Leben/Reise

Wandern und Biken entlang Salzburgs Kräutergärten

Selbst wer überhaupt keine Ahnung von Blumen und Kräutern hat, kennt Gänseblümchen. Die wenigsten wissen allerdings, was man aus ihnen machen kann. Tees gegen Erkältungen etwa. Oder Tinkturen gegen Hautunreinheiten.

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Man kann Gänseblümchen aber auch einfach essen, so wie es kleine Kinder manchmal tun, meint Johannes Pausch. Der Kräuterexperte ist ein Fan des Gänseblümchens. "Erwachsene, die zu viel von dieser Kinderblume erwischen, werden selbst wieder zum Kind", scherzt er. Wahrscheinlicher ist aber wohl, dass die Blumen ihre abführende Wirkung entfalten.

Pausch gibt Kräuterseminare im Europakloster Gut Aich in St. Gilgen am Wolfgangsee, dem der Benediktinermönch als Prior vorsteht. Das Kloster ist einer von knapp 50 Betrieben im Salzburger Flachgau, die fast vergessenes Kräuterwissen wieder unter die Leute bringen (www.teh.at). Sowie alles, was man aus Kräutern machen kann – von Kräuterkissen über Likör bis hin zur Tinktur.

So binden einige Flachgauer Vermieter Wurfsträuße und verteilen sie zur Beduftung in den Zimmern – so wie es zu Kaisers Zeiten am Hofe üblich war. Kräuterkenner erklären, wie man aus Stiefmütterchen Cremen macht und Köche streuen Rosenblätter über Teller.

Rosen zum Drüberstreuen

Auch im Hotel Gmachl gibt es eine eigene Blütenküche. Aufgetischt werden Spezialmenüs, etwa mit Tartar von der Lachsforelle mit Purpur-Rose, Girsch und Linde. Wer da auf die Idee kommt, künftig Teile des neuen Rosenstocks über die Teller zu streuen, wird von Kräuterfee Elisabeth Mayer eingebremst: "Rosen, die man im Handel gekauft hat, muss man mindestens drei Jahre draußen auswachsen lassen." Sie seien behandelt und quasi "Sondermüll".

Mayer hat mehrere Kräuterbücher geschrieben. Das Sammeln von Wildkräutern lernt man aber nur in der Natur, meint sie. Im Flachgau gibt es dazu jede Menge Gelegenheiten. Sportliche können die Kräuterwege mit dem Mountainbike abfahren, gemütlichere steigen aufs E-Bike oder ins Auto. Die meisten Gärten gehören Privaten, die ein, zwei Mal die Woche oder nach Terminvereinbarung ihr Wissen weitergeben.

So wie die 81-jährige Hermi, die in Fuschl am See einen Kräutergarten hat. "Die Kinder aus dem Dorf laufen immer schnurstracks zur Eberraute, weil sie wie Coca-Cola riecht", erzählt sie. Sie persönlich hat Ysop-Bowle lieber. "Dafür steckt man die Blüten vier Stunden in Weißwein, dann Sekt und Kandiszucker dazu und fertig."

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Auch gegen die lästigen Gelsen bei Grillfeiern ist ein Kraut gewachsen. Genau genommen gleich mehrere, die Hermi – in getrockneter Form – fest zusammengebunden hat und vor sich hin glosen lässt. Räuchern hat bei ihr Tradition. "Früher haben wir bei jedem Gewitter geräuchert", erinnert sie sich und gibt den Gästen noch eine Räuchermischung mit auf den Weg.
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Wer Kräuter und Obst lieber hochprozentig zu sich nimmt, ist bei Sigi Rieger gut aufgehoben. In seiner Schnapsbrennerei Primushäusl in Abersee hängen zig Medaillen, die er für seine Brände kassiert hat. Nach der Verkostung diverser Schnäpse, des hauseigenen Gins und Whiskeys kann man auch gleich im Primushäusl übernachten.

An den nasskalten Tagen – diese kommen entlang des Alpennordkamms ja nicht so selten vor – kann man sich auch in der Trumer Brauerei aufwärmen. Braumeisterin Jana weist Bier-Freunde an, Zitroneneberraute, Tricolorsalbei, Melisse und Heilzist in einen Strumpf und dann in den Braukessel zu stecken. Im Mittelalter haben traditionell Frauen Bier gebraut – mit Kräutern von Anis über Johanneskraut bis Wacholder. Bis 1516. Dann wurde das Reinheitsgebot eingeführt, weil das Herzogtum Bayern genug von halluzinogenen Stoffen im Bier hatte.

Ein Highlight für alle, die Anregungen für den eigenen Garten suchen, ist der Erlebnisbauernhof Oberhinteregg. Kräuter wachsen aus alten Kinderhosen und ausrangierten Wanderschuhen oder überwuchern rostige Fahrräder. Der Hofladen ist freitags geöffnet. Nach Voranmeldung kann man auch zum Brotbacken vorbei kommen.

Seen und Sissi-Flair

Wer irgendwann Erholung von den Kräutern braucht, ist an den Seen richtig. Zum Salzburger Seenland gehören Mattsee, Obertrumer- und Wallersee, in unmittelbarer Nähe liegen auch der Fuschl- und der Wolfgangsee. Den besten Blick über den Fuschlsee hat man wohl vom Schloss Fuschl aus, das aus den Sissi-Filmen bekannt ist (allerdings wurde es im Film als Schloss Possenhofen ausgegeben). Die Seeterrasse ist übrigens auch für jene offen, die sich nicht zu den Hotelgästen des 5-Sterne-Superior-Hauses zählen.

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Unterbringung z. B. 4*S-Hotel Gmachl in Salzburg-Elixhausen, Zimmer ab 94 Euro (DZ/NF, inkl. Spabereich, Fahrradverleih usw.), www.gmachl.com

Pakete z. B. 4*S- Ebner’s Waldhof Resort & Spa (4000 Quadratmeter Spa-Bereich) direkt am Fuschlsee ab 408 Euro (3 ÜN im DZ/erweiterte HP) oder Golfarrangement (inkl. Spielberechtigung im GC Waldhof während des gesamten Aufenthalts) ab 292 Euro (2 ÜN im DZ/erweiterte HP), Preise inkludieren Nutzung der gesamten Anlage inkl. Tennisplatz und Fahrradverleih).
www.ebners-waldhof.at

Kulinarik und Kräuter Genusswege für Käsefreaks, Fischfans oder Schnapsverkoster. Jener für Kräuter-Interessierte führt zu Kräutergärten, Kräuteralmen, Bio-Höfen und Hotels. Kräuterpädagogen und TEH-Praktiker (Traditionelle Europäische Heilkunde) bieten Kochkurse, Seminare, Wanderungen und Verkostungen. Klostermedizin, bäuerliches Heilwissen und heidnische Bräuche treffen aufeinander. Spezielle Angebote auch für Kinder (Via Culinaria 4Kids). – Tipp: Biohof Schiessentobel in Seeham mit Blick ins Salzburger Seenland, www.schiessentobel.at

Auskünfte 0662/6688-0
www.salzburgerland.com