Radeln an der Donau, schlafen auf dem Schiff
Von Maria Gurmann
Ybbs Anlegestelle. Auf dem Pier vor der MS Primadonna stehen sie schon aufgereiht – die hellblauen Fahrräder der Donau Touristik mit den gleichfarbigen Satteltaschen. Blitzblank geputzt, mit oder ohne Akku – je nachdem, wie sportlich die Passagiere der Flusskreuzfahrt sein wollen. Der ebene Radweg entlang der Donau ist aber auch ohne E-Bike leicht zu bewältigen.
Marco, der umsichtige Chef an Bord, wird uns begleiten. Für ihn ist es eine Abwechslung und eine Möglichkeit, die Gäste näher kennenzulernen. Wir radeln entlang der Donau am rechten Ufer Richtung Melk, auf der anderen Seite taucht auf dem Hügel malerisch die Wallfahrtsbasilika Maria Taferl auf, der Himmel ist blitzblau, unsere Glückshormone sind auf Hochtouren. Wie schön ist der Gedanke, nach einem sportlichen Tag aufs Schiff zurückzukehren, sich eine Massage zu gönnen und das Abendmenü reinen Gewissens schmecken zu lassen.
Natur und Kultur
Der Donauradweg zählt zu den schönsten Radrouten Europas. Rund 1200 Kilometer lang ist die gesamte Strecke von Donaueschingen in Deutschland (Baden Württemberg), durch insgesamt vier Länder, bis in die ungarische Hauptstadt Budapest. Wir fahren jeden Tag verschiedene Etappen. Die Route führt zu 90 Prozent auf autofreien Wegen und nur zu zehn Prozent auf Nebenstraßen.
Der Nibelungengau ist eine Region, in der einst Held Rüdiger von Bechelaren im Nibelungenlied seinen Sitz als Lehensmann des Hunnenkönigs Attila hatte. Das ist heute Pöchlarn. Wir machen einen Stopp im Geburtshaus von Oskar Kokoschka (1886–1980). Hier werden, neben einer Dokumentation über Leben und Werk des Künstlers, jährlich wechselnde Ausstellungen gezeigt.
Auf einem Bankerl am Ufer lassen wir uns Sandwich und Obst aus dem von den Schiffsköchen vorbereiteten Lunchpackerl schmecken, bevor wir bis Melk weiter radeln. Dort wartet die MS Primadonna auf uns. Bis zur Abfahrt am Abend in Richtung Bratislava bleibt noch Zeit. Marco braucht uns nicht lange zu überreden – ja, wir wollen noch nach Spitz, auch wenn wir dann noch weitere 32 Kilometer im Sattel sitzen und in die Pedale treten. Die meisten von uns schiebt die Batterie ohnehin ein bissl an. Am Ufer sitzen, ein Achterl trinken, Palatschinken essen, die an uns vorbeiziehenden Schifferln beobachten. Ja, die Wachau ist zurecht ein UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Wege, vorbei an Weingärten, durch Obstbaumalleen und kleine Dörfer sind ein Idyll. Es riecht nach frisch geschnittenem Holz, Heu und reifen Äpfeln und Birnen, die am Wegesrand liegen. Bereit für die Schnapsbrenner.
Relaxen auf dem Schiff
Am Abend heißt es "Leinen los!" Richtung Bratislava. Eine Strecke, bei der das Schiff durch etliche Schleusen fahren muss. Rade Bobokovic, der erste Kapitän, zeigt uns seine Kommandobrücke, die er bei der Durchfahrt von Brücken versenken kann. Seit zehn Jahren hat er das Kommando auf den Schiffen der Donau Touristik. Geboren in Kladova beim Eisernen Tor in Serbien, kennt der Chef der 11-Mann-Nautik-Crew jede Biegung und jede Untiefe des Nibelungenstroms bis Sulina.
Gar nicht müde von der Radtour, hilft Bord-Chef Marco seinen Kollegen beim Servieren des Abendmenüs: Erdäpfelrahmsuppe, Rindsroulade auf Rotweinsauce und Topfenknödel. Alles frisch gekocht, wir haben es mit eigenen Augen gesehen. Denn wir durften auch die Küchenmannschaft in ihrem Reich besuchen – eine Seltenheit, dass man als Passagier einen Blick in die Schiffsküche werfen darf.
Ausgeschlafen und bereit für die nächste Radtour, zeigt uns Stadtführerin Katarina bei einem Spaziergang noch die wunderbar restaurierte Altstadt von Bratislava. Der Kuchen im Kaffee Mayer, ein altes traditionsreiches Café in Bratislava an der Ecke des Platzes Hlavné námestie und der Straße Sedlárska ulica, stärkt uns für die nächste Radetappe.
Die Wetterbedingungen sind perfekt für den Ausflug nach Hainburg, zum Schloss Hof – wo wir nach dem Rundgang gleich jausnen – und nach Devin. Dort schauen wir uns die gleichnamige Burg und das Nationaldenkmal der Slowakei an: Ein vom Kugelhagel durchlöchertes Steintor erinnert an die vielen Menschen, die bei ihrer Flucht vom Osten in den Westen erschossen wurden.
Conclusio dieser Rad-Flusskreuzfahrt: Kein Gepäck auf dem Radsattel mitzuschleppen, erholsam auf dem Schiff die Nächte zu verbringen und trotz der vielen Mahlzeiten an Bord keinen Deka zugenommen zu haben – das hat was.
Info
Anreise nach Passau mit den ÖBB oder eigenem PKW über A1, A8 und in Deutschland A3, Abfahrt 115.
Rad-Kreuzfahrt mit der 4*+ MS Primadonna ab
793 €/p. P. in der Doppelkabine für 7 Übernachtungen: inkludiert sind Vollpension, 4 Landausflüge, 1 Teilkörpermassage.
– Aufpreis fürs Leihrad inkl. Satteltasche für 7 Tage 68 €, E-Bike 150 €. Das eigene Rad kann gratis mitgenommen werden.
– Es gibt fünf Termine ab 25. Mai bis 21. September 2018.
– Route durch vier Länder: Passau–Schlögen–Linz–Tulln–Wien–Komáro–
Esztergom/Štúrovo–Budapest–Bratislava–Krems–Pöchlarn–Passau
– Radrouten sind zwischen 22 und 60 km lang und auch ohne E-Bike leicht zu bewältigen.
Die MS Primadonna ist der einzige Katamaran auf der Donau, Platz für 162 Gäste in 81 Kabinen und 32 Besatzungsmitglieder. Es gibt auch barrierefreie Kabinen, einen Lift, einen Whirlpool und ein Theater an Bord.
Museum Kokoschka Haus in Pöchlarn, Eintritt: 6 €, www.oskarkokoschka.at
Info und Buchung www.donaureisen.at, Tel. 0732-2080-65