windigeren nördlichen Ende der Punta-Cana-Strandzone. Die einstöckigen Villen mit 55 Juniorsuiten sind im Palmenhain verteilt, die Honeymoonsuiten haben Jacuzzi am Balkon. Der italienische Chefkoch zaubert beim Dinner kulinarische Highlights auf die Teller, im Weinkeller lagern erlesene Tropfen aus aller Welt. Der Spa verströmt asiatisches Flair. Den Abend kann man an der Bar mit dominikanischem Rum (Brugal und Barcelo sind die bekanntesten Sorten) und mit handgedrehten DomRep-Zigarren ausklingen lassen.

Kaum zu glauben, aber gesehen: Im Raum Punta Cana gibt’s noch unverbaute Strände. Etwa beim Fischerort El Cortecito. Dort verkaufen Einheimische Souvenirs, im Beach-Bistro Captain Cook wählt man frischen Fisch aus der gekühlten Schatzkiste. Am wenig belebten Strand von Los Corales lassen sich Einheimische in landestypischer Tracht fotografieren, ohne einen Peso zu verlangen. Hier landen auch Ausflügler, die sich auf dem "Wellness-Katamaran" im Dr. Fish Ocean Spa mit Massagen und Fußbädern verwöhnen haben lassen.

Adrenalinkick

Alle Inhalte anzeigen

Der naturbelassene Strand El Macao hingegen wird oft von tosenden Motorengeräuschen aus dem Dornröschenschlaf geholt – wenn Horden von Quads und kleinen geländegängigen Automobilen (Buggys) mit bis unter die Haarwurzeln verschmutzten Piloten einfallen.
An Freizeitangeboten mangelt es in der Touristenhochburg Punta Cana nicht. Ob Helikopterrundflug, (Wrack-)Tauchen, Outbacksafari, Schwimmen mit Delfinen – oder mit Haien und Rochen im Meerespark "Marinarium" bei der Playa Cabeza de Toro – Adrenalinkicks verschiedenster Art sind garantiert.


Auch solche, die Machoherzen höherschlagen lassen. "Unsere Mädchen haben den Körper von Shakira und die Lippen von Angelina Jolie", schwärmt Carlos, der uns im Raum Punta Cana ein landestypisches "Carwash" (Autowaschanlage, Bar, Tanzfläche und Fräuleins, die auf Sex-Kunden warten) zeigt. "In der Nähe finden sich immer Love-Motels mit Garage", weiß der Kenner.


Bei allen Touristen am beliebtesten ist aber der Ausflug auf die 110 km² große, zum "Nationalpark des Ostens" gehörende Insel Saona. Sie liegt im sanften Karibischen Meer im Südosten, hat zwei Siedlungen – das Fischerdorf Mano Juan im Süden und Catuano an der Westspitze. Ab Bayahibe (zwei Autostunden von Punta Cana entfernt) flitzen wir mit einem Schnellboot und in Schwimmwesten gepackt in Richtung Saona, legen einen Badestopp bei einem "Natural Marine Pool", einer Sandbank mitten im Meer, ein. "Seht ihr die Seesterne?", ruft Guide Carlos und taucht flugs ins türkisblaue Nass ab. Jetzt sind wir dem Paradies schon sehr nah.

 

Alle Inhalte anzeigen

Um 11 Uhr betreten wir einen fast menschenleeren Strand auf Saona. Ein Traum. Fotografieren wie wild Palme von links und rechts. Lassen uns im Schatten von Palmwedeln massieren (eine Stunde Ganzkörper kostet 30 USD, im Hotel in Punta Cana das Doppelte). Um 12.30 Uhr ist’s vorbei mit dem Traum. Immer mehr Schnellboote spülen immer mehr Touristen an Land. Inselschönheiten tanzen für die Ausflügler. Wir drängen uns am Büfett mit gegrilltem Fisch, Huhn, Reis, Ananas und Melonen. Und ab geht die Post mit dem feuchtfröhlichen Party-Katamaran retour nach Bayahibe. Rum fließt dabei in Strömen in die Kehlen, tropischer Regen auf die Köpfe. Der Ausflug bleibt unvergesslich.

Ebenso wie die Tour in die Hauptstadt der Dominikanischen Republik, Santo Domingo. Ein Rundgang durch den UNESCO-geschützten Stadtkern mit vielen steinernen Zeitzeugen aus der Epoche kolonialer Eroberungen, den schönen Plätzen und von bunten Häuserfassaden gesäumten Gassen, ist ein Muss.

Larimar

Alle Inhalte anzeigen

Im Amber World Museum kann man landestypische Schmucksteine mit Zertifikat erstehen: dominikanischen Bernstein (heller, transparenter und mit mehr Einschlüssen als der in den Ostsee-Regionen) und hellblau-weißen Larimar, der weltweit nur im Südosten des Landes gefunden wird. In der belebten Fußgängerzone Calle El Conde locken viele Shops. Wer im Büfett-Restaurant El Conuco einkehrt, bekommt zu dominikanischen Speisen auch eine feurige Merengue-Show serviert. Allein das Zuschauen raubt Europäern den Atem. Unglaublich, wie schnell das Paar übers Parkett wirbelt!

Im Dezember präsentiert sich die drei-Millionen-Metropole weihnachtlich geschmückt. 80 Prozent der Dominikaner sind Katholiken. Auf dem Platz vor der Kathedrale Santa Maria de la Encarnación steht ein Denkmal von Christoph Kolumbus. Er hat Hispaniola, jene Insel, die sich die Staaten Dominikanische Republik und Haiti teilen, 1492 entdeckt.

Supermarkt wächst rund ums Haus

Alle Inhalte anzeigen

Sehr empfehlenswert ist eine Tour ins tiefgrüne Hinterland der Punta-Cana-Küste. Bei einer luftigen Lkw-Safari mit www.bavarorunners.com lernt man Land und Leute besser kennen. Fährt an riesigen Mangobäumen und unter Palmen weidenden Rindern und Pferden vorbei, passiert ein Dorf mit kanarischen Vorfahren, die riesige Fleischstücke vor ihren Hütten zum Verkauf anbieten. Irgendwo steht ein Christbaum aus Bierflaschen.

Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Besuch bei Maria del Rosario. Sie wohnt in einer einfachen, einsam in den Bergen gelegenen Hütte aus Königspalmenrinde, erntet in diesem dschungelartig wuchernden Paradies, in dem alles wild und ohne Dünger wächst, auch Bohnen für Bio-Kakao und Bio-Kaffee. Aber nicht nur das. "Rund um ihre rosa gestrichene Hütte wächst ein ganzer Supermarkt", sagt unser spanischer Guide Paco. "Wir verwenden süße Zitronen als Augentropfen, Aloe Vera für Intimhygiene und Oreganoblätter bei Ohrenentzündungen."

 

Alle Inhalte anzeigen

Nächster Stopp ist in einer Zuckerrohr-Plantage. Die Ernte erledigen keine Maschinen sondern Gastarbeiter aus Haiti. 350.000 leben legal in der Dominikanischen Republik, rund eine Million als Gastarbeiter. Ein Arbeiter schneidet drei Tonnen pro Tag, bekommt dafür 10 USD.

Wir trinken frisch gepressten Zuckerrohrsaft und verkosten im Anschluss im Shop natürlich auch das vergorene Endprodukt – Rum. "Salut"! Brugal und Barcelo sind die bekanntesten Sorten. Wir probieren auch Mamajuana, ein landestypisches Getränk, das immer anders, vorwiegend aber aus Rum, Rotwein, Honig und einer Mischung aus Hölzern und Kräutern hergestellt wird. Der Digestif gilt als Viagra der DomRep.

Daneben dreht Leo Zigarren. Die bekannteste Tabak-Anbauregion im Land ist das Cibao Tal im Norden. 430 Millionen Zigarren werden in der DomRep jährlich hergestellt.

INFO

Lage: Die Dominikanische Republik umfasst zwei Drittel der Fläche der Karibikinsel Hispaniola. Das restliche Drittel nimmt die Republik Haiti ein. Landessprache ist Spanisch.

Anreise: Condor fliegt bis Ende April jeden Mittwoch nonstop von Wien nach Punta Cana. Flugzeit rund zehn Stunden. Ticketpreis in der Economy Class ab 830 €, in der Premium Economy Class ab 1030 €, in der Comfort Class ab 1790 €. Details unter Tel.: 01/585 36 31 45, eMail: reservations.austria@condor.com, www.condor.com

Einreise: Die Touristenkarte kostet 10 USD und gilt 30 Tage.

Klima Durchschnittstemperatur ganzjährig ca. 29 Grad. Heiß und feucht von Mai bis Oktober. Hauptsaison von November bis März, da kühlt es abends auf 22 Grad runter. Im Juli und August hat es bis 39 Grad, im September ist das Meer am wildesten, April bis Juni sind die besten Monate für Schwimmer.

Gesundheit: Spezielle Impfungen nicht nötig. Ins Gepäck gehören Sonnen- und Insektenschutz. Händedesinfektion wird in vielen Hotel-Restaurants angeboten.

Preisniveau & Währung: Für Einkäufe am besten USD in bar mitnehmen. Für kleine Ausgaben sollte man Peso dabei haben. Eine Tasse Kaffee kostet 50 Dominikanische Peso (DOP), ein einfaches Mittagessen in Santo Domingo inkl. Getränken 570 DOP (15 USD), ein Ausflug auf die Insel Saona ca. 1200 DOP (80 USD). 1 USD = 38,40 DOP, 1 € = 51,60 DOP

Souvenirs: Bernstein, Larimar, Rum. Dominikanische Zigarren gibt’s etwa bei Don Lucas in Punta Cana. Eine Box mit zehn Stück kostet 80 bis 120 USD. www.donlucascigars.com

Angebote: Thomas Cook hat in der Dominikanischen Republik 37 Hotels im Programm, Neckermann Reisen 43. Preisbeispiele inklusive Condor-Flug ab/bis Wien und Transfers vor Ort:

– 5* Gran Bahia Principe Punta Cana, 6 All-inclusive-Nächte in der Junior Suite Superior/ P. ab 1171 €, 13 Nächte ab 1592 € (Neckermann & Thomas Cook)

– 5 * plus Boutiquehotel Sivory, 6 Nächte /Junior Suite Deluxe/ Frühstück/P. ab 1586 €, 13 Nächte ab 2602 € (Thomas Cook Selection). Details im Reisebüro bzw. www.neckermannreisen.at