Leben/Reise

Der Massage-Nepp

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Die österreichischen Wellness-Hotels haben zugelegt – aber nicht qualitativ, sondern preislich. Die heimischen Hotelpreise sind erstmals signifikant höher als jene in Deutschland, erklärt Christian Werner, Herausgeber des Relax Guide. Dank gesunkener Mehrwertsteuern ist der durchschnittliche Halbpensions-Tarif in Deutschland auf 82,86 Euro gesunken, während gestiegene Wasser- und Kanalgebühren die Preise in Österreich auf 85,73 Euro hochgetrieben haben. Das ist nicht der einzige Minuspunkt: "Das Convenience-Essen greift um sich wie eine Seuche", bemängelt Werner. "Es kommt teilweise vom selben Lieferanten – nur die Mikrowelle ist eine andere." In der 14. Ausgabe des Wellness-Führers konnten nur 288 der 1029 getesteten Häuser die nötigen 13 Punkte für eine Lilie erreichen. 62 haben die Auszeichnung verloren – dafür können sich 55 Hotels über eine bessere Benotung freuen. Neu sind überdies Kennzeichnungen mit den Attributen "hundefreundlich", "kinderfreundlich" und "familienfreundlich". Hundefreundlich bedeute allerdings nur, dass man seinen Vierbeiner ohne vorherige Absprache mitnehmen kann – das gilt derzeit für 45 Hotels. "Wir haben nicht getestet, ob die Anbieter auch lieb zu Hunden sind." Mit familienfreundlich werden jene Häuser gekennzeichnet, die eine Infrastruktur für Kinder anbieten – vom Spielplatz bis zur Wasserrutsche. Kinderfreundlich ist ein Anbieter, wenn er eine im Preis inbegriffene ganzjährige Kinderbetreuung anbietet.

Handwerk

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Hauptkritikpunkt des strengen Wellness-Prüfers: die Massagen. "Die Zahl der Angebote hat sich vervierfacht, aber das Niveau ist von Jahr zu Jahr entglitten." Nur 24 Prozent der Behandlungen wurden nach dem Schulnotensystem mit der Note 1 oder 2 bewertet. "Es gibt immer weniger echte Massagen – das Handwerk stirbt aus. Das, was man bekommt, ist bestenfalls Streicheln auf tiefem Niveau. Diese Behandlungen bekommen Namen wie Energietraum und man wird bei Dödelmusik mit Öl eingeschmiert. Das ist sinnlos und kostet viel Geld." Um Kosten zu sparen, würden in Wellness-Hotels immer öfter angelernte Hilfskräfte auf die Gäste losgelassen. "Hier wird buchstäblich am Rücken des Gastes gespart." Werner rät daher, die klassische Massage zu buchen – wenn sie nicht den Erwartungen entspricht, solle man keine Scheu haben, sie abzubrechen und die Bezahlung zu verweigern. "Machen das viele, wird es nicht lange dauern und das gute alte Handwerk ist zurück in den Häusern."

Der Relax Guide 2013 ist ab sofort um 24,90 Euro im Handel erhältlich. Infos unter www.relax-guide.com

Viele Angebote und viel Abzocke in der "neuen Toskana"

Die kroatisch-slowenische Halbinsel wird dank kristallklaren Wassers und guter Erreichbarkeit für immer mehr Österreicher zu einem interessanten Urlaubsziel – Grund genug für Wellness-Tester Christian Werner und sein Relax-Guide Team, die "neue Toskana" im heurigen Special unter die Lupe zu nehmen. Allerdings kam er zu einem ernüchternden Ergebnis: "Wirklich feine Häuser sind rar – groß ist dafür die Gefahr abgezockt zu werden." Geprüft wurden 56 Hotels, die einen Spa-Bereich ausweisen – der Großteil war von mitteleuropäischen Standards weit entfernt: "Was die unter Wellness verstehen, ist wirklich schwach – da gibt es großen Nachholbedarf." Winzige Saunas und Pools, fehlende Fitnessgeräte und mangelnde Hygiene. Dazu kamen saftige Aufpreise für Garage, Liegen und Sonnenschirm – selbst für das Rufen eines Taxis oder die Reservierung in einem externen Restaurant. Die Tester wurden sogar angelogen: "Billige Tiefkühlware wurde als fangfrischer Fisch verkauft." Alle Hotels sind im Istrien-Special beschrieben – mit Lilien wurden im End­effekt nur 17 Häuser ausgezeichnet. Werner: "Das war Micky-Maus-Wellness. Da kommt man zurück nach Österreich und weiß zu schätzen, was die Hotellerie hier leistet."

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