Asiaten lieben das Oktoberfest - vor allem daheim
Unter blinkenden Lichtern und dröhnender Musik mischt sich Danny Gorospe unter die Tausenden Feiernden, die Biergläser heben und auf den Boden stampfen. Auf wenigstens ein Bier-Fest im Jahr wollte der Programmierer mit fünf Freunden gehen. "Das bringt uns zu unseren Studientagen zurück!" Ein Freund drückt ihm ein Glas in die Hand. Sie sind auf dem Oktoberfest - in Manila auf den Philippinen.
Bier-Festivals gibt es das ganze Jahr über in Asien. Die Region produzierte laut einer Erhebung des japanischen Brauereikonzerns Kirin Beer 2013 rund ein Drittel des weltweit hergestellten Gerstensafts. Der asiatische Prokopfkonsum lag einem Bericht der Firma Heineken zufolge im Schnitt bei 29 Litern pro Jahr.
In Japan, eine der größten Biertrinker-Nationen der Region, gibt es Oktoberfeste von Frühling bis Herbst. Erst kürzlich trafen sich in Tokio Tausende in einem Park, um sich mit Tanz, Gesang, Geschrei und Bier einzuschunkeln. "Ich mag deutsches Bier und mir gefällt diese Atmosphäre", sagte der Firmenangestellte Seiichi Osaki. "Im Job geht es oft hart zu, aber solche Events helfen mir, auszuspannen."
Auch in China fließt das kühle Blonde reichlich. Hier wurde 2013 mit mehr als 46 Milliarden Litern etwa fünfmal so viel Bier gebraut wie in Deutschland. Megastädte wie Peking und Shanghai veranstalten Feiern mit Wies'n-Charakter tatsächlich im September und Oktober. Das größte und berühmteste Fest findet aber in der Hafenstadt Qingdao statt, wo 1903 die älteste Brauerei Chinas öffnete. Das 16-tägige Qingdao Beer Festival zieht mehr als vier Millionen Trinkfreudige an.
"Bier mag kein in Asien beheimatetes Getränk sein, aber Hunderte Jahre der Kolonisierung haben seinen Geist zum Teil des asiatischen Lebens gemacht", sagt der Investmentanalyst Liu Bao Sheng in Malaysia. In dem mehrheitlich muslimischen Land versuchen sich die Marktführer-Brauereien Guinness Anchor Berhad und Carlsberg jedes Jahr aufs Neue mit ihren Oktoberfesten zu übertreffen.
Bierreiz
Der Reiz des Bieres fließt durch Asiens Kulturen und Religionen hindurch. So trinkt zwar ein Teil der Bevölkerung in Indien weiterhin überhaupt keinen Alkohol. Aber eine rasante Verstädterung und ein Wandel gesellschaftlicher Werte haben den Bierkonsum im Subkontinent trotzdem wachsen lassen. Ans Münchner Original angelehnte Feste haben Bier vor allem bei der jüngeren Generation beliebt gemacht. Sehr bekannt ist das "Great Indian Octoberfest" in Bangalore, zu dem 2013 rund 75.000 Besucher kamen. "Es gab seit seinem Start 2005 mit jedem Jahr ein 20- bis 25-prozentiges Besucherwachstum", so der Mitorganisator Vilaass Hiregoudar.
Bier bleibt auch in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs ein stabiler Markt. Als in Vietnam 2013 die verarbeitende Industrie strauchelte, wuchsen Bierproduktion und -Konsum weiter. Der durchschnittliche Bierdurst eines Vietnamesen lag 2013 laut dem Heineken-Bericht bei 34 Litern. Ein beherztes "Mot, hai, ba yo!" - das vietnamesische "Prost" - erklingt beim "Oktoberfest Vietnam" in Hanoi und in Ho-Chi-Minh-Stadt jeweils ein paar Tage im Oktober. 17.500 Menschen ziehen beide Feste zusammen an. Die German Business Association preist sie als die größten ihrer Art in Südostasien.
Dafür wird das "Oktoberfest Asia" vom 9. bis 11. Oktober in Singapur nach Aussage seiner Organisatoren das erste "authentische in Asien". Es werde echtes bayerisches Bier und Essen geben, dazu echte Volksmusikanten, und auch sonst werde die Atmosphäre die Münchner Party nach Singapur holen, heißt es auf der Website des Veranstalters. Dieser verspricht: "Das Original!"