Leben/Reise

Eisjuwel im Kalkfels

Die Bergführerin drängt zur Eile. Ab Mittag bilden sich Gewitter, hat der Wetterbericht vermeldet. Dann drohen hier oben Blitz- und Steinschlag - und Sturzbäche, die den Weg zurück ins Tal versperren. Die Pause bleibt darum kurz: Müsliriegel, Apfel, ein Schluck Wasser - und es geht weiter den Berg hinauf.

Der unmarkierte und oft schwer zu findende Steig schlängelt sich über brüchige Felsbänder und steile Wiesen zu einem ausgesetzten, grasbewachsenen Grat. Und dann ist plötzlich alles Grün weg. Die kleine Gruppe quert noch ein kleines Schneefeld und eine Geröllhalde und steht am Rande des Eiskars, dem südlichsten Gletscher Österreichs, mitten in den Karnischen Alpen. Ausgangspunkt der geführten Expedition ist Kötschach-Mauthen.

Besonderheit

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Hier, hoch über den Almen des Karnischen Höhenwegs, erhebt sich die imposante Kellerwand: 1100 Meter fast senkrechter Fels, und mittendrin ein Juwel für Glaziologen (Gletscherforscher). "Ein Gletscher in dieser niedrigen Höhe ist ungewöhnlich", meint Gerlinde Ortner, Leiterin des Geopark Kärnten. "In den Alpen liegen sie im Schnitt auf 2700 Meter, hier sind wir 500 Meter tiefer."

Die steilen Kalkwände schützen das Eis vor der Sonne und speisen den Gletscher regelmäßig mit Lawinenschnee. "Seit 2008 ist kein Rückzug zu beobachten", erklärt Ortner.

Das Eiskar ist einer von nur sieben heimischen Gletschern, die im Vorjahr stationär blieben, also nicht zurückgingen. Trotzdem ist es ein Wettlauf gegen die Zeit. 1897, als der kleine Gletscher erstmals vermessen wurde, war er noch doppelt so groß.

Jetzt, im Juli, ist das Eiskar noch meterhoch mit Altschnee und Geröll überzogen. Das blanke Eis wird erst im September frei liegen. Spalten gibt es hier zwar nicht, dafür eine andere Attraktion.

Peter Schönlaut greift zum Hammer und klopft vorsichtig einen Stein ab, den er aus den Schutthalden der Gletschermoräne gezogen hat. Dann zeigt der pensionierte Geologe kleine Fossilien - in diesem Fall versteinerte Korallen, die von einer spannenden Vergangenheit zeugen.

Erdzeitalter

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Die Region gilt als Pilgerstätte für Geologen: Die höchsten Gipfel der Karnischen Alpen lagen vor 365 Millionen Jahren noch im Meer und bildeten ein Korallenriff. Wer genau schaut und weiß, wonach er Ausschau halten muss, stößt rasch auf Spuren aus den beiden Erdzeitaltern Devon und Karbon - eine unerwartete Auffrischung von einst im Biologieunterricht Erlerntem.

Der Aufstieg zum Eiskar dauert drei bis vier Stunden und führt vom Plöckenpass auf alten Kriegswegen und vorbei an den Resten der Stellungen aus dem Gebirgskrieg von 1915-1918 auf die Grüne Schneid. Dann endet der markierte Weg. Kondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit sind ein Muss, für Helm und (bei Bedarf) Sicherungsgurte wird gesorgt.

Info

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Termine Die Expedition ins Eiskar ist Höhepunkt eines 7-tägigen Pauschalprogramms des Geoparks Karnische Alpen und der Naturarena Kärnten. Buchbar: 14. bis 20. August und 4. bis 10. September.

Preise Das Programm inkludiert u. a. mehrere Wanderungen mit geologischem Schwerpunkt und ein sechsgängiges Menü auf Zwei-Hauben-Niveau. 3*-Hotel ab 510 Euro, 4*-Hotel ab 582 Euro p. P. im DZ inkl. HP, in der Frühstückspension ab 474 Euro.

Info & Buchung:

Geopark Karnische Alpen, Tel.: 04718/ 301 33, www.geopark-karnische-alpen.at ; Kärntens Naturarena, Tel.: 04782/ 3131, www.naturarena.com ;
Logis-Tipp: Schlemmer Hotel Kürschner in Kötschach-Mauthen,Tel.: 04715/ 259, www.hotel-kuerschner.at