Donauradweg: Flussfahrt in trockener Kiste
Von Axel Halbhuber
Am schönsten ist der Donauradweg abseits der Donau. Dort begegnet man Menschen mit Geschichten: Überschwemmungsdramen im flachen Machland, wo die Dörfer nun Dämme bekommen und Schleusentore als Ortseinfahrt. Wie Burgtore. Und tatsächlich wirkt der Juniorchef des Gasthauses Häuserer in Mitterkirchen ritterlich, als er das Fotoalbum zückt. Als er erzählt, wie man den bestialischen Hochwassern aus dem ersten Stock zuschauen musste und das Lokal schlussendlich doch wieder in Schuss gebracht hat.
Oder die Liebesgeschichte der Thailänderin mit vorarlbergischem Dialekt, die ihrem Spitzenkoch nach Weins bei Persenbeug folgte, als ihn der elterliche Ruf ereilte, das Wirtshaus zu übernehmen. Sie kam als Achtjährige ins Ländle und lebt nun nach Mekong und Rhein an der Donau. Er lernte in Haubenküchen und begegnete ihr in Wien. Nun machen sie aus einem soliden Lokal mit Zimmern einen Geheimtipp, den man auf der Tour von Passau nach Wien nicht auslassen sollte.
Scheinbare Natur
Am langweiligsten fand Valentin den Donauradweg direkt an der Donau. Wenn der Sohn ob mangelnder Abwechslung zu quengeln begann, verstand ihn sein Vater: Die Asphaltbahnen am Damm sind makel- und leblos. Einerseits ein Fluss, der nicht fließt – Dammpassagen sind meist Staubecken des nächsten Kraftwerks. Andererseits die geometrischen Baumreihen aufgeforsteter Auwälder. Die gierigen Augen eines kleinen Kindes entpuppen diese scheinbare Natur als sterile Kilometer. Es sind die Reisemomente, in denen man abbiegt, um sich auf einer Wiese zu wälzen. Valentin sah erstmals einen Regenwurm.
"Der Reisende sieht, was er sieht. Der Tourist sieht das, weswegen er gekommen ist."
- Gilbert Keith Chesterton (englischer Buchautor, 19./20. Jhdt.)
Er grinst bei jedem Auto auf den wenigen Passagen entlang der Straße, die man dank Nord- und Südufervarianten des Donauradweges fast immer vermeiden kann.
Als Valentin, Vater und Opa am fünften Tag Krems erreichen, entscheiden sie sich für den Zug. Ab hier gibt’s keine Autos, aber noch 80 Dammkilometer.
Anreise
Von 1. 5. bis 26.10. fährt täglich um 7.28 Uhr der RadExpress vom Wiener Franz-Josefs-Bhf. nach Passau. (Erw. 30 €, Kind 15 €). Infos zu kombinierten Schiff- und Radreisen oder Pauschalpakete mit Gepäcktransport auf donauradweg.at oder bei www.pedalpower.at
Strecke & Unterkünfte
Die 320 km Donauradweg zwischen Passau und Wien sind sehr gut beschildert, Planung ist jedoch für die Wahl der Uferseite wichtig. Die Strecke ist flach, die Etappenlänge eine Konditionsfrage. Es lohnt sich, Zeit für Sehenswürdigkeiten und zum Verweilen einzuplanen. Es gibt zahlreiche Übernachtungs- und Einkehrmöglichkeiten, Reservierung in der Hochsaison zu empfehlen. Neuer Geheimtipp: Gasthaus Hinterleithner in Weins, www.hinterleithner.at
Fahrrad
Das „Nihola Family“-Lastenrad kann man bei Pedalpower leihen, Gebühr: 40 €/Tag, ab 5 Tagen je 30 €, ab 8 Tagen je 15 €. www.pedalpower.at
– Verkauf und Beratung bietet Heavy Pedals, heavypedals.at
Info
Die Website donauradweg.at ist hilfreich, aber unübersichtlich. das Tourbuch „Donau-Radweg, Teil 2“ von Bikeline klarer.
Die Destinationen
Vom Getümmel im Babyhotel über Reisen ans Meer und eine Kreuzfahrt, eine Radtour von Passau nach Wien und eine kleine Weitwanderung bis hin zur Tour nach Zentralasien – Valentins Reisepläne sind vielfältig.