Das Wunderwerk St. Gotthard-Basistunnel, mit 57 km Länge Weltrekordler, beschert Zug-Freunden ein Flitz-Erlebnis der Superlative. Der KURIER hat die Durchfahrt vorab getestet.
Gioachino RossinisOpernmusik aus "Guillaume Tell" ist der musische Begleiter, wenn der Gottardino 2016 am Nordportal des Gotthard-Massivs in Erstfeld im Kanton Uri im finsteren Loch verschwindet und nach kurzem Sprint mit 250 km/h in Bodio der grellen Tessiner Sonne entgegen flitzt. Es herrscht Ausnahmezustand unter den "Pionieren" des Panorama-Zugs, obwohl ihnen der magische Blick auf das "Königliche Gebirge" (Goethe) geraubt und die Faszination der wilden Weltverborgenheit auf den Serpentinen des Schweizer Hochgebirges eingetauscht wird gegen eine bärenstarke Metallröhre, in der das technische Milieu für eben die Superlative "länger, schneller, leistungsstärker, sicherer" gesteuert wird.
Selbstredend, dass so ein "Sonderzug" nicht etwa nach Pankow fährt. Ein echter Gottardino in "seinem" Tunnel kann nur im Bahnland Schweiz verkehren. Die dortigen Bundesbahnen sehen in der neuen Alpentransversale auf Schienen Schweizer Werte wie Innovation, Präzision und Zuverlässigkeit verwirklicht, die erste Politgarnitur der Eidgenossen verpackt das Eigenlob in "Realisierung einer großen umwelt- und verkehrspolitischen Mission". Die primären Überlegungen zum Gigant-Projekt liegen knapp 70 Jahre zurück, aber erst Anfang Juni 2016 zelebriert die offizielle Schweiz auf der "Erstfelder Wiese " den Tunnel-Weltrekord, der wohl mit einer unvergleichlich anderen Nachhaltigkeit ausgestattet ist als der legendäre Schwur auf der gar nicht weit entfernten "Rütli-Wiese". Damals legen Auserwählte der drei Urkantone Schwyz, Uri, Unterwalden einen Eid gegen die tyrannischen Vögte der Habsburger ab. Jetzt schließt die Schweiz einen neuen Bund zwischen Schiene und Berg, der in der Hauptsache die enorme Zunahme im europäischen Nord- Süd-Güterverkehr mit vier, fünf Garnituren pro Stunde und Richtung abfedern soll.
Für Schweiz-Touristen freilich gehört das St. Gotthard-Massiv nicht nur wegen des Wunderzugs zur Pflicht. Der meistbefahrene Schweizer Pass (über 2000 m) im Mischkreis von germanischer und romanischer Kultur, im historischen Herzen der Eidgenossenschaft mit ihren malerischen Seen und der geballten Wilhelm-Tell-Szenerie, zieht speziell Biker und Wohnwagenfahrer magnetisch an, während Nostalgiker Panoramazüge auf der alten Trasse bzw. Fahrten in Postbussen, gelegentlich sogar in Pferdekutschen zum Maß der Reisedinge machen.
Ganz spezielle Episoden alpinen Lebens liefern das Hospiz, die wechselvolle Geschichte der Unterkünfte am Pass und vor allem Sasso, heute vielbesuchter Erlebnispark inmitten schroffer Felsen, die schier schwarz in die bedrohlich nah scheinenden Wolken ragen, ehemals geheime Militär-Festung der Schweiz, Lager für Munition, Lebensmittel und Versteck der Goldreserven. Neben Kanonenrohren tut sich ein gewaltig pfundiges Panorama auf, von dem selbst eingefleischte Schweizer, die den Tunnelzauber mitgemacht haben, süffisant sagen: Super isch’s gsi, eifäch super. Das meinen auch die "Pioniere des Gottardino 2016."
Swiss Travel PassKombi-Ticket für City-Öffis, Busse, Bahnen, Schiffe und Museen. Preise je nach Dauer (3 bis 15 Tage) und Kategorie (1. bzw. 2. Klasse) ab ca. 200 Franken. Verbilligter Jugendtarif bis 26 Jahre. www.swisstravelsystem.com
Währung1 CHF = 0,914 Euro, die Schweiz ist also touristisch sehr teuer
Essen,Trinken, Schlafen z. B. Grotto San Rocco, sehr gutes Terrassen-Restaurant (mit wunderbaren Risotti) am Luganer See: Preise in CHF: Salat 10, Minestrone 12, Spaghetti 16 bis 22, Rindsfilet (200 g) 48, Tiramisu 11, Käse 16. Schweizer Weißwein 40–60/Flasche. Unterkünfte im Schnitt um fast 50 % teurer als bei uns
Angebot Das Reisebüro Kommen Sie mit! bietet vom 15. bis 18. 7. 2017 eine Reise inkl. Fahrt im Gotthard Panorama Express, 1. Klasse und durch den längsten Eisenbahntunnel der Welt, 2.Klasse. inkl. Flüge, ÜN und HP, Stadtführung in Luzern und Zürich und Schiffsrundfahrt auf dem Vierwaldstättersee ab 899 € pro Person im DZ.