Leben/Reise

In den Straßen von San Francisco

Ende Juli, 22 Uhr, Lufttemperatur sieben Grad. Bei den Sitzecken vor unserem Hotel, das nur ein paar Gehminuten vom berühmten Hafenviertel Fisherman’s Wharf entfernt liegt, flackert Feuer im Tischkamin. Es dient den Gästen, vor allem den Rauchern, zum Aufwärmen ihrer fröstelnden Hände. Alle vereint ein Gesprächsthema: Mit dieser Kälte hat keiner gerechnet! Alle tragen mehrere Pullis übereinander, haben sich längst billige Windjacken mit dem San-Francisco-Schriftzug gekauft. Tags darauf zeigt das Thermometer auch nicht mehr als vierzehn Grad an. Nur an windgeschützten, sonnigen Plätzen kann man sich nachmittags "entzwiebeln".

No Shorts

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"Die Temperaturen sind für diese Jahreszeit ganz normal", sagt unser Guide Rudolph, "nur Touristen glauben, dass sie hier im Sommer Shorts tragen können. Selbst im September und Oktober, wenn es etwas wärmer und beständiger ist, fühlt man sich mit einer langen Hose wohler."

Das Wetter an der kalifornischen Pazifikküste schlägt ständig Kapriolen, mal ist es sonnig, gleich wieder nebelverhangen. Wer bei einem Aufenthalt im Sommer das berühmteste Wahrzeichen der Stadt, die Golden Gate Bridge, mit blauem Himmel fotografieren will, muss schon Glück haben. Mit sechs Fahrspuren verbindet sie San Francisco mit den südlichen Gebieten des Marin County und dem weniger dicht besiedelten Napa- und Sonoma-Valley. Die weltberühmte Brücke wurde 1937 fertiggestellt und überspannt den Eingang zur Bucht von San Francisco, welcher Golden Gate genannt wird. Diesen Namen erhielt die Meerenge in der Zeit des Goldrausches, als Tausende von Abenteurern hier einfuhren und den Reichtum suchten.

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Oft ragen nur die Pfeilerspitzen der 2737 Meter langen und 27 Meter breiten Hängebrücke aus dem Nebel. Dennoch: Jeder Tourist kommt zur Golden Gate Bridge. Manche treten auf der Radspur in die Pedale, andere queren sie zu Fuß, ritzen ihren Namen in den orangeroten Anstrich.

Wer an nebelfreien Tagen den Ausblick auf Bucht und die rund 800.000 Einwohner zählende Stadt genießen will, muss auf die Hügel. 43 sind es insgesamt, die berühmtesten Aussichtspunkte sind die Twin Peaks, die Zwillingshügel. Von dort erreicht man bald den Stadtteil Haight-Ashbury, in dem die Hippies in den 1960ern ihre Partys feierten. Mit Musik- und Buchläden und urigen Beiseln verströmt er immer noch alternatives Flairund erinnert auf Schritt und Tritt an Scott McKenzie’s Hippie-Hymne "San Francisco (Be Sure to Wear Flowers in Your Hair)".

Cable Cars

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Die hügelige Lage der USA-Westküsten-Metropole hat steile Straßenzüge zur Folge. Fußmärsche können daher ganz schön anstrengend sein. Aber mit den einzigartigen Cable Cars, einem weiteren Wahrzeichen, lässt sich auch diese Hürde nehmen. Vorausgesetzt, man ergattert einen Platz in diesen Kabelbahnen, die seit 1873 in den Straßen von San Francisco verkehren. Drei Linien sind noch in Betrieb. The Powell-Hyde, die Linie 60, ist bei Touristen am beliebtesten. Wir müssen eine Stunde Wartezeit beim Einstieg nahe dem herausgeputzten Ghirardelli Square in Kauf nehmen. Glücklich ist, wer einen Sitzplatz hat. Auf Stehplätzen ist während der rumpeligen Fahrt Festhalten oberstes Gebot.

Mit der Linie 60 "klettern" wir innerhalb von 40 Minuten von der San Francisco Bay zum Union Square im Zentrum. Rund um diesen schmucken Platz mit Parkanlage finden sich große Kaufhäuser wie Macy’s, Bloomingdale’s, Barneys New York, Saks Fifth Avenue, in den Seitengassen locken die exklusive Boutiquen von Louis Vuitton, Gucci, Dior, Chanel, Prada, Armani und Marc Jacobs. Gap sowie die US-Kultmarke Abercrombie & Fitch sind zwei Blöcke weiter an der Market Street zu finden.

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In unmittelbarer Nähe des Union Square befindet sich auch der Eingang in die Chinatown von San Francisco, mit 80.000 Einwohnern eine der größten in den USA. Das Dragon Gate ist der offizielle Zugang zu diesem 24 Häuserblöcke umfassenden Viertel mit vielen Shops und Restaurants. Der Rundgang lohnt sich.

Auffallend: Chinesen sind in San Francisco als Arbeitskräfte überall im Einsatz, Afro-Amerikaner sieht man generell kaum. Obdachlose hingegen schon. "Es gibt hier zu wenig Einrichtungen, die diese armen Leute auffangen", sagt die Dame an der Kassa in der Mission San Francisco de Asis, besser bekannt als Mission Dolores. Das Haus ist das älteste Gebäude in der Stadt, hier wurde 1776 der Grundstein für San Francisco gelegt. Ein Museum zeugt von der Historie. Die zugehörige Basilika können wir nur durch einen Seiteneingang betreten. Das Hauptportal ist wegen Zuflucht suchender Sandler geschlossen, es wird nur für Gottesdienste geöffnet.

Pier 39

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Ein ganz anderes Lebensgefühl verströmt das Hafenviertel Fisherman’s Wharf mit seinen unzähligen Fisch-Restaurants. Hier pulsiert das Leben, vor allem am Pier 39. Auf der ehemaligen Landungsbrücke aus dem Jahr 1905 geht’s heutzutage zu wie auf einem Rummelplatz. Vom Karussell über Straßenkünstler bis zum Achterbahnsimulator und der Multimediashow "San Francisco Experience" ist hier neben vielen Souvenir-Shops und Restaurants alles zu finden. Auch Seelöwen genießen den Rummel. Sie belagern umliegende Plattformen und sind die Touristenattraktion schlechthin. Ebenso wie das Hard Rock Café beim Eingang zum Pier 39.

Alamo Square

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Ein Muss für San-Francisco-Besucher ist auch die Fahrt über die Lombard Street. Die blumengeschmückte Straße auf dem Russian Hill wird als "kurvenreichste Straße der Welt" bezeichnet. Sie hat ein Gefälle von 27 %, über die acht engen Kurven geht’s mit maximal 8 km/h bergab. Für Fußgänger gibt’s Treppen.

Wer sich für historische Bauwerke interessiert, sollte u. a. zum Alamo Square. Die Ostseite des Platzes säumen die am meisten fotografierten viktorianischen Häuser der Stadt. Die "Six Sisters", die Häuser im Queen-Anne-Stil aus 1895 in der Steiner Street, stehen unter Denkmalschutz und sind als Motive auf vielen Postkarten zu finden.

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San Francisco bietet aber auch andere Top-Sehenswürdigkeiten – zum Beispiel das ehemalige berühmt-berüchtigte Hochsicherheitsgefängnis Alcatraz, die farbenprächtigen Wandgemälde im Mission-Viertel und den riesigen Golden Gate Park mit Japanischem Garten und der California Academy of Sciences, die drei Attraktionen unter einem Dach vereint: ein Aquarium, ein Planetarium und ein Naturkundemuseum.

Ein Aufenthalt in San Francisco ist gut mit mehrtägigen Touren in die Umgebung zu kombinieren – etwa in den wunderbaren Yosemite Nationalpark, ins Urlaubsgebiet Lake Tahoe, auf die landschaftlich reizvolle Halbinsel Monterey, in die kalifornischen Weinbaugebiete Napa und Sonoma, sowie zur spektakulären Küste von Mendocino. Wer weniger Zeit hat, fährt über die Golden Gate Bridge ins nahe Künstlerstädtchen Sausalito und genießt den Ausblick auf die Skyline von San Francisco. Oder spaziert ein paar Kilometer weiter unter mehr als 1000 Jahren alten Redwood-Mammutbäumen durch den Muir Woods Naturpark.